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ROBIN

Beim Frühstück, beziehungsweise Mittagessen, kommt mir meine eigentlich eher kleine Zweizimmerwohnung plötzlich wieder viel zu groß und viel zu still vor. Dennoch habe ich das Gefühl, die Wände würden mich erdrücken.

Seit die Semesterferien begonnen haben, ist mein Schlafrhythmus und mein Alltag vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Ich bin bis in die Nacht wach und verschlafe den halben Tag. Dass ich vorrangig für Spätschichten im Café geplant bin, macht das Ganze nicht besser. Heute habe ich allerdings frei. Da ich dachte, dass Paul noch hier sein würde, wollte ich mit ihm den Tag verbringen.

Jetzt weiß ich allerdings nicht wohin mit mir. Seine Abweisung tut auch immer noch etwas weh. Es ist sein absolutes Recht für sich selbst Grenzen zu ziehen. Irgendwie hatte ich nur das Gefühl, dass er nur wegen mir einen Gang runtergeschalten hat. Eben, um auf mich Rücksicht zu nehmen. Vielleicht klammere ich auch nur zu sehr an der Annahme, dass ich derjenige bin, der immer alles aufhält. Wiederum dreht mein Kopf das jetzt alles und denkt, dass Paul nur die Bremse tritt, weil er kein Interesse an mir hat.

Bevor ich ins Bad verschwinde, verbinde ich mein Handy mit meiner Bluetooth-Box und lasse ein iPrevail Album laufen. Hier ist es so still. Allein sein fühlt sich im Moment furchtbar an. Selbst eine Dusche kann das nicht wegwaschen.

Während ich mit einem Handtuch durch meine nassen Haare fahre, beschließe ich meiner Familie einen Besuch abzustatten. Missmutig streift mein Blick die Rose, bevor ich meine Schlafzimmertür schließe. Mathieu hat während meiner Abwesenheit hier drin nichts verloren.

Ich hasse diese Verwirrung in mir abgrundtief. Ich habe nicht den Mumm, um Klarheit zu schaffen und ihm eine Nachricht zu schicken. Noch nicht zumindest.

Während der Fahrt trommle ich im Takt auf das Lenkrad, drehe die Musik immer wieder laut und leise oder rutsche beim Halten an Ampeln nervös im Sitz hin und her.

In mir herrscht ein Chaos aus Unmut und Aufregung. Dabei bin ich völlig ausgelaugt vom vielen Nachdenken und wünsche mir einfach nur Ruhe.

Ich versuche mehrmals den Schlüssel in die Haustür zu stecken und lasse ihn zweimal fallen. So sehr habe ich nicht einmal vor meinem ersten Date gezittert.

Einerseits würde ich gerne meiner Familie in die Arme fallen, aber andererseits möchte ich mir auch meine Kapuze über den Kopf ziehen und mich vor ihnen verstecken. Denn wenn ich eins weiß, dann dass sie mir, sobald ich in der Wohnung stehe, von den Lippen ablesen werden, was mit mir los ist.

Als ich die Tür aufschubse blickt mir meine irritierte Schwester entgegen. Auf ihren Händen balanciert sie ein Gecko, das gerade von einem auf den anderen Arm krabbelt.

«Robin hat Liebeskummer», ruft sie laut und setzt unbeirrt ihren Weg in ihr Zimmer fort.

Mein Vater tritt irritiert aus der Küche, während er ein Glas mit einem Geschirrtuch trocknet. «Immer wieder schön dich zu sehen», schmunzelt er amüsiert in meine Richtung.

Im Hintergrund vernehme ich das Lachen meiner maman.

«Salut père», begrüße ich ihn und hänge meine Jacke an die Garderobe.

Da meine Schwester sich herzlich wenig für mich zu interessieren scheint, schlürfe ich zu meinen Eltern in die Küche.

Ich klettere auf einen Barhocker, der an der Theke steht, die in die Kücheninsel mündet und sehe meinen Eltern beim in der Küche wuseln zu.

Maman beginnt bei meinem Anblick direkt Milch für einen Kakao aufzuschäumen.

Sofort muss ich wieder an Paul denken. Es bildet sich ein Kloß in meinem Hals, als das dampfende Getränk vor mir abgestellt wird.

the love you wantWhere stories live. Discover now