Kapitel 23

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"Ich könnte Hilfe beim Zaun brauchen, bevor du gehst." Meldete sich Sebastian zu Wort, als Gilbert den Raum betrat. Marie ass ruhig weiter, um fertig zu werden, da sie mit Gilbert früher zur Schule musste.

"Ich kann nicht. Miss Stacy erwartet mich früh." Gilbert stopfte seine Bücher weiter in seine Tasche. "Ich hätte nie gedacht, dass ich schon nächstes Jahr aufs College kann."

"Und ich kann nicht glauben, dass wir unsere Hochzeit verschieben werden." Murrte Marie vor sich hin und schob sich einen grossen Löffel Brei in den Mund.

"Warte, was meinst du mit nächstes Jahr?" Fragte Sebastian verwirrt.

"Das habe ich dir doch gestern gesagt, ich beschleunige meine Schulzeit." Erklärte Gilbert, der immer noch in der Küche herumlief und nach Dingen suchte.

"Ja, aber nächstes Jahr weggehen hatten wir nie geplant." Sebastian erhob sich vom Stuhl und folgte Gilbert zur anderen Seite des Raumes.

"Ich habe eine Chance, endlich dass zu erreichen , was ich will." Gilbert lief aus dem Raum.

"Ich bin hergekommen, dass wir das Land bestellen können! Zwei Jahre, bevor es wieder fruchtbar ist und ich Landwirtschaft gelernt habe, dann wolltest du gehen." Erklärte Sebastian wütend.

"Mach dir keine Sorgen, er verlässt mich auch." Marie seufzte, nahm die schmutzigen Schalen vom Tisch und wusch sie sauber.

"Der Plan hat sich geändert. Es geht um meine Zukunft." Argumentierte Gilbert und kam zurück in den Raum.

"Deine Zukunft? Was ist mit meiner? Du fragst mich nicht mal!" Sebastian begann seine Stimme zu erheben. "Was ist mit Marie? Sie soll deine Frau sein und du wirst nicht einmal bei der Hochzeit sein. Ich dachte es geht uns alle an."

"Tut es auch." Gilbert zog seinen Mantel an.

"Ich weiss nicht was ich hier mache Blythe! Das ist eine Farm kein Schiff." Schnappte Sebastian ihn an.

"Du hast recht. Du hast reichlich Zeit dich einzuarbeiten," Erklärte Gilbert ruhig.

"Ich habe Kopfschmerzen." Sagte Marie, griff nach ihrem Mantel und ging mit ihren Schulsachen aus der Haustür.

"Marie!" Rief Gilbert ihr nach. Marie ignorierte ihn und lief weiter durch den Schnee. "Marie?"

"Ich bin nicht in der Stimmung, Gilbert." Sie blieb stehen, den Rücken immer noch zu ihm gedreht.

"Marie, was ist los?" Gilbert holte schliesslich auf. Er stand vor ihr und hielt ihre Wangen mit seinen Händen.

"Bash hatte recht, du denkst nur an dich." Marie starrte ihn an.

"Was?" Er liess seine Arme hängen und war verwirrt und wütend auf sie.

"Was ist mit mir, Gilbert?  Ich bin den ganzen Weg aus Frankreich gekommen, um einen Mann zu heiraten, der wahrscheinlich zu beschäftigt ist, um überhaupt eine Hochzeit zu planen." Marie wischte schnell eine Träne weg. "Ich möchte dich heiraten, aufs College gehen, einen Job bekommen, Kinder haben, aber du bist viel zu beschäftigt für all das. Du wirst nicht einmal hier sein." 

"Marie?" Gilbert sah zu, wie seine Verlobte an ihm vorbeistampfte und alleine zur Schule lief.

...

Marie sass still auf dem Boden und die anderen Mädchen beobachteten sie besorgt. Gilbert warf ihr ab und zu einen vorsichtigen Blick zu, aber vertiefte sich schnell wieder in seine Bücher.

"Also gut Schüler, wir fangen an." Ms. Stacys Stimme riss Marie aus ihrem erbärmlichen Zustand und sie sah zu der Lehrerin auf. "Gilbert?"

Gilbert stand vom Stuhl auf und setzte sich auf den Boden, weit weg von Marie. Die Mädchen bemerkten die plötzliche Kälte zwischen den zwei und stellten sie schweigend in Frage.

"Die Wissenschaft ändert die Welt zum besseren. Weiss einer, was Elektrizität ist?"Begann Ms. Stacy den Unterricht. Die Klasse stand nun um das Lehrertisch und sah zu, wie sie ein Experiment aufbaute.

"Licht." Antwortete Anne.

"ja, und?"

"Eine Art von Energie." Fügte Gilbert hinzu.

"Elektrizität ist tatsächlich eine Art von Energie." Ms. Stacy nickte lobend. "Wenn ihr schonmal ein Gewitter beobachtet habt, bei dem gewaltige Blitze am Himmel zucken, dass ist Elektrizität. Eine Kraftvolle Sache. Ein einfacher Blitz ist eine mächtige plötzliche Entladung, zwischen Himmel und Erde. Die Elektrische Spannung wohnt in den Atomen. Atome sind winzige Partikel aus denen alle Materie besteht. Sie sind so winzig, dass aber Millionen davon nötig sind um etwas nützliches zu bilden. Wie einen Nagel. Alle Objekte, die Raum beanspruchen und Masse haben, nennt man Materie. Alles was euch umgibt besteht aus Materie. Schokoladen Kuchen besteht aus Materie. Wände und Schule bestehen aus Materie. Ihr besteht aus Materie. Und heute, ohne elektrische Stromversorgung, die es bereits in den Städten gibt, stellen wir unseren eigenen, elektrischen Strom her und erleuchten damit eine Glühbirne."

"Whoa!" Die Klasse war erstaunt.

"Wer von euch hat schonmal eine gesehen?" Fragte Ms. Stacy und sah sich in der Klasse um. Sie hatte Nägel in Karrtoffeln gesteckt.

"In New York, als ich da war." Erklärte Gilbert und hob die Hand.

"In Charlottetown." Anne hob ebenfalls die Hand und drehte sich um, um Gilbert anzustarren.

"Meine Tante Josephine hat Elektrizität." Sagte Diana, ihre Hand nun auch in der Luft.

"Ich hatte zu Hause Strom und ein Auto." Meldete sich Marie schliesslich. Ihre Stimme klang dumpf und langweilig, und niemand erinnerte sich daran, dass sie so klang.

"Nun, mit der Glühbirne hat die Wissenschaft einen Weg gefunden, elektrischen Strom, Atome die Energie haben, in einen Gas gefüllten Behälter zu schicken. Mit Gasatomen. Und wenn diese beiden Atom typen aufeinandertreffen, tauschen sie ihre Energie aus und schaffen..." Ms. Stacy wickelte einen Kupferdraht um jeden Nagel und verband so alle Kartoffeln miteinander.

"Licht." Sagten Anne und Gilbert gleichzeitig. 

"Und hier in Avonlea, mit ein wenig geschick und ein paar Prince Edward Island Kartoffeln, haben wir Elektrizität." Ms. Stacy schraubte die Glühbirne in eine Kartoffel und die Klasse schnappte nach Luft, als sie zusahen, wie sie aufleuchtete. Sie brachen in Applaus aus. 

Als sich jemand räusperte, drehten sich alle um und stellten fest, dass die Mütter vor der Tür des Klassenzimmers standen.

"Ja, Hallo!" Begrüsste Ms. Stacy die Frauen. "Gut abgepasst. Wir erleuchten gerade unseren Tag. Kommen Sie doch zu uns."

"Miss Stacy ist wunderbar." Die Klasse brach in leises Flüstern aus, als Ms. Stacy zu den Frauen ging.

"Schmeckt das wie Schokolade?" Fragte Moody und hob eine Kartoffel auf.

"Moody, nein!"

"Nicht!"

Als seine Zunge den Draht berührte, sprang er vor Schmerz zurück und liess das ganze Experiment auf den Boden fallen. Die Glühbirne zerschmetterte vor Maries Füssen in Millionen Stücke, sprang auf und bohrte sich in ihre nackten Arme.

"Marie?" Das Mädchen warf einen Blick auf ihre Arme und sah zu, wie das Blut aus den kleinen Schnitten tropfte. Ihr Körper begann sich leicht anzufühlen, als ihre Augenlieder schwer wurden. Alles bewegte sich als sie zusammenbrach.

Snowy Days ∆ Gilbert Blythe  german translationTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon