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~~~~~~~~~~~~Elisas Sicht~~~~~~~~~~~

Während es bei den anderen nach der Beerdigung ziemlich Turbulent zuging, schlich Elisa sich heimlich zu den Gebäuden der Wächter und Soldaten. Seit dem sie damals Jordan mit diesem Brief gesehen und seine Reaktion darauf beobachtet hatte, musste sie einfach wissen was darin geschrieben stand. Sie ertrug es nicht, dass Jordan sich von ihr distanziert hatte. Die Nähe, welche sie allmählich zueinander aufgebaut hatten, auch wenn es nicht die Art Nähe war welche Elisa sich gewünscht hätte. Doch wollte sie nicht wieder von ihm distanziert sein und schritt im energischen Trap zu den Unterkünften. Die Soldaten sowie Wächter waren zurzeit beim Training, sodass Elisa wie erwartet keinen dort antraf.

Sich noch einmal umschauend öffnete sie die Tür und würde von dem Geruch im Raum förmlich erschlagen. Es war der Gestank von Schweiß und Testosteron, welches Elisa die Nase rümpfen ließ. Schnell die zerstörten
Reste des Briefes finden und dann raus, dachte Elisa angeekelt und durchforschte den Raum, da sie nicht wusste welches der Betten und Schränke Jordans waren. Neben Socken und Schutzkleidung fand sie allerdings nichts anderes was einem Brief ähnelte.

"Wonach sucht Ihr, Lady Elisa?" fragte eine ihr bekannte Stimme und Elisa fuhr erschrocken herum. Hinter ihr stand niemand geringeres als Jordan McCarthy, der sie grimmig und verwirrt mit seinen grauen Augen durchleuchtete. Was sollte sie ihm denn nur sagen? Sie konnte ihm doch nicht verraten, dass sie in seinen persönlichen Sachen herumschnüffeln wollte. Doch was sollte sie ihm stattdessen erzählen?

"Lady Elisa?" drängte er zur Antwort und Elisa entschied sich für etwas wirklich dummes. Die Wahrheit.

"Ich... ich wollte euren Brief lesen." stammelte sie und faltete ihre Hände, um zu verbergen wie sehr diese zitterten. Jordan Gesicht war zunächst verwirrt und änderte sich zum Ärger hin als er verstand was sie sagte.

"Weshalb wolltet Ihr eines meiner Briefe lesen?" fragte er wütend und kam einen Schritt näher. Die Augen schließend holte sie tief Luft und begann zu erklären.

"Weil Ihr, nachdem Ihr diesen erhalten hattet, euch verändert habt. Ihr habt aufgehört zu lächeln und euch distanziert."

"Warum interessiert euch ob ich lächle oder nicht?" hackte er nach.

"Weil ich euch liebe!" rief sie laut aus, bevor sie realisierte was sie da eigentlich gestanden hatte. Nach all den Jahren hatte sie ihm ihre Gefühle offenbart und selber geschockt darüber, dass sie es endlich gesagt hatte. Ebenso wenig ihr Gegenüber, der still blieb und versuchte die Zusammenhänge zu verstehen. Da er still blieb, wollte sie ihm nun alles gestehen.

"Könnt ihr euch an den Rosengarten in Julies erinnern? Dort sind wir uns zum ersten Mal begegnet, an meinem 13.Geburtstag. Ihr hattet mir gesagt, dass meine Mutter nicht gewollt hätte, dass ich immer nur um sie trauern sollte sondern Leben." erklärte sie und ihre Emotionen durchfluteten sie nach all der Zeit.
"Ihr wart es der mir wieder einen Grund zur Freude am Leben gegeben hat. Ihr wart es, denn ich seit diesem Tag immer wieder in meinen Träumen gesehen habe. Euch und eure grauen Augen. Immer nur euch! Wisst Ihr eigentlich wie glücklich ich war als wir immer mehr Zeit miteinander verbracht haben? Doch als ich sah wie Ihr auf den Brief reagiert hattet und euch dann distanziert habt, musste ich einfach wissen was es ist, dass euch belastet. Ich wollte die Nähe zu euch nicht verlieren."

Ihre Blicke trafen sich und Elisa versuchte herauszulesen was in Jordan vorging. Seine Mimik wirkte erstaunt und sprachlos. Vermutlich wusste er gar nicht was er sagen sollte. Dann traf das Schlimmste ein, was sie sich hatte jemals vorstellen können. Sein Blick verlor die noch zuvor spürende Wärme und würde eiskalt, sowie auch seine Stimme. Seine Hände formten sich zu Fäusten.

"Von welcher Nähe sprecht Ihr denn bitte, Lady Elisa?" sagte er herablassend und Elisa spürte förmlich wie ihr Herz zu schmerzen begann, während sie ihn geschockt ansah.
"Sie sind eine Hofdame und ich eine Wache. Wenn Ihr euren Spaß haben wollt, dann bitte mit euresgleichen und schnüffelt nicht in den Sache anderer herum."

Mit jedem Wort dass er sagte zerbrach etwas in Elisa und Tränen fanden ihren Weg über ihre Wangen.
"Bitte sagt sowas nicht. Erinnert euch bitte an die Gärten." zitterte ihre Stimme, klammerte sich an die letzte Hoffnung, das dies nicht real war.
Jordans Gesicht zuckte kurz unmerklich, fand dann die gleichen kalten Züge wieder. Sein Körper spannte sich an.

"Ich erinnere mich an nichts von dem was Ihr sagt, Lady Elisa."

Panisch rannte Elisa aus dem Raum heraus, an Jordan vorbei, der grimmig zur Seite schaute. Sie ertrug es nicht eine Sekunde länger in diesen Raum. Weinend rannte sie durch den Hof und ignorierte die Leute, welche ihr hintersahen. Das fürchterliche an der Situation war nicht die Abweisung; auch wenn dies bereits schmerzte.
Nein, es war vielmehr die Lüge welche Jordan erzählt hatte. Er hatte gelogen als sagte er könne sich nicht erinnern. Er log sie an, obwohl er sich erinnern konnte, und das schmerzte sie. Diese schlechte Lüge um sie absichtlich zu verletzen.

Unbewusst war Elisa in Emmas Gemach gerannt, indem all ihre Freundinnen standen und Dinge für die Hochzeit vorbereiteten. Weinend stürzte sie sich in die Arme ihrer Königin und allmählich besten Freundin, welche ihr entgegen rannte, um sie in ihre Arme zu schließen.
Sie weinte und weinte die ganze Zeit. Sie weinte, um die unerwiderte Liebe. Weinte um ihr gebrochenes Herz. Und weinte um eine Zukunft mit einem Mann, welches für sie nicht mehr erreichbar war.

♤♤♤
Diesmal sehr kurz, aber ich dachte, dass Elisa ein eigenes Kapitel erhalten sollte.

Was denkt ihr über Jordan, und glaubt ihr, dass sie doch noch zueinander finden?

Ich wüsste zu gerne was ihr denkt.😊

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