Kapitel 4

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»Was redest du da?!« ich weitete meine Augen, als er ausholte und mich schlagen wollte, nachdem er aufgesprungen war. Im letzten Augenblick ging ich noch einen Schritt zurück und wich somit seiner Hand aus, die in der Luft landete und ihm sein Gleichgewicht nahm, sodass er fast hinfiel, hätte er sich nicht gerade noch gefangen.
So hatte ich ihn noch nie erlebt. Sonst war er immer der liebevolle und verständnisvolle Vater gewesen, der seine Tochter bei allem unterstützte. Es konnte nicht sein, dass er einfach den Verstand verlor, wegen so etwas. Selbstverständlich wäre er wütend, aber er würde niemals die Hand gegen mich erheben. Warum also?

Keine gute Entscheidung gewesen, auszuweichen, denn jetzt kam er mit viel größerem Zorn auf mich zu. »Hast du den Verstand verloren?!« brüllte er, packte mich an der Schulter und schlug mit der anderen Hand so fest zu, dass ich glaubte, mir würde gleich die Wange aufplatzen. Doch auch wenn es weh tat, zeigte ich den Schmerz nicht. Stumm starrte ich in die verdunkelten Augen meines Vaters, welcher völlig verwundert zurück starrte. Die Taubheit an der Stelle, an der er mich geschlagen hatte, traf ein. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich leise bleiben würde. Er hatte wohl gedacht das ich in Tränen ausbrechen würde und wie ein Kleinkind um mich schlagen würde, so hätte ich zumindest damals reagiert.

Und plötzlich wurde es mir wie ein heftiger Schlag in die Magengrube klar.

Wenn ich nicht heiratete, würde ich somit die Treue zur Königlichen Familie brechen. Einen Befehl zu missachten, dass ist schwerer Verrat.
Ich war so fokussiert darauf, Jayson nicht zu heiraten, dass ich vergessen hatte, dass dies von der Königlichen Familie angeordnet wurde. Mit 16 musste eine Adelige heiraten, und der Partner, wenn es noch keinen gab, wurde von dem König ausgesucht.
Ich Idiotin hatte meinem Vater gerade dreist ins Gesicht gesagt, dass ich einen Fick auf die Königliche Familie und deren Befehle gab.

Sollte ich ihm sagen, dass ich vergessen hatte von wem das bestimmt wurde? Er würde mir aber nicht glauben. Ich musste hier weg.
Humpelnd stürmte ich aus dem Raum und ließ meinen verzweifelten Vater alleine. Wahrscheinlich dachte er jetzt, dass ich die Royale Familie hintergehen wollte. Den verwirrten Blick meiner Mutter ignorierte ich und lief an dem Zimmer vorbei, wo die Sharpe's warteten. »Marly!« die Schreie meiner Mutter ignorierte ich und bahnte mir einen Weg durch die vielen Dienstmädchen, die schon zu tuscheln begonnen hatten. Als ich an der Haustür ankam, zögerte ich. Wohin wollte ich eigentlich? »Marly, bleib' sofort stehen!« die hohe Stimme meiner Mutter ging mir plötzlich ziemlich auf die Nerven. »Irgendwohin« murmelte ich vor mich hin, riss die dicke, schwere Tür auf und schob mich hindurch. Wie ein gehetztes Tier lief ich auf das Gittertor zu, mit höllischen Schmerzen an meinem Knöchel. Lange würde der das nicht mehr durchhalten.

»Tut uns Leid Prinzessin, aber wir dürfen Euch nicht durch lassen.« kamen mir die Soldaten am Tor in den Weg. Wütend drehte ich mich um und sah auch schon andere Männer auf mich zurennen. Anscheinend hatte meine Mutter begriffen, dass ich vorhatte abzuhauen.

***

Mein Fluchtversuch war fehlgeschlagen und jetzt saß ich in meinem Zimmer und ließ meine Wut an dem Kissen in meiner Hand aus. Außerdem waren jetzt auch noch zwei Soldaten vor meinem Fenster stationiert, damit ich ja auch nicht wieder versuchte, hier raus zu kommen.

Plan A war eigentlich die Verlobung aufzulösen und mein Leben in Frieden zu leben, währenddessen ich soviele schlimme Taten wie es ging versuchte rückgängig zu machen.
Plan B wäre jemanden zu finden, bei dem ich mir sicher war, dass er mich nicht umbrachte und mich mit dieser Person zu verloben.
Und Plan C... dafür zu sorgen, dass mich Jayson anfängt zu mögen damit er mich später nicht sterben lässt.

Plan A wäre mir das sympathischte, aber wenn ich das umsetzen wollte, würde ich sofort getötet werden. Wegen Verrat an der Königlichen Familie. Dagegen wäre Plan B gar nicht so schlecht, solange die Person mich nach der Hochzeit so oft es ging in Ruhe ließ und mich mein Leben frei leben ließ. Kompletter Schwachsinn, ich müsste alles tun, was er mir sagt und darauf hätte ich keine Lust. Und Plan C war aufjedenfall der schlimmste von allen, den ich niemals nehmen würde. Jayson könnte mich niemals mögen lernen und ich hatte auch kein Interesse daran, dass er mich mochte. Also müsste ich mich wohl B widmen, na toll.
Aber wie sollte ich das anstellen? Ich war bereits verlobt, da konnte ich schlecht sagen, dass ich jemanden anderes suchte.

Frustriert ließ ich mich in mein Federweiches Bett fallen und dachte über irgendwelche Lösungen nach, die einfach nicht kommen wollten.
Irgendwann zog mich der Schlaf in die Tiefe.

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Hi!
Wie findet ihr es bis jetzt? Würde mich ziemlich über Kritik und Verbesserungsvorschläge freuen, allerdings könnt ihr mir auch gerne eure Meinung senden oder Ideen! 😊💕

Rebirth #yellowaward2019Where stories live. Discover now