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An diesem Sonntag gehen Lily, Mary, Marlene und Alice fröhlich zum Frühstück. Am Gryffindortisch sitzt bislang keiner und aus den anderen Häusern sind auch bloß wenige Schüler schon wach. So haben die vier Freundinnen freie Platzwahl.
,,Glaubt ihr, Remus geht es besser?", fragt Mary. Sie hatte am Tag zuvor mitbekommen, dass es dem jungen Lupin nicht gut ging und dass er zur Vorsorge lieber in den Krankenflügel gehen wollte. Marlene winkt ab. ,,Ach Mary, Remus ist ständig krank, fast regelmäßig. Der wird wieder." Lily nickt schnell, um Mary zu zeigen dass Marlene wahrscheinlich recht hat. Sie fragt sich jedoch, wann Mary, die nun eigentlich täglich mit Remus in Kontakt steht, etwas ahnen würde. Und vor allem, wann oder ob Remus ihr sein Geheimnis anvertrauen wird. Für Lily ist jedoch klar, dass Remus, sollte er wirklich mit Mary zusammensein wollen, keine andere Wahl hat als es ihr irgendwann zu erzählen.
,,Müsst ihr noch Hausaufgaben machen?", fragt Alice, als die vier Mädchen nach dem Frühstück die Halle verlassen. Marlene stöhnt. ,,Das heißt wohl ja.", meint Mary und kichert. Lily nickt. ,,Ich hatte gestern keine Zeit dafür, ich muss auch noch ran. Treffen wir uns doch einfach in der Bibliothek. So in zwanzig Minuten?" Die anderen drei nicken zustimmend.
Im Schulsprecherturm trifft Lily auf James. ,,Hey, wo warst du letzte Nacht?", fragt er irritiert. ,,Im Gryffindorturm. Spontaner Mädelsabend.", antwortet die Hexe, während sie ihre Bücher und Schreibutensilien zusammenkramt. James kommt ihr hinterher. ,,Soso. Und wo geht es jetzt hin?", fragt er und legt seine Arme um Lilys Taillie. Sie kichert, als sein Atem ihren Hals streift. ,,Jaaames. Ich bin mit den anderen zum lernen und Hausaufgaben machen verabredet." ,,Hmm,", macht James, ,,du bist viel zu fleißig und gewissenhaft." Lily dreht sich zu ihm um. ,,Mag manchmal sein. Aber es geht um den Abschluss. Kann man da zu fleißig sein?" Sie löst sich von James und geht zum Portrait. ,,Du könntest langsam auch mal mit dem Lernen beginnen.", sagt sie, bevor sie den Schulsprecherturm verlässt und zur Bibliothek geht.

,,Hey, nächste Woche können wir wieder nach Hogsmeade.", sagt Marlene in die Stille hinein. Die vier Freundinnen sitzen nun seit über einer Stunde in der Bibliothek und wälzen Bücher für ihre Hausaufgaben durch. ,,Oh, echt? So früh?" Lily runzelt die Stirn. ,,Anscheinend. Ich hatte vorhin den Aushang gesehen.", meint Marlene.
,,Hey Leute." James und Remus kommen an ihren Tisch. Marys Augen beginnen zu leuchten, als sie Remus sieht und er lächelt ihr zu. Zwar sieht er noch recht mitgenommen aus, aber deutlich besser als am vorherigen Tag. James hält Alice einen Umschlag hin. ,,Deine Eule wollte ihn mir erst nicht geben.", meint er und tatsächlich sieht man einige Kratzer an seiner Hand. ,,Ohh, tschuldige. Manchmal ist sie ein wenig misstrauisch." Sie nimmt den Umschlag entgegen und öffnet ihn. ,,Oh, Frank will mich nächste Woche in Hogsmeade treffen!", sagt sie aufgeregt, nachdem sie den Brief gelesen hat. Auf ihrem Gesicht ist ein Ausdruck purer Freude zu erkennen. James schaut verwirrt drein. ,,Nächste Woche ist wieder Hogsmeade?" Lily zuckt zur Antwort mit den Schultern und nickt. Kurz herrscht Schweigen. ,,Nunja, wir wollten uns zu euch gesellen. James hat erzählt, dass ihr lernen wollt.", meint Remus dann leicht verlegen. ,,Geht es dir denn wieder gut?", fragt Mary besorgt, doch Remus wimmelt ab. ,,Alles wieder gut. Mein Immunsystem ist nicht das beste." Er lächelt zerknirscht. Dann setzen er und James sich an den Tisch. ,,Also, wo seid ihr gerade dran?" ,,Zaubertränke.", kommt es von Marlene, ,,Ohne Lily wären wir echt verloren." So besprechen sie also die Wirkung des Euphorieelixiers. Lily geht in diesem Thema auf. ,,Also, dass der Trank eine gelbe Farbe annimmt, haben wir schon.", meint sie und schaut nochmal in einem Buch nach, um sich zu vergewissern. Marlene gähnt. ,,Lass mich raten, wer ihn trinkt, wird super euphorisch." Die Rothaarige wirft ihr einen leicht säuerlichen Blick zu, nickt aber. ,,Richtig. Aber er hat auch einige Nebenwirkungen. Hier steht, dass das ganze in lautes Singen ausarten kann und... ja, deine Nase kann dann auch extrem jucken." Marlene verzieht das Gesicht. ,,Hoffentlich müssen wir das nicht testen. Slughorn lässt uns den Trank bestimmt noch brauen."

Marlene sollte Recht behalten. In der ersten Stunde Zaubertränke nach dem Wochenende bittet Professor Slughorn sie, ihre Aufsätze bei ihm abzugeben und dann alles für das Brauen des Trankes vorzubereiten.
Während James den Kessel und andere Utensilien bereitstellt, geht Lily nach vorne, um die Zutaten zu holen. Dort trifft sie auf Snape, der ebenfalls die Zutaten für den Trank holt. Sie würdigen sich gegenseitig keines Blickes oder Wortes. Lily soll es recht sein. Von dem Severus, den sie damals auf dem Spielplatz kennengelernt hat, der ihr alles über Hogwarts erzählt hat, ist nichts mehr übrig. Severus Snape hat sich für einen Weg entschieden, den Lily nicht mit ihm gehen kann. Und bald würde sein linker Arm das auch besiegeln. Das wurde ihm zugesichert.
Zurück an ihrem Platz neben James beginnt Lily, das Rezept des Euphorieelixiers zu studieren. James träumt unterdessen vor sich hin, bis sie ihn bittet, ihr die Stachelschweinstachel zu geben. Nachdem sie diese hinzugefügt hat, rührt sie den angegenden Zaubertrank viermal gegen den Uhrzeigersinn um. Dann nimmt sie den Pfefferminzzweig. Der übermäßige Pfefferminzgeruch steigt James in die Nase. ,,Ich weiß ganz genau, weshalb die die Nebenwirkung Nasenjucken aufgelistet haben. Das Zeug riecht echt extrem.", sagt er und hält sich die Nase zu. Lily zuckt mit den Schultern. ,,Vielleicht ist der Zweig zu üppig... Ich werde etwas abschneiden und ihn dann hinzufügen.", überlegt sie. Jedoch scheint sie nicht die einzige mit dieser Idee zu sein. Sie und James hören, wie Marlene Snape anblafft: ,,Es steht so im Rezept Snape, halte dich doch einfach daran! Die Nebenwirkung ist sogar beschrieben und außerdem kannst du doch gar nicht wissen, ob sie tatsächlich vom Pfefferminz kommt." Lily schmunzelt. So ist Marlene. Zaubertränke ist nicht ihr stärkstes Fach und deshalb hält sie sich immer streng ans Rezept. Früher hat sie nämlich den einen oder anderen Trank in die Luft gehen lassen. Dabei hat sie sich einmal so stark verletzt, dass sie eine Woche im Krankenflügel bleiben musste. Seitdem ist sie vorsichtiger geworden.
Am Ende der Stunde ist Lily sehr zufrieden mit ihrem Trank. Sie füllt eine Phiole ab und bringt sie zu Professor Slughorn, welcher sie breit anlächelt. ,,Ich bin mir sicher, von Ihnen wieder hervorragende Arbeit zu sehen, Miss Evans. Sagen Sie, hätten Sie nicht Lust, diesen Freitag in mein Büro zu kommen? Ich veranstalte wieder ein kleines Essen für ein paar ausgewählte Schüler, dieses mal vorzugsweise Siebtklässer. Ich dachte, vor den Prüfungen wäre nochmal die perfekte Gelegenheit." Lily lächelt. ,,Sehr gerne, Professor." ,,Hervorragend! Bringen Sie doch gerne Mr. Potter mit."
Beim Mittagessen erzählt Lily James von Slughorns Einladung. Er wirkt jedoch nicht so recht begeistert. ,,Ich hatte überlegt, da ein Training anzusetzen. Bald ist das letzte Spiel. Aber gut. Dann trainieren wir eben am Samstag, wenn alle wieder aus Hogsmeade zurück sind. Ich gebe den anderen eben bescheid." Er steht auf und eilt zu den anderen Mitgliedern der Quidditchmannschaft von Gryffindor. ,,Mary und Remus sind auch zu Slughorns Party eingeladen.", meint da Marlene. Mary, die direkt neben ihr sitzt, wird sofort rot. Lily horcht auf. ,,Oh, echt? Wie schön, dann ist das ja eure erste richtige Verabredung." Remus lächelt verlegen. ,,Sowas in der Art.", sagt er. Sirius, der ihm gegenüber sitzt, sagt feixend in die Runde: ,,Ich glaube, unser Remus ist verliebt!" Mary wurd, wenn möglich, noch röter und auch auf Remus' Wangen kann man eine leichte Röte ausmachen. ,,Sirius!", ermahnt Lily den besten Freund ihres Freundes. Doch dieser lacht nur. Er scheint sich gerade sehr zu amüsieren.
Nach dem Mittagessen geht es weiter mit Verwandlung. Professor McGonagal scheint das Pensum noch verdoppelt zu haben, in dem sie ihre Schüler auf die bevorstehende Abschlussprüfung vorbereitet. ,,In wenigen Wochen werden Sie alle vor Ihrer Prüfung sitzen. Ich erwarte von Ihnen die höchste Konzentration und Aufmerksamkeit. So sehr ich Sie schätze, so wenig möchte ich Sie nächstes Jahr wieder hier sehen." ,,Professor, Ihre Worte treffen mich ins Herz.", ruft Sirius theatralisch aus. Dabei greift er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust. Die Professorin zieht die Augenbrauen zusammen. ,,Wenn Sie genauso viel Mühe in Ihre Verwandlungszauber stecken würden wie in Ihre Schauspielkünste, Mr. Black, dann könnte ich nachts ruhiger schlafen."

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWhere stories live. Discover now