Kapitel 66

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Nur noch Sonntag, der aller letzte Ferien Tag, bevor morgen wieder die Schule beginnt und ich mich anstrengen muss. Die zwei Wochen sind schnell vorbei gegangen, viel zu schnell. "Und was hast du vor?" Leon kam in mein Zimmer und setzte sich auf die Couch. "Falls du es noch nicht mitbekommen hast, ich bin krank." "Dann machen wir was in deinem Bett." Leon grinste und kam zu mir. "Vergiss es sofort wieder. Wir werden nicht das machen, was du denkst." "Was denke ich denn?" "Ich rollte mit den Augen und lief ins Badezimmer. Leon klopfte an der Tür und wollte mit rein kommen, doch dadurch, das ich die Tür verschlossen hatte, ging das schlecht. Ich wollte auch außerdem nicht, das er zu mir kam. Zwar hatten wir das alles geklärt und uns auch wieder vertragen, dennoch herrschte eine leichte kühle Luft zwischen uns und ich will nicht gleich auf Best Friends tun. "Sag bescheid, wenn du was mit mir machen willst." War sein letzter Satz, bevor ich nur noch entfernte Schritte hörte.

Ich stellte mich vor den Spiegel und betrachtete meine Erscheinung. Die Gestalt vor mir, sah alles andere als gesund aus. Mein Gesicht sah schrecklich aus. Eine rote Nase, dunkle Augenringe und blasse Haut lies es zum Vorscheinen. Zuerst spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, dann klatschte ich mir eine Creme drauf. Die soll anscheinend, gegen Stress helfen. Obwohl ich nicht mal welchen habe, trotzdem probier ich es aus. Wer weiß, vielleicht hilft es auch gegen Erkältungen und ist ein Gegenmittel gegen Monster. 'Wie lustig du doch heute wieder bist' sagte meine innere Stimme und rollte mit den Augen. 'Lass mich doch' wehrte ich mich und verieb die Creme fein säuberlich auf meiner Haut. Ein herrlicher Duft von Erdbeere stieg in meine Nase. Mhh. Erdbeere. Darauf bekommt man ja gleich Hunger. Aber zuerst verwöhn ich mich erstmal. Nachdem ich mich eingecremt hatte, folgte das Zähneputzen. Dieser eklige Schleim auf der Zunge, war kaum zu ertragen. In folge dessen, wusch ich mir die Haare mit der Badewannenbrause. Heute nahm ich mal kein Bad. Das war gestern dran.

Ungefähr anderthalb Stunden verbrachte ich im Bad, aber hey, ich bin ein Mädchen. Ich darf das.

Schnell huschte ich in meinen Kleiderschrank und zog mir was frisches an. Eine blaue jeans und einen Roten Hoodie. Die Haare waren noch etwas nass, sodass ich sie offen lies. "Meli?" ertönte unten die Stimme von Amanda. "Komme!" rief ich und ging die Treppen runter. Amanda saß im Wohnzimmer und las gerade eine Zeitschrift. Als sie mich erblickte, kam ein lächeln zum Vorscheinen. Sie klopfte neben sich auf die Couch, um mir zu zeigen, ich solle mich zu ihr setzten, was ich auch tat. "Also du und Leon habt euch wieder vertragen, habe ich gehört." "Jap." "Das ist schön. Leon hatte schon Angst du würdest ihm nicht verzeihen." Verdutzt sah ich sie von der Seite an. "Er hatte Angst?" fragte ich nochmal nach. Kann ja sein, dass ich mich verhört hatte. "Ja das hatte er." Ups, doch nicht verhört. "Ihm tat das alles schrecklich leid und er wollte nichts mehr, als wieder mit dir reden zu können."

Er hatte wirklich Angst, das ich ihm nicht mehr verzeihen könnte? Dann musste ihm das wirklich sehr leid tun. "Zum Glück ist ja jetzt wieder alles in Ordnung zwischen euch." "Was? Äh ja." Die Worte von ihr hallten noch immer in meinem Kopf. Das Leon die ganze Sache seiner Mutter erzählt hat, kann ich nicht glauben. Ist das nicht viel zu peinlich? Und dann noch, das ein Junge, Hallo?! Ein Junge redet mit seiner Mutter über Gefühle! Das macht doch kein normaler Mensch! 'Er ist ja auch nicht normal' 'Da hast du recht. Ausnahmsweise' "Leon hat dir also das ganze erzählt." Stellte ich nochmal fest. "Ja." "Wieso?" "Ich bin seine Mutter." "Ja, aber, versteh mich nicht falsch, keiner redet freiwillig mit seinen Eltern über Gefühle und das intim Leben von einem selber." "Intim Leben?" Jetzt sah Amanda mich verdutzt an. "Ja. Leon hat doch gesagt, dass-" "Das ich ihr Tagebuch gelesen hab und es meinen Freunden gezeigt hab." Leon kam die Treppen runter gerannt und stoppte kurz vor der Couch. "Das ganze tut mir noch immer Leid und ich wollte dich gerade fragen, ob du nicht mit mir ein Eis essen gehen möchtest." Er sah mich mit so einem warnenden Blick an. So, als wolle er nicht, dass ich weiter mit seiner Mutter sprach. "Äh, okay." antwortete ich nur und Stand von der Couch auf. "Wir sehen uns später. War schön sich mal wieder zu unterhalten." sagte ich noch schnell, bevor ich mir meine Schuhe und meinen Mantel anzog. "Jetzt komm." Leon nahm meine Hand und zog mich schnell aus dem Haus. Wir liefen um die Ecke, wo er wieder meine Hand losließ und laut seufzte. "Das war knapp." "Was war knapp?" "Du glaubst doch nicht in echt, das ich meiner Mutter erzähle, mit einem Mädchen in deinem Bett Geschlechtsverkehr gehabt zu haben." "Ich und das glauben? Ach Quatsch!" Oh man ey. Das hätte mir ja auch gleich einfallen können. Als ob er sowas machen würde. Immerhin sprechen wir hier von Leon Collins. Der Bad Boy, der nicht mal das Wort 'Gefühle' buchstabieren kann, geschweige denn die Bedeutung davon zu wissen. "Ist jetzt auch egal. Na komm lass uns das Eis essen." Mehr oder weniger, trottete ich ihm hinterher und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Das alles war zu viel für mein kleines Gehirn. Es verkraftet nicht so viele Sachen auf einmal. Zum Glück kam Leon noch rechtzeitig, sonst wär die Sache mit seiner Mutter unschön geworden. Keiner der Elternteile will erfahren, das ihr Kind in einem fremden Bett gerade das tat wo sie sich hofften es erst später machen zu würden. Einfach widerlich. Wenn später mein Kind das machen würde, dann würde ich womöglich nicht gleich ausrasten, aber irgendwas machen, was es ihn wieder zur Vernunft bringt.

"Nun komm, oder willst du, dass ich dich über die Schulter nehme?" Schnell schüttelte ich den Kopf. Das wollte ich nun wirklich nicht. Kopfüber und nichts andere sehen, als seinen knackigen Hintern, der sich mir als Ausblick bot. Apropos Hintern. Jetzt wo ich so hinter ihm lief, hätte man einen perfekten Blick darauf. 'Soll ich dir ein Taschentuch geben?' 'Wieso das denn?' 'Du sabberst gleich!'

Schnell sah ich von ihm, seinem Hintern, ab und betrachtete die schöne Gegend. Alle Bäume hatten nun entweder gelbe, orangene oder braune Blätter an den Ästen. Ein buntes Farbenspiel zeigte sich und lies den Herbst nur noch mehr zur Geltung bringen. Auch wenn ich den Herbst nicht so mochte, dennoch fand ich es immer wieder atemberaubend, wie sich die Blätter färbten und wie viel Kastanien auf den Gehwegen und Straßen rundherum verteilt waren. Es war eine Jahreszeit gekommen, die zeigte, das es auch in kühlen und verregneten Tagen eine schöne Jahreszeit sein kann. 'Werden wir hier jetzt zum Poet?' 'Ach sei doch leise'

Heute ist der letzte Tag, also werde ich ihn genießen. Bis morgen die Schule wieder anfängt und mit ihr neue Überraschungen.

Bad Boy or Good Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt