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Die Nacht war bereits hereingebrochen und die Wachen hatten den Söldner Stefan immer noch nicht finden können.

Nervös ging Emma in ihrem Gemach auf und ab. In ihr breitete sich das schlimme Gefühl aus, dass etwas furchtbares noch geschehen würde. Emma selber vertraute diesem Gefühl, denn dieser hatte ihr öfter mal das Leben gerettet.

"Sollen wir wirklich nicht Adam Bescheid sagen?" schlug Elisa vor.
"Elisa hat Recht. Wir werden seine Hilfe benötigen." bestätigte Lydia die Idee. Beide, sowie auch Andrea die an ihren Fingernägeln kaute, machten sich sorgen.
"Und damit schwach zu wirken? Nein danke." blockte Emma ab.

Es war für sie schon schlimm genug, dass der Mann aus ihrer Haft entkommen konnte. Ihren Soldaten Jordan hatte sie beauftragt nach den Personen zu suchen, dessen Namen Stefan bereits ausgeplaudert hatte. Vielleicht war er dort aufzufinden.

An ihrer Tür klopfte ein Soldat, auf dessen Brust der Löwe Aerugos geprägt war.
"Eure Majestät. Prinz Adam wünscht Euch zu sprechen. Er befindet sich in den Gärten." sagte er und deutete ihr ihn zu begleiten.

Ob Adam von Stefan gehört hatte? Warum sollte er ihr sonst eine Eskorte geben?

Sie und ihre Hofdamen folgten den Mann. Nachdem sie die Treppe zum Korridor des Untergeschosses hinter sich gelassen hatte, überkam Emma wieder das ungute Gefühl. Etwas schien nicht richtig zu sein. Ihr fiel auf, dass der Nacken des Mannes Nsrben aufwies, die ungewöhnlich waren. Sie kamen nicht von den Kämpfen auf dem Feld. Sie waren parallel, zwei Finger breit voneinander entfernt. An seinem Handgelenk waren ähnliche Spuren.

Wie vom Blitz getroffen blieb Emma stehen, die Mädchen in ihrer Verwunderung ebenso.
"Was ist denn los, Grace?" fragte Andrea besorgt, als sie in Emmas Gesicht sah. Der Mann vor ihr drehte sich um und begann zu lächeln.
"Was für eine kluge Königin Amestria doch hat."

Es war eine Falle!

"Lauft!!!" schrie Emma und stieß die Mädchen an, damit sie begannen zu rennen.
Aus den anderen Gängen kamen weitere Männer hinzu, die versuchten die Flüchtigen den Weg zu versperren.

In ihrer Angst stieß Elisa gegen eines der Männer. Sein Griff umklammerte ihre Hand und Elisa schrie vor Schmerzen.
Schnell befahl Emma Lydia und Andrea weiter zu rennen und kam Elisa zur Rettung.
Niemals würde sie zulassen, dass eines ihrer neuen Freunde zu Schaden kam.
Mit ihren Fingernägeln zerkratzte Emma das Gesicht des Mannes, sodass er Elisa loslassen musste. Emma stieß sie fort.

"Lauf!!!" befahl sie auch ihr, als sie von den Männern gefangen genommen wurde.
Sie sah noch wie es Elisa gelang zu flüchten, dann spürte sie den Schlag auf dem Hinterkopf und fiel in Ohnmacht.

~~~~~~~~~~~~Adams Sicht~~~~~~~~~~

Durch die Gänge des Schlosses wandelnd, dachte Adam über die Ereignisse der letzten Tage nach. Er hatte das bedrückende Gefühl, dass er etwas außer Acht gelassen hatte.
Aus dem Fenster die Sterne beobachtend, gesellte sich seine Mutter, Königin Viktoria, zu ihm.

Die kleine, etwas kurvige Frau mit blonden Haaren begann ihn zu fragen: "Was bedrückt dich, mein Sohn? Seit Tagen scheinst du mir abwesend zu sein."
Seufzend wuschelte er sich durch die Haare und sah sie lächelnd an. Ein Lächeln, dass darum bat keine Fragen beantworten zu müssen.

Dies ignorierte Viktoria gewissenhaft und bohrte weiter.
"Geht es um Grace?"
Wieder seufzend lehnte Adam sein Gesicht an das kühle Glas der Scheibe. Die Nächte in Aerugo wurden allmählich kälter.

"Ja, es geht um Grace." antwortete er.
Viktoria sah ihn an, schien seine Antwort anders interpretiert zu haben.
"Wenn sie dir zur Last fallen sollte, dann..."
Verwirrt unterbrach Adam sie.
"Nein! Im Gegenteil. Ich...sie..." stoppte er sich selber.

Blutkrone Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt