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~~~~~~~~~~~James Sicht~~~~~~~~~~

Langsam erwachend, streckte sich ein unbekleideter James in seinem Bett und stellte fest, dass er nicht alleine war. Neben ihm lag seine frisch angetraute Ehefrau und neue Königin von Dracma, Amelia. Ihre langen, hellblonden Haare lagen auf dem Kissen verstreut und ihr Gesicht sah nahezu friedlich aus.

Ihre Vermählung war nicht einmal vierundzwanzig Stunden her und er war dieser eher unzufrieden gegenüber getreten. Die Hochzeit musste zu seinem Übel sehr schnell von statten gehen, denn in seinem Kronrat herrschte ein Unzufriedenheit, ja beinahe eine Rebellion gegen ihn als Herrscher. Da James sich, aufgrund seiner Gefühle zu Grace, entschied sein Anspruch auf Amestria erst einmal ruhen zu lassen, wodurch deren Königin an Kraft gewann, war es für James umso schwerer machte seine Adelsleute für sich zu gewinnen.

Genervt richtete James sich auf und bereute es beinahe als er die Kälte im Raum spürte. Schnell zog er sich die Decke hoch und bemerkte, dass in seinem Kamin die Glut beinahe erlosch. Auf den Fenstern war die Kälte von draußen zu erahnen, denn am Glas war der Frost in schönen Blumenmustern zu sehen. Der Winter war in jeder Ecke des Landes eingezogen und hielt es eisern fest.

"Soll ich euch wärmen, mein König?" hörte James Amelia neben sich, welche lächelnd aus dem Schlaf erwachte. Sie war wahrlich schön, wenn sie lächelte. Doch war es nicht Graces Lächeln.

"Es ist nicht nötig." antwortete James knapp und wollte sich aufrichten, doch legte Amelia ihre Hand auf seine Brust, welche ihn tatsächlich wärmte.
Ihren Blick erwidernd, erkannte er eine Reue in ihren Augen und blieb dann doch sitzen.

"Eure Hoheit.", begann Amelia dann zu sprechen. "Ich wollte mich nochmal bei euch für meine unüberlegten und schmerzhaften Worte entschuldigen. Die passierten in Unwissenheit und Zuneigung zu euch."

Überrascht über die unerwartete Entschuldigung bemerkte James, dass Amelia sich näher zu ihm bewegte und spürte die Wärme ihrer Haut. Er musste sich eingestehen, dass er diese wärmende Nähe genoss.
Räuspernd antwortete er: "Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen."

"Doch das muss ich. Ich war kaltherzig und habe euch ein falsches Bild von mir gegeben."

"Ihr habt nur nach dem Willen eures Vaters gehandelt. Belasst es dabei." versuchte James das Gespräch abzuwimmeln, doch ergriff Amelia seine Hand, welche leicht zitterte. Die nächsten Worte kosteten ihr anscheinend viel Überwindung.

"Das stimmt. Ich habe seinem Willen gehorcht. Wie bereits immer in meinem Leben, denn als Frau gehörst du zunächst deinem Vater und bist dessen Entscheidungen ausgeliefert. Bis zu der Ehe. Weshalb ich unglaublich dankbar bin nun eure Frau zu sein." leuchteten ihre grauen Augen auf und James errötete über ihre Worte, welche zum ersten Mal ehrlich wirkten.
"Ich weiß, dass ihr eine Königin liebt. Ich weiß es und habe aus Eifersucht fürchterliche Dinge gesagt.
Ich weiß auch über die Differenzen zwischen euch und dem Kronrat, was der Grund für unsere eilige Hochzeit war. Doch bin ich froh darüber. Sogar glücklich.
Ich möchte an eurer Seite sein. Ich möchte euch einen Sohn schenken, um euch wieder zu stärken. Ich möchte..."

Doch mehr konnte Amelia nicht sagen, denn James Lippen legten sich bereits auf die ihren und sein Körper drückte sie zurück ins Bett. Ihr leidenschaftliches Geständnis ließ ihn wieder eine kleine Wärme in seinem eigenem Schloss fühlen, welches ihm so kalt und einsam erschien. Zwar würde er Amelia niemals so lieben wie er Grace liebte; bei weitem nicht. Allerdings könnte er ihr auch eine Art Zuneigung geben, sodass sie zusammen leben konnten. Als König und Königin, als Mann und Frau, und nicht mehr als Fremde.

                             ♤

Mehrere Stunden später befand James sich im Ratssaal und war von den Adligen seines Kronrates umgeben. Wahrscheinlich durfte James sich wieder anhören mit welchen Problemen sich sein Land abgeben musste. Das größte Problem waren weniger der harte Winter oder die Unruhen; es war die Gier der Adligen, welches das größte Unheil in Dracma war. Allen voran Herzog Afron O'Harak, der mit dem Stillstand der Einnahme Amestrias überhaupt nicht einverstanden war. Als ob er nicht bereits genug Länder an den Grenzen Dracmas besaß.
Zudem war er frustriert, dass nicht seine zweite Tochter Rachel als Kandidaten zur Königin vorgeschlagen wurde.
Den Mann betrachtend, dachte James nur das die Augen dieses Mannes keinerlei Freude ausstrahlten, beinahe als würde man ins Nichts blicken. Heimlich nannten James und Lilith ihn "den Geier"; die Gier und den Tod liebend.

Blutkrone Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt