45

116 3 0
                                    

,,JAMES POTTER, WAS ZUR HÖLLE IST GESTERN ABEND PASSIERT?"

James schaut verschlafen auf und trifft Lilys Blick. Anscheinend hat das Euphorieelixier seine Wirkung verloren. Sie schaut ihn aufgebracht an. ,,Lily...", doch sie lässt ihn nicht weiterreden. ,,Was ist gestern passiert? Ich war bei den Mädels und dann wache ich hier auf?" James richtet sich auf. ,,Marlene hat dir eine Dosis Euphorieelixier gegeben. Du warst gestern den ganzen Abend auf der Party und bist dann irgendwann hierher." Schweigen. Lilys grüne Augen taxieren James. ,,Du hast Holly geküsst." Der Schwarzhaarige schüttelt den Kopf. ,,Holly hat mich geküsst. Hättest du ein paar Sekunden länger dort gestanden, hättest du gesehen, dass ich sie weggeschubst habe." ,,Ist das so?", fragt Lily kalt. James merkt sofort, dass sie ihm nicht glaubt. Er nickt. ,,Lily, ich weiß, dass das nicht gut zu verdauen ist, aber ich würde dir doch nie fremd gehen. Ich liebe dich!" Er macht einen Schritt auf sie zu. Doch die Rothaarige weicht zurück. ,,Keinen Schritt weiter.", bringt sie hervor. Ihre Augen sind glasig. ,,Lily..." ,,Ich kann dich gerade nicht sehen." Sie eilt aus dem Raum. Zurück bleibt ein unglücklicher James. Er weiß sich nicht zu helfen. Bedrückt geht er zum Gryffindorturm und setzt sich in einen Sessel im Gemeinschaftsraum. Dort wartet er darauf, dass seine Freunde wach werden. Es dauert auch gar nicht lange, bis zumindest Remus aus dem Schlafsaal kommt. ,,James?", fragt er verdutzt, als er seinen Freund entdeckt. ,,Der Trank hat nachgelassen. Sie hasst mich." James' Stimme klingt tonlos. ,,Früher hat dich das von nichts abhalten können. Warum also jetzt?", fragt der junge Zauberer, der mehr Narben am Körper hat als sonst jemand in seinem Alter. ,,Aber ich habe ihr wehgetan, Moony. Oder besser, Holly hat das. Aber Lily glaubt mir nicht." Verzweifelt rauft er sich die Haare. ,,Früher habe ich ihr nicht wehtun können, sie hat es ja nicht interessiert." Remus schüttelt den Kopf. ,,James Potter, obwohl du echt gute Noten hast, scheinst du doch recht dumm zu sein, wenn es um Frauen geht." ,,Sagt der, der seit 5 Minuten in einer Beziehung ist.", erwidert James trotzig. Remus lässt sich nicht beirren. ,,Mal ehrlich, James. Du hast Lily früher andauernd wehgetan. Weißt du, wie oft sie sich früher bei mir ausgeheult hat? Wegen irgendwas, das du gesagt hast?" Der Schwarzhaarige schaut seinen Freund ungläubig an. ,,Bin ich so ein schlechter Mensch?" ,,Höchstens warst du ein taktloser Vollidiot. Aber das macht einen nicht automatisch zu einem schlechten Menschen,  James. Ich halte dich jedenfalls für keinen." ,,Ich weiß trotzdem nicht, was ich jetzt tun soll, Moony." Der junge Werwolf seufzt. ,,Ich werde jetzt nach Lily suchen. Und du gehst gleich mit unseren Langschläfern Tatze und Wurmschwanz frühstücken, klar?" James nickt mechanisch und Remus verlässt den Raum. Er weiß genau, wo sich Lily versteckt.
Tatsächlich findet er sie hinter großen Büchern versteckt und über Pergament gebeugt in der Bibliothek sitzen. Sie bemerkt ihn erst nicht, bis er sich neben sie setzt. Lily schaut auf und Remus fallen sofort die roten Augen und geschwollenen Augenlider auf. Sie hat geweint. Remus kann nichts sagen, denn da fängt Lily bereits wieder an zu schluchzen. Er legt einen Arm um sie und sie lehnt sich an ihn. ,,Ich will nicht drüber reden.", sagt sie. ,,In Ordnung." Sie sitzen lange schweigend da. Irgendwann steht Lily auf. ,,Ich komme gleich wieder." Dann läuft sie zu den Toiletten. Als sie die Tür zu den Toiletten öffnet, würde sie am liebsten wieder umdrehen. An einem der Waschbecken steht Holly Crest. Sie bemerkt Lily und dreht sich zu ihr um. Lily erwartet ein hämisches Grinsen, umso überraschter ist sie, als sie einen Ausdruck der Reue im Gesicht der Ravenclaw ausmacht.  Sie verschränkt die Arme, als Holly zu reden beginnt: ,,Lily, ähm. Also das nach dem Quudditchspiel hast du ja mitbekommen..." ,,Allerdings.", unterbricht Lily sie kalt. Holly holt tief Luft, um weiterzusprechen. ,,Ich bin zu weit gegangen. Ich war so neidisch, weil du jemanden hast, der dich wirklich liebt und der immer in den besten Tönen von dir spricht. Meine Beziehungen waren nie so tiefgründig. Und ich war einfach in dem kindischen Glauben, dass es unfair ist, dass du das hast. Deshalb habe ich mich in die Umkleide geschlichen und James geküsst." Lily schnaubt. Sie hat wieder Tränen in den Augen und es ist ihr egal, ob Holly sie sieht. Holly fährt fort: ,,Er hat mich weggeschubst und angeschrien." ,,Also war das keine Ausrede...", folgert Lily tonlos. Die Ravenclaw nickt. ,,Hast du was anderes geglaubt? James Potter liebt dich, wie es sonst nur in Geschichten üblich ist. Vermutlich würde er sich für dich sogar den Todesfluch einhandeln. Du wärst dumm, wenn du was anderes glauben würdest." Lily sagt nichts. Holly wirft die Haare zurück. ,,Naja. Ich hab dir gesagt, was ich sagen wollte. Ich... gehe dann mal." ,,Warte." Lilys grüne Augen taxieren das Mädchen. Sie spricht bedacht. ,,Warum hast du mir das erzählt? Hat James dich darum gebeten?" Doch Holly schüttelt den Kopf. ,,Nein. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Nachdem James so gut von dir gesprochen hat, konnte ich ich nicht mehr hassen. Und deswegen habe ich was gesagt." Lily nickt. ,,Okay." Vielleicht, denkt sie sich, ist Holly Crest ja doch nicht so schlimm. Holly steht noch ein paar Sekunden da, ehe sie dann den Raum verlässt.

James sitzt missmutig in der großen Halle beim Mittagessen. Den ganzen Vormittag über hatte er im Gemeinschaftsraum der Gryffindors gesessen und Trübsal geblasen. Selbst Sirius hatte es nicht geschafft, seinen besten Freund aufzuheitern. Als Lily sich irgendwann dem Tisch nähert, springt der Junge Black auf. ,,Evans, was auch immer passiert sein mag, James-" Doch Lily unterbricht ihn: ,,Schon gut." Ihre Stimme klingt sanft und als sie sich dann direkt neben James setzt, glaubt dieser zu träumen. ,,Ähm, Lily?!", fragt er unsicher. Die junge Hexe schaut ihn an, lächelt leicht und sagt: ,,Es ist alles gut, James." Noch verwirrter schaut der Schwarzhaarige zu Remus rüber, doch auch der zuckt mit den Schultern. ,,Frag nicht. Sie war kurz weg und kam dann wieder und meinte, dass du keinen Fehler gemacht hättest. Frauen." ,,Ich habe Ohren, Remus.", tadelt ihn Lily. ,,Dann sag, was dich dazu gebracht hat, James endlich zu glauben." Doch Lily schüttelt den Kopf.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWhere stories live. Discover now