Prolog

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Mit schnellen Schritten durchquert er die riesige Eingangshalle. Weder der prunkvollen Wölbung an der Decke, noch die große Treppe die in das Erste Obergeschoss führt, kann er dabei ausblenden.

Es ist viel Zeit vergangen seit er das letzte mal hier war, doch noch immer überkommt ihn ein unbehagliches Gefühl innerhalb dieser Mauern.

Seine Augen mustern automatisch jeden der Räume, er hat gelernt wachsam zu sein, jedes noch so kleine Detail in sich aufzusaugen und es zu speichern. Alles ist so wie es schon immer war.

Die alten Ölgemälde zeigen Landschaften, Szenen von prachtvollen Festen aber auch frühere Könige aus längst vergangenen Zeiten.

Kronleuchter baumeln von den Decken und aus den großen Rundbogenfenstern kann man einen Blick nach draußen in den Garten werfen, wo sich wuchernde Bäume und Büsche mit grauen moosbewachsenen Staturen um den Platz streiten.

Früher war der Garten ein wahres Prachtexemplar, mit einer großen immer frisch gemähten Wiese, auf der er als Junge spielte, während seine Mutter und seine Großeltern an einem Tisch saßen und den leckeren selbst gebackenen Apfelkuchen aßen, den seine Oma kurz davor erst aus dem Ofen geholt hatte. Warm mochte er ihn nie so gern, deshalb hat er  gewartet, bis seine Mutter ihm zurief das er nun kalt sei.

Sein Magen zieht sich zusammen. Vielleicht aus dem Grund das er lange keinen Apfelkuchen mehr gegessen hat und sich sein Bauch nach dem herrlichen Geschmack sehnt, vielleicht auch weil der starke Geruch von Zigarre in seine Nase steigt, der sich all die Jahre in den Wänden und Polstern niedergelassen hat. 

Er mochte diesen Raum noch nie, mit seinen alten Ledersesseln und den protzigen Bücherregalen die bestückt mit Erstausgaben und der ausführlichen Geschichte seiner Familie den halben Raum einnehmen.

Interesse an seinem Stammbaum hatte er nicht gehabt, ganz zum Trotz seinen Vaters, der davon besessen zu sein schien.

Sein Erzeuger hatte die schönsten Sommertag hier drinnen verbracht, mit etlichen Büchern um sich herum, anstatt draußen mit ihm und seiner Mutter das Wetter zu genießen. Als Kind war er einfach nur traurig über dieses Verhalten, aber nun...nun ist es die Wut die ihn bei dieser Erinnerung beherrscht.

Er schüttelt leicht den Kopf um den Gedanken daran wieder zu verdrängen. Er hasst sich dafür das er immer wieder an diese Zeit zurück denken muss, wie gern würde er es einfach vergessen und sich nur an die schönen Zeiten erinnern.

Sein Vater war schließlich nicht immer so.

Es gab Tage, ja sogar Wochen da hat er diesen Raum nicht ein einziges mal betreten. Stattdessen haben sie Ausflüge gemacht. Sein Vater, seine Mutter auch seine Großeltern waren dabei. Er hat es geliebt mit ihnen in den Zoo zu gehen oder Eiscreme zu essen oder einfach nur einen Ausritt zu machen. 

Ein Räuspern lässt ihn innerlich zusammen zucken und die Gedanken an damals sind plötzlich wie von einen Schwamm verwischt.

„Guten Tag Vater" 

Ein gutgebauter und großer Mann mit Haaren, die noch keinen Ansatz von grau aufweisen, schreitet durch den Raum und bleibt kurz vor den jungen Mann stehen.

Seine scharfen Augen mustern ihn.

Es kommt ihm vor, als ob er in einen Spiegel blickt.

Sie sehen sich so ähnlich und doch sind sie so verschieden. 

„Schön dich wieder zu sehen mein Junge."

Er breitet die Arme aus, doch der Bursche stürzt sich nicht hinein, so wie er es als Kind oft getan hat.

Keiner der beiden kommt auf den Gedanken den Blick abzuwenden, doch dann genehmigt er seinen alten Herren ihn kurz in die Arme zu schließen, auch wenn dieser Moment nicht von langer Dauer ist.

„Warum wolltest du mich unbedingt persönlich sprechen? Hätte es nicht gereicht es mir am Telefon zu sagen?" 

Er erkennt seine Stimme kaum wieder. Die Schule hat ihn verändert. Seine Stimme ist härter geworden und auch er selber ist nun stärker.

Früher hatte allein schon die gerade Haltung seines Vater's ihn eingeschüchtert, aber jetzt?

Nein, diese Zeit ist vorbei. 

„Ich wollte dich mal wieder zu Gesicht bekommen und auch deine Mutter wollte dich mal wieder hier haben."

„Mutter? Du weist das sie..." mit einer Handbewegung schneidet er ihm das Wort ab.

„Ich denke sie hätte es einfach gewollt das du ab und zu mal vorbeischaust." 

Eine Stille legt sich über die beiden Männer. Bis sein Vater wieder das Wort ergreift.

„Du musst mir einen Gefallen tun Sohn." 

Jetzt kommen wir der Sache schon näher!

Er ließ den Gedanken aber unausgesprochen.

„Und der wäre?"

Als er den Raum mit dem Auftrag seines Vater verlässt kann er es nicht fassen. Nach all den Jahren wird er endlich wieder in seiner zweiten Heimat sein.

Die Heimat, die auch die seiner Mutter war.

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Hallo meine Lieben,

schön das ihr hier her gefunden habt. Ich hoffe euch wird die Geschichte gefallen und es wäre toll wenn ihr weiterhin dran bleibt. Vielleicht ist sie am Anfang noch etwas träge, aber das ändert sich. Versprochen.

Über Kritik und Lob würde ich mich freuen und nehmt bloß kein Blatt vor den Mund ;) sagt mir einfach was sache ist =)

Viel Spaß beim lesen =)

Eure Kayt

College of Knights - GezeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt