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~~~~~~~~~~Emmas Sicht~~~~~~~~~~

Da war er nun. Der Moment, der Emmas Zeit auf Aerugos Hof beendete.
Auf dem Innenhof stand eine Kutsche, bereit Emma nach Amestria zu bringen und loszufahren.
In einen dicken Matel gehüllt, rieb Emma sich ihre Hände und versuchte sich zu wärmen.
Die ganze Nacht hatte sie nicht geschlafen, was ihr deutlich anzusehen war, denn dunkle Ränder unter den Augen und die rötlichen Augen waren nicht zu verstecken.
Sie hatte zudem vorher mit Viktoria gesprochen, kurz nachdem sie Adam die Wahrheit gesagt hatte. Im Gegenzug, dass sie das Schloß verlasse, wollte sie die gewünschten Informationen über Susan. Viktoria war einverstanden gewesen und hatte Emma alles gegeben was sie wusste. Alles.

Neben ihr stand Andrea, welche mitleidig ihre Freudin betrachtete und mit den Tränen kämpfte. Die Nacht hatte sie ihrer Freundin beigestanden und sich angehört, was passiert war. Hilflos hatte sie mit ansehen müssen wie Emma litt und wünschte sich etwas daran ändern zu können. Doch ändern konnte dies nur Adam.
Dieser war jedoch seit gestern nicht mehr gesehen worden, hatte sich in sein Gemach verbarrikadiert und wünschte keinen zu sehen.
Natürlich tuschelten die Menschen am Hof was wohl geschehen sei, dass der König sich zurückzieht und deren Königin den Hof verlässt.

"Ich wünschte es wäre anders verlaufen." meinte Andrea, welche Emma in die Augen sah. Der Glanz war darin verschwunden, zurück blieb nur eine Leere.

"Ich auch." gestand Emma und atmete die Luft nochmal tief ein, wollte die Dufte sich ins Gedächtnis brennen, starrte das Gebäude ein, prägte sich Stein um Stein ein. Dieses Schloß war trotz aller Gefahren und Intrigen in den letzten Monaten ihr zu Hause geworden und hatte eine Familie gewonnen. Nun war weder das eine noch das andere übrig. Ein zweites Mal in ihrem Leben hatte sie alles verloren. Vielleicht war dies ihr Fluch.

Mit einem Kloß im Hals betrachtete Emma ihren Ehering, welche sie wieder und wieder an ihrem Finger drehte um sich zu beruhigen. Es half nicht wie es vorher der Fall war.

"Soll ich wirklich hier bleiben? Es fühlt sich nicht richtig an." versuchte Andrea sie zu überzeugen und Emma schüttelte vehement den Kopf.

"Nein, ich brauche dich hier. Ich schaffe das schon alleine. Allerdings habe ich noch eine andere Bitte." bat Emma und zog ihren Ehering ab, reichte diesen Andrea welche entsetzt sie betrachtete.

"Warum?" fragte sie und nahm ihn entgegen.

"Ich brauche ihn nicht mehr. Gib ihn bitte Adam zurück. Er soll sich nicht gebunden fühlen und niemand anderes in seinem Leben finden dürfen. Es ist besser so." stiegen in Emma erneut die Tränen und wischte diese rasch weg. Sie wollte nicht mehr weinen. Sie hatte diesen Weg selbst gewählt, also wollte sie mit den Konsequenzen leben.

Still steckte Andrea den Ring fort und umarmte ihre Königin. Eine lange Umarmung, denn beide wussten, dass sie sich sehr lange nicht mehr sehen würden. Nach edlichen Sekunden ließen sie einander los und Emma wusste, dass sie nun in die Kutsche steigen musste.

"Königin Grace! Wartet!" rief jemand nach ihr. Es war Gideon, welcher mit einer Tasche auf sie zugerannt kam.
Bevor Emma fragen konnte was los war, schlang der noch kleine Mann seine Arme um ihre Hüfte und umarmte sie.
"Ich werde mit euch kommen. Also lasst mich nicht zurück."

"Gideon, ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist. Was ist mit König Adam?" streichelte Emma seinen Kopf und er schüttelte diesen.

"Ich habe mit König Adam gesprochen. Er weiß Bescheid. Außerdem habt Ihr es mir versprochen, dass ich bei Euch bleiben darf." wurde die Umarmung stärker, ängstlich Emma loszulassen.
Gerührt über Gideon gab Emma nach. Zum Teil war es auch aus Eigensinn. Sie wollte insgeheim nicht allein nach Amestria, obwohl sie wusste, dass es Gefahren mit sich brachte.

Blutkrone Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt