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Mit dem Ende ihrer vorletzten Woche in Hogwarts kommt auch der letzte Vollmond, den James, Sirius, Peter und natürlich auch Remus auf gewohnte Weise verbringen werden.
Die Rumtreiber verbringen den Nachmittag im Schulsprecherturm, spielen Zauberschach und schwelgen in Erinnerungen. ,,Und James hatte im fünften Jahr doch diesen Schnatz geklaut und damit immer rumgespielt.", meint Sirius. James grinst. ,,Den habe ich immernoch." Remus, der wie jeden Vollmond etwas kränklich wirkt, schüttelt lächelnd den Kopf und Peter schaut ihn bewundernd an. ,,Das glaube ich nicht, der ist doch bestimmt weggeflogen", meint Sirius spöttisch. Doch James steht auf und holt eine kleine schwarze Schachtel aus seinem Zimmer. In dieser schlummert ein kleiner goldener Ball, die Flügel um sich gewunden.  ,,Hat ja kaum Glanz verloren.", meint Sirius. ,,Was hat kaum Glanz verloren?", kommt es da vom Eingang her. Die Jungs schauen auf und begegnen Lilys Blick. Die Rothaarige hat den Nachmittag mit ihren Freundinnen verbracht. Fragend schaut sie die vier nun an. James holt den kleinen goldenen Ball aus der Schachtel. Die Flügel dessen breiten sich aus und beginnen zu schlagen und schon schwebt der Schnatz munter vor James' Oberkörper. Lily betrachtet den Ball ein paar Sekunden. ,,Das ist der Schnatz, mit dem du früher immer angegeben hast.", meint sie dann. ,,Schuldig.", kommt es von einem grinsenden James. Die Rothaarige verdreht die Augen, lächelt aber dabei. Für einen kurzen Moment steht sie da, bevor sie sich in den noch freien Sessel sinken lässt. Etwas betreten schaut sie zu Remus, der sich in dieem Moment auch schon erhebt und zu seinen Freunden sagt: ,,Ich werde dann mal zu Madam Pomfrey. Wir sehen uns dann... nachher." Sirius, Jamesund Peter nicken, und so verlässt derjunge Lupin den Raum.
Etliche male ist er bei Vollmond in den Krankenflügel gegangen, und jedes mal war ihm schwer ums Herz. Und heute ist es noch schlimmer. Heute steht er ein letztes Mal unter Dumbeldores, oder Hogwarts´, Schutz. Danach wird alles anders, vermutlich auch schwieriger. Remus kann nicht bestreiten, dass er Angst vor der Zukunft hat, wird er überhaupt eine haben?
Im Krankenflügel wartet bereits Madam Pomfrey auf ihn. ,,Ah, da sind Sie ja, Mister Lupin. Dann wollen wir mal."
Den Weg über zur Peitschenden Weide sagt niemand ein Wort. ,,Da wären wir. Der Mond geht in etwa einer halben Stunde auf. Sie haben also mehr als genug Zeit, um ins Haus zu gelangen." Remus nickt und lächelt milde. ,,Danke, Madam Pomfrey. Danke für Ihre Hilfe die letzten Jahre." Die Krankenschwester nickt. Remus meint, Tränen in Ihren Augen schwimmen zu sehen. ,,Mein lieber Junge, es war mir eine Freude, auch wenn ich sonst leider nichts weiter für Sie tun konnte. Nun gehen Sie, die Zeit wird knapp."

Im Schulsprecherturm herrscht bislang noch keine Aufbruchstimmung. jedoch ist sie bei weitem nicht mehr so ausgelassen wie noch vor ein paar Stunden.
Lily hat sich mittlerweile ein Buch geholt, in welchem sie nun gedankenverloren rumblättert und die Jungs hängen so oder so alle ihren eigenen Gedanken hinterher. 
Irgendwann erhebt sich James und schaut seine Freunde an. ,,Mission letzter Vollmond kann beginnen.", sagt er, und Sirius und Peter stehen ebenfalls auf. Lily schaut vom ihrem Buch auf, als James sich zu ihr beugt und ihr einen Kuss auf die Stirn drückt. ,,Bis morgen. Heute wird es definitiv lang." ,,Passt auf euch auf. Und auf Remus." Die drei nicken. Sirius zieht die Karte der Rumtreiber hervor und studiert sie. ,,Filch ist aktuell unten bei den Kerkern. Wir sollten los." Sie machen sich auf den Weg, schleichen durch die Gänge des Schlosses. Sirius beobachtet immer wieder sorgfältig die Karte, doch in dieser Nacht ist Filch beinahe am anderen Ende des Schlosses, als sie es verlassen. Draußen angekommen bleiben sie im Schatten der Schlossmauern und die dann noch kurze Reststrecke zur peitschenden Weide legen sie in ihren Animagusgestalten zurück. Peter flitzt voran und berührt den Knoten der peitschenden Weide, sodass diese stillhält, während die drei in den Tunnel zur heulenden Hütte steigen.
Währenddessen sitzt Lily alleine in ihrem Zimmer und schaut sich alte Fotos aus den vergangenen Jahren in Hogwarts an. Auf den meisten Bildern ist sie zusammen mit Marene, Alice und Mary. Die vier waren bereits im ersten Jahr gute Freundinnen geworden. Es gibt viele Fotos, auf denen sie lachend in die Kamera schauen oder in der großen Halle sitzen und reden. Als Mary dann im dritten Jahr ihre erste eigene Kamera bekommen hat, gab es für sie kein Halten mehr und sie fotografierte ihre Freundinnen am laufenden Band.  Lächelnd betrachtet Lily die Fotos, die sie beim Lernen zeigen, oder Marlene, die Sirius' Schultasche über dem schwarzen See schweben ließ. Das war im fünften Jahr. Etwas verbittert wird Lily bei dem Anblick von Severus Snape, ihrem früheren besten Freund, der im Nachhinein mit seinen immerzu schwarzen Klamotten ziemlich fehl am Platz wirkt.
Einige Fotos zeigen sogar die Rumtreiber. James, wie er mit dem goldenen Schnatz spielt, Peter, der ihm gebannt dabei zuschaut, Sirius, der gelangweilt durch die Gegend schaut und Remus, der ein Buch liest.  Ein anderes Foto lässt Lilys Herz klopfen. Auf diesem ist sie zu sehen, offensichtlich verlegen, weil Mary sie mal wieder fotografiert. Im Hintergrund sieht sie die Rumtreiber. Doch während Sirius, Remus und Peter angeregt miteinander zu sprechen scheinen, schaut James verträumt zu Lily und ignoriert seine Freunde. Lily schaut auf das Datum, das Mary sorgfältig auf die Rückseite geschrieben hat. 30. April 1977. Das war im sechsten Schuljahr. Lily schaut nochmal aufmerksam die älteren Bilder durch. Immer wieder findet sie dabei eins, auf dem James sie verliebt anschaut, während sie ihn gekonnt ignoriert oder gar nicht mal bemerkt. Zwar weiß Lily, dass James sie schon immer interessant gefunden hat, schließlich hat er es ihr immer wieder gesagt. Doch dass es so offensichtlich gewesen war, war ihr nie aufgefallen. Vermutlich, weil sie nie richtig hingesehen und ihm nie auch nur eine reelle Chance gegeben hat. Lily bekommt leichte Schuldgefühle, die sich aber wieder auflösen, als sie sich ins Gedächtnis ruft, wie James früher aufgetreten ist. Er war gemein und auch etwas arrogant. Sie mochte solche Eigenschaften nicht. James hat das erst spät gemerkt und sich für sie geändert. Lily lächelt und betrachtet den Ring an ihrem Finger. Wie schnell sich die Dinge doch ändern können.
Ein Blick auf die Uhr verrät Lily, dass es bereits kurz vor Mitternacht ist, doch sie kann noch nicht schlafen. Sie setzt sich an ihren Schreibtisch und beginnt, einen Brief an ihre Eltern zu schreiben:

Hi Mum, hi Dad,

die Prüfungen sind endlich geschafft und bald ist das Schuljahr, sowie auch meine Zeit hier, vorbei. Ich werde diesen Ort vermissen, aber ich freue mich schon sehr, euch bald wiederzusehen. Es gibt viel zu bereden, denn ich habe ein paar Neuigkeiten. Das Wichtigste schreibe ich euch: Ich wurde im St. Mungos Hospital angenommen, das ist unser Zaubererkrankenhaus. Ich freue mich sehr, meinem Wunsch nachkommen zu können, Heilerin zu werden. In der Muggewelt wäre das der Arztberuf.
Was den Rest angeht, werde ich euch noch auf die Folter spannen. Ich werde nun die letzten Tage hier genießen.
Grüßt Petunia von mir, auch wenn sie die Grüße vermutlich nicht annehmen oder gar erwidern wird.
Ich habe euch lieb.
Bis dann.

Eure Lily

Zufrieden steckt Lily den Brief in einen Umschlag und verschließt diesen. Sie würde ihn am nächsten Morgen zur Eulerei bringen. Mittlerweile werden ihre Augen schwer, es ist bereits ein Uhr in der Früh.

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⏰ Last updated: Feb 08 ⏰

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der Hirsch, der mich das lieben lehrteWhere stories live. Discover now