Kapitel 17

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"Und das Wort oder einen Satz als genaue Erklärung eines anderen Wortes oder Satzes." Marie sass an ihrem Schreibtisch in der Schule und schlief bei Mr. Phillips dumpfer Stimme fast ein. "Vielleicht sagt der gute Doktor uns die Antwort."

"Die Antwort ist Modifikator, Sir. Und ich habe das gelernt ohne zusätzliche Zeit von Ihnen", schnappte Gilbert. Marie warf ihm einen stolzen Blick zu, den er mit einem Augenzwinkern erwiderte.

"Korrekt." Die Schule endete so schnell, wie sie angefangen hatte. Marie stand neben Anne in der Garderobe, zog ihren Mantel an und wickelte sich den Schal um ihren Hals.

"Ist das ein Bluterguss an deinem Hals?" fragte Anne. Marie schob sofort eine Hand über den verblassenden Knutschfleck und schüttelte schnell den Kopf. "Was ist das?"

"Es ist, ähm, es ist ein... Knutschfleck." Marie warf Anne einen Blick zu, als sie nach Worten suchte.

"Tschüss, Anne. Verräterin." Ruby ging an ihnen vorbei, lächelte Anne an und funkelte Marie an.

"Tschüss Ruby." Anne winkte ihr zum Abschied.

"Ist sie noch sauer?" Marie seufzte und setzte sich mit hängenden Schultern hin. "Warum kann sie nicht begreiffen, dass es nicht meine Wahl war."

"Sie wird dir irgendwann vergeben", beruhigte Anne sie. Marie sah zu, als Anne zu Gilbert ging. "Der gute Doktor?"

"Eines Tages... hoffe ich, dass zu sein." Sagte Gilbert und warf einen Blick auf das schmollende französische Mädchen. "Bis dahin, tut es gut zu wissen was ich will."

"Du schaffst das, wenn du... deiner Leidenschaft folgst." Anne lächelte. "Auf wiedersehen, Marie."

"Tschüss Anne." Marie winkte ihr zu.

"Bereit zu gehen?" Gilbert half ihr auf die Beine.

"Durch die gefrorene Gegend? Oui."

...

Gilbert und Marie sassen am Tisch und lernten aus ihren Büchern, während Sebastian ein Stück Schnur um seinen Hals band.

"Wenn du zur Schule gehst und ich den ganzen Tag mit niemandem reden kann, muss ich mich beschäftigen." Sebastian zog sanft an der Schnur. "Wenn du kochst und das Essen nach nichts schmeckt, dann kaue und schlucke ich das. Ich trage den Schmerz, schweigend in den kalten kanadischen Frühling."

"Du kennst mich, Blythe. Ich beklage mich nicht gern. Wenn ich also sage, schwächere Männer wären längst zerbrochen..." Sebastian band das andere Ende der Schnur an den Türgriff.

"Dann?" fragte Gilbert und schaute kaum von seiner Arbeit auf.

"Genau." Sebastian stand auf. "Ich bin so weit. Schliess die Tür."

"Äh, nein." Gilbert stellte seine Teetasse ab und starrte Sebastian an, als wäre er dumm.

"Du hast recht." Marie dachte, er hätte seine Meinung über diese blöde Idee geändert. "Gib ihr einen kräftigen schubs. Ich mach das nur einmal."

Sie schaute von ihrem Buch weg und starrte Sebastian entsetzt an.

Das ist eine richtig blöde Idee. Geh zum Artzt." Sagte Gilbert.

"Wegen Zahnschmerzen? Sei einfach mein Freund", beschwerte sich Sebastian. "Der einzige den ich hab in diesem, weiten, leeren Land."

Gilbert seufzte und schloss sein Buch, stand auf, ging zur Tür und schlug sie zu. Marie zuckte bei dem lauten Geräusch zusammen und drehte sich um, um zu sehen, wie Sebastian sich beugte und Gilbert ihm auf den Rücken schlug.

"Nur ein wenig Ruhe und Frieden." Gilbert seufzte und lief die Treppe hinauf, weg von Sebastian. Marie packte ihre Bücher zusammen und machte sich bereit für die Schule.

"Gilbert, beeil dich!" rief sie die Treppe hinauf. Gilbert kam heruntergerannt und küsste sie auf die Wange, bevor er seinen Mantel nahm und zur Tür hinauslief. Marie fluchte leise vor sich hin, folgte ihm und richtete währenddessen ihren Schal.

Sie betraten das Schulhaus und gingen getrennte Wege. Marie fand ihre Freunde, die sich alle um eine Münze versammelt hatten.

"Diana, du bist so ein Schatz." Prissy lächelte die brünette an. "Danke. Jetzt habe ich alles nötige für die perfekte Hochzeit."

"Du wirst Heiraten?" Marie keuchte und umarmte ihre Freundin vor Freude. "Ich freue mich so für dich."

"Prissy, hast du einen Brautschleier?" fragte Anne.

"Ich trage den meiner Mutter." Antwortete sie. "Es ist Tradition in unserer Familie."

"Du solltest die six Pence behalten und deinen Töchtern weiterreichen wenn es soweit ist." Sagte Anne.

"Was wollen wir kaufen?" fragte Josie, als Anne ihr die Münze reichte.

"Von Diana bekommt Prissy echte six Pence direkt aus London." Antwortete Ruby und grinste, so wie die anderen Mädchen.

"Ich hatte meinem Cousin vor zwei Monaten geschrieben, gleich als ich von der Verlobung hörte." Erklärte Diana. "Ich bin froh, dass er rechtzeitig hier war."

"Etwas Altes, etwas Neues", begann Tillie das alte Sprichwort.

"Etwas geborgtes, etwas Blaues", setzte Jane fort.

"Und als Glücksbringer six Pence in den Schuhen." Beendete Anne es. Die Mädchen lachten über das Sprichwort.

"Klingt schmerzhaft." Marie verdrehte die Augen bei Josies Kommentar und schlang liebevoll einen Arm um Prissy, glücklich für sie.

"Klingt wie ein Zauberspruch für ewiges Glück." Schoss Anne zurück.

"Sieht so aus, als wäre Marie nicht die Einzige, die sich verlobt hat." Jane kicherte und warf einen Blick auf den Ring an Maries Finger.

"Kumpel, du solltest vorsichtiger sein." Hörte Marie Billys widerwärtige Stimme sagen. Sie schaute hinüber und sah Cole auf dem Boden.

"Heilt es ordentlich?" fragte Giöbert den blonden Jungen.

"Es geht so. Danke." Antwortete Cole, nahm seinen Lehmklumpen aus der Tasche und hielt ihn in der Hoffnung, seiner Hand helfen zu können.

"Bonjour, Cole." Marie ging zu ihm hinüber. Sie streckte ihre Hand aus. "Brauchst du Hilfe?"

"Vielen Dank."Marie half Cole beim Aufstehen und sah zu, wie er wegging, um Brennholz zu holen.

"Ohhhhhh, sieht so aus, als hätte Marie jetzt zwei Jungs." Billy lachte und sah zu, wie sie sich umdrehte, um ihn anzusehen.

"Ich würde es vorziehen, mit jedem Jungen in dieser Klasse zu schlafen, als von deinen abstossenden, fetten Fingern berührt zu werden." Sie zuckte unschuldig mit den Schultern und küsste Gilberts Wange, bevor sie zu ihrem Platz zurücklief. Gilbert warf einen Blick über seine Schulter und sah den schockierten Billy, bevor er sein Mädchen stolz angrinste.

Snowy Days ∆ Gilbert Blythe  german translationOnde as histórias ganham vida. Descobre agora