Kapitel 7

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Der Schnee fiel auf Avonlea herab, las Marie in der Küche sass und darauf wartete, dass ihre Suppe anfing zu kochen. Die Langweile brachte sie zum erneuten Male zum Seufzen.

"Ich werde das Feuer anzünden gehen." Marie drehte sich geschockt um und starrte den Jungen und den Mann an, die in der Tür standen. Beide starrten sie verwirrt an. 

"Du hast mir nie erzählt, dass zu Hause auf dich eine Frau wartet." Der ältere Mann grinste und unterbrach somit die Stille, die sich im Raum gebildet hatte.

"Weil es stimmt." antwortete der Junge mit rabenschwarzen Haar, brach den Blickkontakt mit dem dunkelhaarigen Mädchen dabei nicht. 

"Bist du Gilbert Blythe?" sprach Marie schliesslich. Als Gilbert nickte, verliess Marie die Küche und lief nach oben, bevor sie mit dem Brief in der Hand wieder zurückkam. Sie reichte ihn rasch Gilbert und trat zurück, um seine Reaktion zu beobachten. Gilbert nahm den Brief und lies den Blick über die Seite schweifen.

"Also haben unsere Väter uns verheiratet und wir hatten dabei nichts zu sagen?" fragte Gilbert zerknüllte den Brief und warf ihn auf die andere Seite des Raumes. Marie beobachtete den dunkelhaarigen Jungen ängstlich und hatte Angst, dass er seine Wut an ihr auslassen könnte.

"Es tut mir leid." entschuldigte sie sich und blickte auf ihre Füsse, als sie nervös mit den Fingern spielte.

"Warum entschuldigst du dich, es ist nicht deine Schuld." sein Ton wurde weich und mitfühlend, als er das verängstigte Mädchen beobachtete, wie sie mit den Tränen kämpfte. 

"Bitte wirf mich nicht raus, ich kann nirgendwo anders hin." bettelte sie und starrte in seine braunen Augen. 

"Dich rauswerfen? Bei diesem Wetter?" fragte Gilbert geschockt über ihr Verhalten. "Das sind die letzten Wünsche meines Vaters, ich muss sie akzeptieren."

"Merci." Marie lächelte ihn an, bevor ihr Blick zum zitternden Mann in der Tür schweifte. "Oh mein Gott, du kommst besser rein, bevor du dir den Tod holst. Komm, setz dich ans Feuer und ich hole dir eine heisse Schüssel Gemüsesuppe."

"Danke Miss." Der Mann lächelt sie an, ging in das warme Haus und schloss die Tür hinter sich. Er setzte sich und lächelte, als sie eine Suppe vor ihn stellte.

"Mein Name ist Amaryllis Bonnefoy, aber alle nennen mich Marie." stellte sich Marie ihnen vor.

"Ich bin Gilbert Blythe und das ist mein Freund Sebastian." Gilbert lächelte, liess seine Tasche auf den Boden fallen und ging zum Tisch hinüber. Marie schenkte ihm eine Schüssel Suppe ein und stellte die vor ihn, bevor sie sich ihre eigene nahm und neben Gilbert Platz nahm.

"Das ist köstlich, Marie." Sebastian schluckte den letzten Tropfen herunter und stellte die Schüssel ab. 

"Merci."

"Also du bist aus Frankreich?" versuchte Gilbertein Gespräch anzufangen.

"Oui." Marie lächelte, griff nach den drei Schüsseln und stellte sie in dei Spüle. "Ich kann dir ein Bad einlassen, Sebastian. Es wird dich aufwärmen."

"Vielen Dank." Marie lief die Treppe hinauf, betrat das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Ihr Rücken schlug gegen die Tür als sie auf den Boden fiel und die Tränen sie verzehrten.

Nach ihrem kurzen Moment der Kummer rappelte Marie sich wieder auf, zündete den Boiler an und wartete darauf, dass sich das Wasser erhitzte, bevor sie es in die alte Badewanne goss.

"Sebastian." rief sie nach dem Mann.

"Allein der Gedanke an ein Bad erwärmt mich." summte Sebastian vor Freude. Marie kicherte und liess den Mann mit seinem Bad alleine, ihre Füsse brachten sie die Treppe hinunter, wo Gilbert allein am Tisch sass.

"Hallo." murmelte Marie und setzte sich ihm gegenüber.

"Hi." Er lächelte zurück und beobachtete ihre braunen Augen, während sie seine beobachtete.

"Wirst du wieder in die Schule gehen?" fragte sie, als sie  nervös mit ihren Fingern spielte.

"Ich habe es geplant." antwortete er.

"In diesem Haus gibt es nur zwei Schlafzimmer." Gilbert sah sie verwirrt an. "Ich möchte das Zimmer deines Vaters nicht durcheinander bringen."

"Danke." Gilbert seufzte und runzelte leicht die Stirn, als er über die Schlaf-Regelung nachdachte. "Ich weiss, dass das vielleicht dreist erscheinen mag, besonders, weil wir uns erst gerade getroffen haben, aber wie wäre es, wenn du in meinem Zimmer schläfst."

"Was?" Marie runzelte verwirrt die Nase.

"Ich möchte nicht, dass Bash auf dem Boden schläft und wir werden heiraten." versuchte Gilbert zu erklären, seine Wangen waren rot vor Verlegenheit.

"Okay, ich verstehe."

"Darf ich fragen, warum du hier bist?" fragte Gilbert. "Im Brief steht, wir sollen mit achtzehn verheiratet sein, aber wir sind erst sechzehn."

"Ich... es ist eine lange Geschichte. Ich werde es dir ein anderes Mal erzählen." murmelte Marie und sah auf ihren Schoss.

"Das fühlte sich unglaublich an." sang Sebastian, als er den Raum wieder betrat.

"Es wird spät, und ihr müsst müde sein. Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns alle für heute Abend zurück ziehen." schlug Marie vor, während sie aufstand, und die Treppe hinaufzugehen, ihre Kleider aus dem Gästezimmer zu holen und das Badezimmer zu betreten. Nachdem sie sich ihr weisses Nachtkleid angezogen hatte, schlich sich Marie aus dem Badezimmer in Richtung Gilbert's Zimmer. Ihre Knöchel streiften leicht das Holz, während sie geduldig vor der Tür wartete.

"Komm herein." rief Gilbert. Marie betrat den Raum und warf ihre Kleider auf den nächsten Stuhl, den sie sah. Sie stand unbeholfen in der Mitte des Raumes und vermied jeden Blickkontakt. "Du kannst ins Bett kommen."

Marie schluckte leicht, als sie sich zum Bett lief und danach ihren Körper unter die Bettdecke schob, die Baumwolle fühlte sich dabei einladend an. 

"Bonne nuit."

"Gute Nacht."

Snowy Days ∆ Gilbert Blythe  german translationWhere stories live. Discover now