Chapter 44 | eine Tasse Tee

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Shawns POV

Die Sonne ging allmählich unter und die Straßen wurden immer leerer. Nur ich lief noch immer die asphaltierten Wege entlang und hoffte mit meinen Gedanken zurechtzukommen. Doch jedes Mal wenn mir ein Mädchen entgegenkam, hoffte ich für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde es sei Liv. Wohin ich auch lief - ich dachte nur noch an sie.
Ich war meinem Glück so nah, es hätte ein so wundervoller Abend werden können.
Ein Abend, der mein ganzes Leben hätte verändern können.

Sie war die Richtige für mich. Sie war das einzige, was ich in meinem gesamten Leben je haben wollte. Ja! Sie war mir sogar wichtiger als die Musik.

Sie war meine Inspiration. Das, was die Melodien in mir entfachte. Durch sie fand mein Herz die richtigen Worte, die richtigen Akkorde.
Ohne Liv machte das alles keinen Sinn mehr. Vielleicht könnte ich jetzt nie wieder Lieder schreiben? Müsste ich jetzt meinen Plattendeal aufgeben?

Meine Beine wurden immer schwerer und ich merkte, dass ich eine Pause brauchte. Schon seit mehreren Stunden trieb ich mich in der Gegend herum und dennoch brachte es mir rein gar nichts. Durch das Untergehen der Sonne wurde es auch kälter und ich bemerkte erst jetzt, dass ich keine Jacke mitgenommen hatte.
Eine Gänsehaut überzog meinen entkräfteten Körper und somit suchte ich das nächstgelegenste Café auf.

Ein blinkendes Neonschild vermittelte mir, dass es geöffnet sei. Schnell erhaschte ich einen Blick durch die große Scheibe des Cafés. Es schien wenig los zu sein. Perfekt, denn ich wollte in meinem Zustand so wenig Menschen wie möglich begegnen. Verheulte Augen blickten mich aus der Spiegelung der Scheibe an. Sollte ich mich wirklich so unter Leute mischen?
Das Bedürfnis nach Wärme siegte und somit betrat ich das Café.

Es war wie ein typisches amerikanisches Diner eingerichtet, was selbst in Kanada nicht unüblich war. Ohne zu den dort sitzenden Leuten großartig Augenkontakt aufzunehmen, setzte ich mich an die Theke. Mein Kopf blieb gesenkt, vielleicht würde so niemand auffallen, dass ich die ganze Zeit geheult hatte.

Der Lärm fröhlich plaudernder Leute lag im Raum, ein Duft von frischem Kaffee stieg mir in die Nase und ich atmete tief ein. Mittlerweile hatte ich mich ein wenig beruhigt und konnte endlich durchatmen.

Was kann ich Ihnen bringen?" fragte die freundliche Frau hinter der Theke und erschrocken blickte ich auf.

Ähm... ich... eigentlich nichts." stammelte ich verlegen. Mein Plan von Niemandem bemerkt zu werden ging wohl nicht auf.

Sind Sie sicher? Sie sehen ziemlich fertig aus?" fragte sie und lächelte mich dabei aufmunternd an. Sie war Mitte 50, rundlich, rosa Bäckchen und die braunen Haare zu einem Dutt zusammengesteckt. Genau so stellte ich mir jede Klischeekellnerin in amerikanischen Restaurants vor? Ob das wohl Einstellungsvoraussetzung war?

Sie müssen mich nicht siezen. Ich wollte mich eigentlich nur ein wenig aufwärmen." entgegnete ich und zwang mir ebenfalls ein kleines Lächeln auf die Lippen.

Kalt draußen?" fragte sie und deutete auf die Tür.

Jap." Mit dieser kurzen Antwort hoffte ich das Gespräch beenden zu können. Ich hatte wirklich keine Lust auf Small Talk.

Weißt du was, Junge. Ich mache dir einen Tee, damit dir schneller wieder warm wird. Geht aufs Haus."
Mit diesen Worten verschwand sie in die Küche und ich hatte wieder meine Ruhe. Gedankenverloren starrte ich auf die hölzerne Theke und spürte, wie meine Glieder wieder auftauten. Es war die richtige Entscheidung ins Warme zu gehen. Vielleicht wäre ich ja doch noch erfroren, wenn ich weiterhin durch die Straßen gewandelt wäre?
Doch womöglich wäre das sogar noch das Bessere gewesen? Einfach sterben. Dann müsste ich wenigstens nicht mehr an Liv denken? Vielleicht würde sie dann ja erkennen, was sie an mir verloren hätte? Würde sie wohl an meinem Grab stehen und um mich trauern? Oder wäre ich ihr einfach weiterhin egal?

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als die Kellnerin zurück kam und mir eine dampfende Tasse Tee vor die Nase stellte.

Dankeschön." sagte ich und erhaschte einen Blick auf ihr Namensschild. Sie schien wohl Molly zu heißen. Irgendwie passte der Name wie die Faust aufs Auge.

Gerne doch. Kann ich dir sonst noch helfen?" fragte sie und stellte währenddessen noch einen kleinen Muffin neben meinen Tee. Das wäre doch jetzt wirklich nicht nötig gewesen.

Mir ist nicht zu helfen." murmelte ich.

Was ist denn passiert? Warum siehst du so traurig aus?"

Ich habe das Mädchen meiner Träume verloren. Das ist passiert." sagte ich und wieder schossen mir die Tränen in die Augen. Schnell nahm ich einen Schluck Tee, um mich abzulenken.

Magst du mir erzählen was genau geschehen ist?" hakte Molly nach und allmählich fragte ich mich, ob ich wirklich in einem Café oder doch eher einer therapeutischen Praxis saß.

Sehr lieb von Ihnen. Aber ich möchte nicht darüber sprechen."

Das kann ich verstehen. Aber lass mich dir eines sagen: Wenn sie wirklich die Richtige für dich ist, dann wird euch das Schicksal wieder zusammen führen. Und falls sie es nicht ist, kannst du guter Dinge sein, dass die Richtige noch da draußen auf dich wartet. Vielleicht läuft sie ja genau in diesem Moment durch die Ladentür?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 17, 2019 ⏰

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