Sobald er sich frei gekämpft hat, ist sein Unmut nicht zu übersehen. Paul sieht nicht nochmal in meine Richtung. Stattdessen wehrt er Jan erneut ab, der ihn überschwänglich in den Schwitzkasten nimmt und durch seine Haare wuschelt.

Paul schafft es schließlich, dass er ihn in Ruhe lässt und hält dem Blonden die Tür auf, die zum Außenbereich führt.

«Nana, an deiner Stelle würde ich mitgehen, sonst fallen die beiden wieder übereinander her», ruft eine tiefere Stimme. Ich kann nicht ausmachen, wer es gewesen ist.

Eine große Hand, deren schwarzer Nagellack sich bereits ablöst, schnippst vor meinem Gesicht.

Erschrocken blicke ich zu Elias. «Du bist dran», meint er nur. Die anderen sind bereit die Karten in ihren Händen an den nächsten weiterzugeben.

Etwas benommen decke ich meinen letzten Gast auf. Die anderen tun es mir gleich.

«Robin!» Phil zieht das O in meinem Namen lang und wirkt sehr energisch.

Das blonde Mädchen ist gegangen und ich bin mir nicht ganz sicher, wann sie uns verlassen hast.

«Ich hab dich jetzt schon mehrfach gefragt, ob du mit eine rauchen willst.»

«Klar», murmle ich. Auch wenn ich nicht das Gefühl habe so richtig im Hier und Jetzt zu sein, bemerke ich die Blicke, die meine Freunde tauschen.

Phil steht als erster auf und bleibt erwartungsvoll neben mir stehen.

Schleppend stemme ich mich auf meine Beine und folge ihm nach draußen.

Paul und Jan stehen nicht direkt an der Tür. Sie unterhalten sich angeregt. Genau genommen könnte man es auch als diskutieren betrachten.

«Was ist mit dir?» Phil nimmt den ersten Zug von seiner Zigarette und mustert mich besorgt.

Ratlos ziehe ich meine Schultern hoch und betrachte Phils gedehnte Ohrlöcher, um ihn nicht direkt ansehen zu müssen.

«Du wirkst bedrückt. Ist dir das alles hier zu viel?», hakt er weiter nach.

Ich vergrabe meine Hände in den vorderen Taschen meiner Jeans. Die Überlegung, ob ich mir auch eine Zigarette anzünden soll, kugelt mir durch den Kopf, aber weiter geht es nicht. «Habe im Eifer des Spiels aus den Augen verloren, wie viel ich getrunken habe», murmle ich.

«Wenn du sagst, dass dir nicht wohl ist, dann begleite ich die gerne nachhause. Die anderen würden bestimmt auch nicht nein sagen, wenn sie eine Runde mit Mathieu spielen können.»

«Der schläft schon», schmunzle ich. Auch wenn es mich gerade nicht aktiv zu berühren scheint, bin ich unfassbar dankbar wie nachsichtig meine Freunde sind. Sie achten manchmal so sehr auf mich, dass ich oft schon ein schlechtes Gewissen habe.

«Aber im Ernst», schiebt Phil nach.

Ich schüttle meinen Kopf. «Mir geht's gut. Vielleicht bin ich auch einfach etwas müde.»

Man sieht ihm an, dass er mir nicht ganz glaubt. Da ich mir das alles gerade selbst kaum abkaufe, kann ich ihm das nicht übelnehmen.

Pauls und Jans Diskussion zieht hin und wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Es landen nur vereinzelt Gesprächsfetzen bei uns, die aber eher nichtssagend sind. Das, was zu sehen ist, ist, dass Jan versucht, Paul hin und wieder näher zu kommen, der ihn aber immer wieder zurückweist.

Irgendwie traue ich Jan nicht.

Als die beiden sich wieder Richtung Tür und damit auch auf uns zu bewegen, wende ich mich hastig ab.

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