«Die AGs im Schulzentrum sind doch übergreifend. Ich kenn ihn von letztem Jahr aus der Musik AG. Er macht aber dieses Jahr glaub Abi und nimmt daher nicht teil. Er spielt Gitarre.»

Ich nicke. Das macht Sinn. Das Berufsschulzentrum bietet neben einem technischen, einem wirtschaftlichen und einem sozialen Abitur auch sogenannte zweijährige Berufsfachschulen an. Nach dieser erhält man die Mittlere Reife.

Renée hat im Gegensatz zu mir direkt nach der fünften Klasse ein allgemeinbildendes Gymnasium besucht. Allerdings hat sie sich dort nicht wirklich zurechtgefunden und nach der neunten Klasse entschieden über andere Wege ihren Abschluss zu machen.

Warum auch immer habe ich geglaubt jetzt zu erfahren, dass Renée etwas für ihn übrighat. Dabei liegen gute drei Jahre zwischen den beiden. Ich glaube, ich müsste handgreiflich werden, wenn jemand drei Jahre älteres meiner sechzehnjährigen Schwester zu nahe kommt.

Meine Augen wandern zu Paul, der sich aktuell die Schläfen massiert. Wenn ich Physik lernen würde, hätte ich auch eine Migräne.

«Der ist echt nett», fügt sie noch bei.

«Das ist er», stimme ich zu und presse meine Lippen aufeinander. Die Smoothies sind gemixt. Nun bereite ich das Wasser für den grünen Tee vor und drapiere Teebeutel sowie eine Tasse.

Nun runzelt sie ihre Stirn und packt ihr Handy weg. Ihre blauen grünblauen Augen wandern zu Paul und wieder zu mir. Renée platziert ihre Hände nebeneinander auf die Kante des Tresens und lehnt sich etwas zu mir. Ich kann ihre Füße nicht sehen, aber sie hat sich sicher etwas auf die Zehen gestellt. «Hast du dich in den verguckt?», fragt sie auf Französisch.

In ihrer Frage liegt nichts Triezendes oder Verurteilendes. Sie ist neugierig.

«Mach dir nichts draus», beginne ich, «Er hat sich von mir einen Ally-Pin gewünscht.»

Renée richtet sich wieder auf, um dem Tablett Platz zu machen, welches ich mit den drei Smoothies und dem Tee vor ihr abstelle. Nun schmollt sie und erwidert «Schade» auf Deutsch.

Meine Schwester zieht von Dannen.

Ein paar Kaffee und Tassen Tee später, steht Paul vor mir am Tresen. Er trommelt mit seinen Fingern auf die Theke und lächelt als ich mich ihm zuwende.

«Was kann ich für dich tun?», lächle ich.

Er grinst. «Hast du schon Pause gemacht?»

Ich schüttle meinen Kopf. Mir fällt auf, dass ein Henkel seines Rucksacks über seiner Schulter hängt. Sein Kumpel scheint bereits gegangen zu sein.

Mein Blick wandert zu Kathleen. Sie lächelt. «Geh ruhig, ich hab alles im Griff.»

«Danke», murmle ich und deute Paul mir mit einem Kopfnicken nach hinten zu folgen.

Er schlüpft hinter die Theke und geht schonmal nach draußen. Ich tausche meine Schürze gegen eine schwarze Sweatshirt Jacke.

Entnervt zupfe ich ein paar Katzenhaare von meiner Jacke, als ich nach draußen trete. Mathieu hat so viele Möglichkeiten sich in der Wohnung hinzulegen, aber er entschiedet sich am liebsten für meine Kleidung.

Paul wirkt belustigt und hebt mir seine Schachtel Zigaretten entgegen.

Schmunzelnd ziehe ich mir ein Glimmstängel heraus. Er hat darauf bestanden mir auch ein paar auszugeben. Dabei macht es mir nichts aus meine Zigaretten zu teilen. Bleiben schon weniger für mich übrig.

«Hast du ein Haustier?», fragt Paul und zündet seine Zigarette an.

«Jup», erwidere ich und krame mein Handy hervor. Stolz halte ich ihm meinen Sperrbildschirm unter die Nase.

the love you wantWhere stories live. Discover now