Prolog:

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„Guki, es... Ich... Bitte nicht!" Mein bester Freund zog mich voller Panik in seine zitternden Arme und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter. Ängstlich kuschelte ich mich an seine angespannte Brust und vergrub meine kalten Finger in seinem lockeren Oberteil. Er hatte seine Flügel eng um uns geschlungen, wie eine beschützende Mauer, aus Furcht, was als Nächstes auf uns zukommen würde.

Alarmiert stellten sich all meine Nackenhäärchen auf und mein gepresster Atem stockte, als wir sie hörten. Die eisige Stimme unseres Herrn und Meisters schallte schneidend durch den gesamten Raum: „Jeongguk, geh! Und komm nie wieder!" Mit diesen Worten wurde ich aus den Armen meines Freundes gerissen. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, wehrte ich mich dagegen, ich schlug und kickte wie verrückt nach den Gefolgsleuten meines nun Ex-Herren, doch egal was ich tat, es hatte keinen Zweck, sie waren einfach zu mächtig für mich. Ich war ihnen und ihrer antrainierten Stärke nicht gewachsen.

Ich wollte schreien, all den Frust und inneren Schmerz herauslassen. Meinem Seelenverwandten irgendein Abschiedswort sagen, doch kein einziger Ton verliess meine aufgeplatzten Lippen. Mein Mund war staubtrocken, als sich ein eiserner Geschmack darin ausbreitete.

Dann fiel ich. Immer tiefer und tiefer. Ein kräftiger Wind erfasste mich und trug mich fort, egal wie stark ich mich dagegen wehrte, mit meinen Armen wild umher ruderte, es klappte nicht. Ich wollte mich mit meinen gefiederten Flügeln vorankämpfen, doch ich konnte nicht. Mein gesamter Rücken war taub.

Das Letzte, was ich mitbekam, war mein bester Freund, wie er verzweifelt versuchte zu mir zu gelangen. Er schlug wirr um sich, doch genau wie ich, hatte er keine Chance, wir waren einfach zu schwach und der Rest um uns herum zu stark. Schon immer war es so gewesen, wir zwei gegen den Rest der Welt.

„Jeongguk nein!", schluchzend schrie er meinen Namen, mit so tiefen Emotionen und Schmerz in der bebenden Stimme. Sie jagte wie ein spitzer Dolch in mein Herz, dass ich glaubte, es in zwei brechen zu hören. Ich sah benommen, wie ihm heisse Tränen in Strömen die blassen Wangen herunterliefen. Er sollte nicht weinen, nicht meinetwegen...

Seine flehende Stimme wurde allmählich schwächer und entfernte sich deutlich weiter, bis sie schliesslich ganz verstummte. Der unbarmherzige Wind zog mich immer heftiger mit sich mit. Er schleuderte mich umher, wie ein heruntergefallenes Blatt eines Baumes im Herbst, bis ich es schliesslich aufgab, mich dagegen zu wehren und mich ergeben mitziehen liess.

Meine Sicht verschwamm immer mehr, bis mich schliesslich eine undurchdringliche Schwärze umhüllte, die mich vollends gefangen nahm. Sie umspielte mich hinterhältig und benebelte all meine Sinne.

Sometimes we have to fall down, because there is somethig down there we're supposed to find.
~Kim Taehyung

Wings -BTSWhere stories live. Discover now