Prolog

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Und inmitten der Dunkelheit leuchtete plötzlich ein helles Licht, welches die ganze Schwärze dieses schrecklichen Ortes einnahm. Das schrille Kreischen, welches sich in meine Ohren bohrte, ordnete ich den nervigen, ekelhaften Viechern zu, die in diesem Platz hausten.
Es war wahrscheinlich die Schönheit des Lichtes, welches mich so begeisterte. Jahre, nein, Jahrhunderte wurde mir diese Schönheit verweigert und nach all dieser Zeit schien ich es zu vergessen haben.

Dieses Gefühl der Wärme, der Geborgenheit.

»Noch ein mal« flüsterte eine warme, weibliche Stimme mir zu, »versuch noch einmal, dein Schicksal zu ändern.«

Und das waren die Signalworte, durch die ich gegen diese unendliche Finsternis protestierten versuchte.

Das Kreischen der blutrünstigen Kreaturen, entstanden aus den Dunkelsten Tiefen dieser Hölle, war wieder verstummt. Wie sehr ich auch dieses tolle Licht auch vermisste, ich hatte leider keine Ahnung woher zum Teufel es kam und wie ich es wieder hervorrufen könnte. Eisige Kälte und Schwärze umschlungen mich wieder, die Angst kam wieder. Die tief in mir verankerte Angst, doch diesmal war ich zu schwach, sie zu unterdrücken. Mein längst toter Körper begann zu zittern und obwohl ich nichts sehen konnte, war mir bewusst, dass diese Monster ihren Weg zu mir gefunden hatten.

Natürlich, wie sollte es sonst sein. Angst zog diese Ungeheuer an wie ein verdammter Magnet. Unbewusst krallten sich meine abgekauten Fingernägel in das braune, zerfetzte Kleid, welches ich trug, als mir die Soldaten meines Mannes die Schwerter durch die Brust gerammt hatten.

Knack.

Wenn ich hier nicht zum unendlichsten Mal sterben wollte, sollte ich wohl rennen. Doch meine Beine waren wie fest gewurzelt, sie bewegten sich keinen Millimeter.

Knack.

Das begierige Gröhlen dieser Kreaturen drang in meine Ohren und ruckartig wurde ich zu Boden gerissen. Schmerzhaft stöhnte ich auf, als sich die langen, spitzen Krallen des Monsters in meine Schultern bohrten.

»Diese Dinger waren einmal Menschen.«

Der widerliche Geruch, welches aus dem Mund von dem Viech kam, als es mich ankreischte, ließ mich meinen Kopf zur Seite drehen.

»Sie waren einmal Menschen.«

Meine Ohren waren wie betäubt, mein Körper sackte unter dem Gewicht von ihm zusammen.

»Genauso wie du«

Halt die verdammte Schnauze! Dass sie Menschen waren ist mir selbst klar. Die leise Stimme in meinem Kopf verstummte endlich und bevor ich auch nur mit meiner Wimpern zucken konnte, rammte dieser ehemalige Mensch mir seine messerscharfen Zähne in die Kehle.

***

Kälte.

Kälte, so kalt wie der Tod selbst.

»Dein 363. Tod«

Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als ich die tiefe, eiskalte Stimme wahrnahm.

»Erebos«, wisperte ich den Namen dieser Person, nein, dieses Monsters. Viel schlimmer als diese Viecher, die einmal Menschen waren.
»Ich freue mich auf den Moment, indem du auch endlich zu einem dieser Doom's wirst.« ich konnte die Schadenfreude aus seiner Stimme heraushören. »407 Jahre sind es schon. Eine lange Zeit. Genug, um dir deine Fehler einzugestehen. Genug, um ein Doom zu werden. Und trotzdem stehst du hier vor mir, immernoch dieselbe wie vor 407 Jahren. Ich bewundere dich für dein Aushaltevermögen, aber niemand kann unendlich sein. Niemand außer der Tod.«

Er hatte kein Gesicht. Da war einfach nur eine leere Fläche, mitten in der schneeweißen Gestalt, die Helligkeit ausstrahlte. Aber keine weiße Helligkeit, sondern schwarze.

»Wie ich sehen kann, hast du dich immer noch nicht von deinem alten Leben verabschiedet. Sehr merkwürdig, dafür, dass es erbärmlich war.«

Erbärmlich, genau. Das würde es perfekt beschreiben. Ich habe die Treue und Würde meiner Familie in Grund und Boden gestampft, ohne jegliche Reue. Ich habe unzählige unschuldige Menschen ihre Leben genommen. Ich habe meinen Mann betrogen, öfter als einmal. Ich habe versucht, Freund gegen Freund zu hetzen.
Und nun stehe ich hier.
Da, wo jeder hinkommt, der Schrecklich war.

»Du kriegst mich nicht«

»Was?«

»Ich werde mein Schicksal ändern. Ich werde dafür sorgen, dass mein Leben nicht erbärmlich wird. Alles dafür tun, um all die Leben, die ich genommen habe, zurück zu geben. Vielleicht sterbe ich genau so wie vor 400 verdammten Jahren, aber ohne diese unerträgliche Reue!«

Ein Lachen.

Er lachte? Der Gott der Hölle lachte?

Und ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, kam da wieder dieses Licht.

»Hemera«

Kreischen war zu hören. Aber da war auch diese wunderschöne Melodie, die in meinen Ohren sang und das ekelhafte Geräusch der kalten Hölle übertönte.

Zwei warme Hände legten sich um meine Schulter. Hände von der Person, die dieses Licht ausstrahlte.

»Marly Najera Stern«
»Marly Najera Stern«
»Marly Najera Stern«

Rebirth #yellowaward2019Where stories live. Discover now