"Oh nein, Bruder. Das ist jetzt vorbei." war nun Edward wütend und zerrte Adam von dem Diwan herunter. Selten hatte Adam ihn so wütend gesehen, dies war eines dieser seltenen Momente.

"Zu Anfang warst du wohl wütend auf sie. Ich kann dich verstehen, wirklich. Doch was du jetzt tust hat nichts mehr damit zu tun. Du bist wütend auf dich selbst sie gehen gelassen zu haben."

Jetzt platzte alles aus Adam.
"Was weißt du schon? Die ganze Zeit hat sie mich belogen. Von der ersten Minute war alles, alles, eine Lüge und ich Idiot habe ihr vertraut! Weißt du, sie gestand mir sogar, dass sie mich nie geliebt hat!"

"Das war eine Lüge!" sprach nun Andrea und wirkte sichtlich erzürnt.
"Von all den Lügen wie du sagst, war das die reine Wahrheit. Sie liebt euch so sehr."
Ihre Hand schnellte hervor und auf ihrer Handfläche lag etwas, dass Adam bekannt war.
Der Ehering.
Geschockt blickte er darauf. Sie hatte ihn abgenommen. Wut stieg in ihn hoch.

"Wenn sie mich doch so liebt, weshalb hat sie ihn den abgezogen?"

"Weil sie wollte, dass du dich nicht an sie gebunden fühlen solltet. Sie wollte dir weiteres Leid ersparen."

Ja, das klang nach ihr, schmunzelte Adam kurz und starrte dann auf seinen Ring. Trotz allem hatte er nicht eine Sekunde daran gedacht seinen Ehering abzunehmen. Er war wütend, war verletzt und vor allem war er stur, konnte nicht über seinen eigenen Schatten springen.

"Das ändert doch nichts an der Lüge." hielt Adam an seinem Dickkopf fest und bekam von seinem Bruder eine Faust ins Gesicht. Erschrocken über die Tat wurde er dann gegen die Wand gedrückt und spürte Edwards gesammte Wut.

"Führe dich nicht wie der widerliche Junge von damals auf, der es nicht schaffte über seinen Schatten zu springen. Ich lasse nicht zu, dass du dir dein Leben zerstörst, ist das klar? Du wirst dich zusammenraufen und endlich das tun, was du wirklich möchtest." gab Edward ihm eine klare Antwort und Adam zitterte innerlich.

Andrea kam näher und legte ihrem Verlobten eine Hand auf die Schulter, um ihn zu besänftigen, sodass er locker ließ. Dann hielt sie Adam den Ring hin.
"Zwar ist Emma nicht Grace. Doch, auch wenn sie kein königliches Blut hat, so hat sie das Herz einer Königin. Du hast ihr geholfen eine zu sein, so wie sie dich zu einem besseren König gemacht habt. Ihr gehört zusammen."

Der Ring funkelte im schwachen Kerzenlicht und Adam dachte an die Hochzeit zurück. Für alle Zeit hatten sie sich geschworen. Er dachte an seinen Ring und wusste die Antwort. Er wollte sie nicht verlieren.

Er wollte Emma nicht verlieren.

Den Ring von Andrea entgegennehmend verlor Adam allmählich die Wut in sich und sehnte sich nach ihr.

Doch vorher musste noch etwas passieren. Seine Haare mit seinen Fingern nach hinten kämend, atmete er nochmal tief durch.

"Ok, ruft mein Rat zusammen. Wir müssen noch etwas tun."

~~~~~~~~~~~Emmas Sicht~~~~~~~~~~

Eine ganze Woche lebte Emma nun in diesem Schloss und erforschte mit Gideon jeden Winkel, um es besser kennen zu lernen. Ihr Gemach fand Emma schön, denn es war groß gehalten und ein großes Bett fand darin Platz. Auf dem Boden waren weiche Schafsteppische auf denen Emma lieber saß als auf den Sofas oder den Stühlen. Oft dachte sie daran, wie gerne sie mit Adam das Bett teilen wollte und sehnte sich nach seiner Nähe.

Auch jetzt dachte Emma an ihn , während sie im Speisesaal mit Gideon zu Mittag aß. Im Wesentlichen hatte Emma ziemlichen Hunger, besonders aufgrund der ganzen Erkundungstouren, doch schmeckte ihr nichts wie vorher.

"Grace", sprach Gideon sie an, "geht es Euch nicht gut? Ihr seht blass aus."

Gideon hatte Recht. Emma fühlte sich nicht gut. Eine Weile spielte ihr Körper verrückt und sie musste ihm versprechen zum Medikus zu gehen.
Gideon begleitete sie direkt mit.

Im Behandlungszimmer angekommen nahm Emma auf der Liege platz, während Gideon an ihrer Seit stehen blieb. Der Medikus war ein älterer Mann, namens Kalwyn, mit etwas längerem Bart und mit hellblauen Augen. Eine dicke Knollnase zeichnete ihn aus und machte ihn auf Anhieb sympathisch.
Der Behandlungsraum war über und über mit Flaschen, Gläser oder undefinierbaren Sachen gefühlt. Ihre Freundin Avery hätte bestimmt zu allem erklären können, worum es sich bei den Dingen handelte.

"Eure Hoheit." kam eine sanfte Stimme unter dem Bart hervor und seine Augen zeigten ihr, dass er ihr mit völliger Aufmerksamkeit zuhören würde. Nicht weil sie seine Königin war, sondern weil es seine Art war.
"Wie kann ich Euch helfen?"

Emma musste erstmal überlegen was sie ihm sagen wollte.
"Nun, es hatte vor ungefähr drei Wochen begonnen, dass mir wiederholt schlecht wurde. Zunächst dachte ich, dass läge an meinem... emotionalen Stress. Doch die Übelkeit und der Schwindel ist geblieben."

Kalwyn nickte und begann dann ihren Puls zu fühlen und ihre Augen zu untersuchen.
"Dürfte ich euren Bauch bitte abtasten?" bat er und Emma gab die Erlaubnis.
Nach einigem drücken hier und dort, fragte er dann:
"Hat sich euer Geschmacksinn denn ebenfalls in der Zeit verändert?"

"Ja."

"Öfter Stimmungsschwankungen?"

"Hin und wieder. Ich bin nun öfter müde, trotz genügend Schlaf."

"Dann noch eine Frage. Wann hattet Ihr eure letzten Blutungen?"

"Na, das war vor..." wollte Emma selbstsicher antworten und hielt inne. Sie musste wirklich überlegen, wann diese gewesen waren. Das letzte Mal war vor ihrem Konflikt mit Bradley gewesen, also...

"Bei den Göttinnen!" sprang Emma von der Liege und konnte es nicht glauben. Ihre letzten Blutungen waren nun fast sieben Wochen her.

"Grace, was ist los?" sorgte sich Gideon und sah vom Medikus zur Königin hin und her, als er ihre Tränen sah.

"Ich gratuliere Euch, meiner Königin. Ihr seid schwanger." lächelte der alte Mann, der ihre Reaktion richtig verstand und Gideon strahlte bei den Worten und nahm Emmas Hand in seine.
Ungläubig hielt Emma sich ihren Bauch und Freudentränen bildeten sich in ihren Augen.
Sie war schwanger!

Oh, wenn Adam das wüsste!

Mit einem Mal verflog die Freude und Emma nahm wieder Platz.
Sie konnte es ihm nicht erzählen. Zumal er in weiter Ferne war und sie war sich nicht sicher, ob er sich überhaupt darüber freuen würde. Ihre Freudentränen wandelten sich zu Tränen der Trauer, denn sie wünschte sich sehnlichst Adam herbei und wollte ihm diese frohe Botschaft geben.

Nein, er durfte diese Nachricht nicht erfahren. Keiner durfte es. Sobald es bekannt würde, müsste sie zurück nach Aerugo, da das Kind des Königs beim König bleiben müsste. Zu gerne hätte sie dies getan, zu Adam zurück kehren und mit ihm eine Familie sein. Doch nicht jetzt.

"Das bleibt noch unser aller Geheimnis. Keiner erfährt davon, solange es mir nicht anzusehen ist. Habt ihr verstanden?" verlangte Emma von allen Beteiligten im Raum und beide nickten.

"Das heißt Ihr werdet Mutter." freute Gideon sich und strahlte sie an, wodurch Emma wieder zu lächeln begann.

"Und du ein großer Bruder." meinte Emma und Gideons Augen leuchten, wenn überhaupt möglich, noch heller.

~~~~~~~~~~~James Sicht~~~~~~~~~~~

"Ich muss gestehen, dass es mir nicht gefällt, dass du gehen musst." meinte Amelia, welche neben ihrem Ehemann draußen auf dem Innenhof stand und mit ansah wie Soldaten ihre Karren vorbereiteten, um nach Amestria zu reisen. Unter ihrem Mantel hielt, so erkannte James, sie ihren langsam wachsenden Bauch und lächelte bei dem Anblick.

Sein Kind wuchs in ihr schnell heran und der Gedanke in einigen Monaten sein Kind zu sehen, bereitete ihm bereits Freude.

"Nun, ich möchte selber mit Königin Grace sprechen, also werde ich mitreisen." erklärte James ihr erneut und Amelia verzog die Stirn.

"Genau dies gefällt mir am wenigsten. Du hegst immer noch Gefühle für sie, welcher Art auch immer. Ich fühle mich besser, wenn du bei mir bleiben würdest." ärgerte Amelia sich und James nahm ihre Hand in seine.

"Ich bin ein König. Meine Pflichten kommen vor deinem Ärger." schmunzelte James und gab ihr zum Abschied ein Kuss auf die Stirn.

Blutkrone Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt