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31. Oktober, Halloween.

Den ganzen Tag schon sind die Schüler aufgeregt und überlegen, wie die große Halle wohl für das heutige Fest hergerichtet sein würde. Ganz im Gegensatz zu James, der mit seinen drei besten Freunden versucht, durch die Massen der Schüler zum Schulsprecherturm zu kommen. Je weiter er nach oben geht, desto weniger Schüler trifft er an, zu letzt nur noch Gryffindors und Ravenclaws.
Im Turm angekommen muss er jedoch feststellen, dass die Mädels ihn schon reserviert hatten. Marlene gestattet ihm gerade noch, sein Kostüm aus seinem Zimmer zu holen und will ihn und die anderen gerade rausschmeißen, als Lily seinen Namen ruft. Sie ist gerade die Treppen hinunter gekommen, ihre Haare sind noch von der Dusche nass und sie trägt einen weißen Bademantel. ,,Wartest du an der Treppe vor der Halle auf mich?", fragt sie und James kann nicht anders als zu lächeln. Er nickt und Lily erwidert sein Lächeln, bevor sie sich von Mary in einen der Sessel drücken lässt und Marlene die Jungs endgültig aus dem Turm verbannt.
,,Dann gehen wir eben in unseren Schlafsaal.", meint Sirius und versucht dabei, wie ein zickiges Mädchen zu klingen. James schmunzelt darüber und läuft den anderen hinterher zum Gryffindorturm.

Überpünktlich, und damit 10 Minuten bevor das Festessen beginnt, steht James vor der großen Halle und wartet auf Lily. Remus, Peter und Sirius sind schon drinnen und halten ihnen Plätze frei.
Marlene, Mary und Alice kommen kichernd die Treppe hinunter. ,,Lily kommt gleich.", informiert ihn Alice und geht dann mit ihren Freundinnen in die Halle, um sich dort zu den Rumtreibern zu setzen.
Zwei weitere Minuten vergehen, die James sinnlos die Treppenstufen anstarrt.

Ihre roten Haare, die nun von dünnen schwarzen Strähnen durchzogen sind und dadurch dunkler wirken, sind zum Teil in einem Dutt zusammen, fallen aber auch zum Teil in Wellen über ihre Schultern. Ihr weinrotes Kleid reicht bis zu den Knöcheln, der Rock ist etwas weiter und es scheint, als sei er mit einem zarten schwarzen Netz überzogen. Die Ärmel gehen bis zum Ellenbogen und sind aus schwarzem Spitzenstoff. Der Ausschnitt ist für Lilys Verhältnisse etwas gewagt, jedoch nicht zu tief. Ihr Augenmakeup ist sehr dunkel, ihre Haut blasser als sonst und ihre Lippen blutrot.
Lily lächelt James schüchtern an. Der Junge Zauberer jedoch kann sie nur anstarren. Lily, die in ihrer Unauffälligkeit schon perfekt für ihn ist, hat sich gerade zu einer außerirdisch schönen Kreatur entwickelt und er darf ihre Begleitung sein. Das ist mehr, als er sich für den heutigen Abend erträumt hat.
Lustig findet er nur, dass sein schwarzer Frack mit dem dunkelroten Hemd und der schwarzen Krawatte perfekt zu Lilys Kleid passt.
,,My lady.", bietet er ihr seinen Arm an, den sie schmunzelnd ergreift.

In der großen Halle stehen anstelle der vier Haustische viele einzelne Runde Tische, an denen je bis zu acht Personen Platz finden. Die Stühle sehen aus wie Kürbisse mit Rücken- und Armlehnen und an den Wänden hängen Spinnenweben. Der Boden ist mit leichtem Nebel überzogen und zu den schwebenden Kerzen haben sich auch vereinzelt Kürbisse gefunden.

Zufrieden schaut Professor Dumbledore zu den Schülern. Als sich auch die letzten gesetzt haben, erhebt er sich und beginnt seine kleine Rede: ,,Guten Abend, liebe Schüler. Bevor das Fest beginnt, möchte ich Sie bitten, daran zu denken, dass sich die Jahrgänge eins bis vier um neun Uhr und der Jahrgang fünf um elf uhr auf den Weg in die Gemeinschaftsräume machen. Des weiteren möchte ich mich bei den Professoren Flitwick und McGonagal sowie auch bei unseren Schulsprechern Miss Evans und Mr. Potter bedanken, ohne die dieser Abend nicht als solcher stattfinden würde. Und nun guten Appetit!" Die Schüler klatschen und schon füllen sich die Tische mit allen möglichen Speisen.

Als später auch die Fünftklässler gegangen sind, findet sich nun neben dem Butterbier auch Feuerwhiskey, sehr zu Sirius' Freude. Remus schüttelt darüber nur den Kopf und schaut auf die Tanzfläche inmitten der großen Halle. Marlene und Mary tanzen mit irgendwelchen Hufflepuffs und Alice verlässt die Fläche gerade, um sich etwas zu trinken zu holen. Danach setzt sie sich neben Remus. ,,Hast du unsere Turteltauben irgendwo gesehen?", fragt sie über die Musik hinweg. Der Angesprochene zeigt auf die Tanzfläche, auf der, wenn man genau hinsieht, tatsächlich Lily und James, die miteinander tanzen, zu sehen sind.
,,Sie ist ihm so was von verfallen. Bin gespannt, wann sie das einsieht.", sagt Alice. Remus nickt.
Doch außer den Beiden beobachtet auch noch ein anderer die tanzenden Schulsprecher. Missmutig erkennt auch Severus Snape, wie immer in schwarz gekleidet, dass der junge Potter Lily fast gewonnen hat und nichts ihn mehr aufhalten kann. Severus hat es schon immer gewusst. Einem Typen wie Potter kann selbst Lily nicht widerstehen. Enttäuscht von seiner ehemaligen besten Freundin steht er auf und verlässt das Fest. Nach feiern ist ihm wirklich nicht zu mute.

Lächelnd betrachtet James Lily. ,,Möchtest du etwas trinken?", fragt er sie, da ihr Wangen sehr gerötet sind. Sie nickt und gemeinsam bahnen sie sich ihren Weg durch die tanzende Menge. Kaum sind sie aus dieser heraus, ist die Luft schon etwas kühler und somit auch bedeutend angenehmer.
Lily setzt sich zu Remus und Peter, während James sich aufmacht und Getränke holt. Zurück kommt er mit drei Bechern, die er vor sich in der Luft schweben lässt. Fragend schaut die junge Hexe auf. Der Schwarzhaarige stellt die Becher auf den Tisch und schiebt einen davon Lily zu. Diese zieht die Augenbrauen hoch. ,,James, das ist Feuerwhiskey.", stellt sie fest und der junge Zauberer lacht. ,,Ja, in der Tat. Solltest du langsam mal probieren. Nur Wasser, Kürbissaft oder Butterbier können nicht wirklich die einzigen Sachen sein, die du trinkst." Skeptisch schaut Lily auf den Becher. "Probier mal. Ist echt nicht schlecht.", ermutigt Remus sie. Lily setzt den Becher an, schaut James mit ihren Todesblick an, und trinkt. ,,Gott, brennt das!", sagt sie, als sie den Becher wieder abstellt. Grinsend reicht James ihr einen zweiten Becher, in welchem Wasser ist. Dankbar lächelt sie ihn an und trinkt es. ,,Willst du nochmal tanzen?", fragt James. ,,Warte." Lily öffnet die kleine Tasche, die sie bei sich hat. Ihre nächste Handlung lässt James große Augen machen. Sie zieht ein paar schwarze Ballerinas heraus, zieht ihre hohen Schuhe aus und stopft diese ohne Probleme in die Tasche. ,,Unaufspürbarer Ausdehnungszauber.", erklärt die Rothaarige. Dann lässt sie sich von James auf die Tanzfläche führen, wo gerade ein langsames Lied gespielt wird. Etwas unsicher legt James seine Hände an ihre Taille und zieht sie an sich, während Lily ihre Arme um seinen Nacken legt. Schweigend tanzen sie so eine Weile, jedoch ist die Stille zwischen ihnen nicht unangenehm.
Irgendwann bleiben sie einfach stehen und sehen einander an. Wortlos einigen sie sich, das Fest zu verlassen.
Kaum aus der Halle spricht James den Accio und Sekunden später kommen Lilys und auch sein Mantel zu ihnen angeflogen.
Draußen ist es kühl, für Anfang November jedoch noch verhältnismäßig warm. Am Rande des verbotenen Waldes verwandelt sich James und nun ist es ein wunderschöner Hirsch, der mit Lily hinter den ersten Bäumen des Waldes entlang läuft. Neben diesem Tier fühlt sie sich wohl, obgleich sie weiß, welches traurige Schicksal an seiner Entscheidung hing. Diese mutige Handlung lässt ihre Zuneigung zu James nur noch mehr steigen.
Nie hätte sie das gedacht. Nicht in den ganzen sieben Jahren. Nicht, als sie in der fünften mit einem Ravenclaw für fast sechs Monate zusammen war. Nicht, als er sie immer wieder um ein Date bat. Doch nun...

Lily ist sich ziemlich sicher, dass sich ihr Leben mit der aufkeimenden Zuneigung zu James wenden wird. Ob zum guten oder zum schlechten, weiß sie noch nicht.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWhere stories live. Discover now