Die Sorge von Jordan ließ Elias schmunzeln.
"Mir geht es gut. Und auch deiner Familie geht es gut." überbrachte Elisa erst einmal die gute Neuigkeit.
Die Erleichterung die Jordan ausstrahlte war herzzerreißend für sir. In diesem Moment wurde ihr bewusst wie sehr diese Last ihn über diese lange Zeit geschmerzt haben musste.

Dann seufzte Elisa laut, hielt Jordans Hand stärker fest.
"Allerdings ist dein Vater im Kampf gefallen. Es tut mir Leid, Jordan."
In Jordans Gesicht breitete sich das Entsetzen aus, dann begann er zu weinen und Elisa blieb still neben ihm sitzen. Was sollte sie auch groß sagen. Das es nicht seine Schuld war? Das jeder mal sterben musste? Nichts davon lindert das erdrückende Gefühl in der Brust, die Lähmung des Endgültigen. Deshalb ließ Elisa ihn um den Tod seines Vaters trauern.
Nach einer Weile wischte sich Jordan die Tränen fort.

"Es ist... Immerhin ist er im Kampf gestorben, um meine Familie zu retten. Das ist Ehrenhaft. Besser als Mörder und Verräter der Krone hingerichtet zu werden." meinte Jordan bitter und Elisa wurde wütend.

"Du wirst nicht sterben! Deine Familie wird als Zeugen Aussagen und du wirst begnadigt."

"Nein, lasst meine Familie da raus. Die Schmach und die Schande einen Verräter als Sohn zu haben muss ihnen nicht noch vor Augen geführt werden. Außerdem ändert es nichts daran für den Tod deiner Freunde verantwortlich zu sein!" wurde Jordan lauter und sagte die schmerzhafte Wahrheit, welche Elisa nicht abstreiten konnte. Eigentlich müsste sie ihn hassen, vermutlich wollte er genau das. Das alle ihn hassten so wie er es tat.

"Du versuchst mich doch nur wieder von dir zu stoßen. Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht gehen lasse." erklärte Elisa und zog ihn an seinem dreckigem Kragen näher zu ihm heran.

"Du liebst einen bereits toten Mann! Tu dir einen Gefallen und suche dir jemanden, der deiner würdig ist." schrie Jordan verzweifelt.

"Ich will das nicht hören. Ich lasse das nicht zu. Höre doch endlich auf mich..." bevor sie zu Ende sprechen konnte, riß Jordan Elisa in seine Arme und küsste sie. Zum ersten Mal küsste er sie. Seine Finger lagen sanft in ihrem Nacken, zogen sie näher zu sich heran. Seine Lippen lagen sanft auf den ihren, während seine Bartstoppel ihre Haut kratzte.
Wütend entriß sich Elisa dem Kuss. Eigentlich raste ihr Herz vor Freude. Ihren gemeinsamen ersten Kuss hatte Elisa begonnen und Jordan war daraufhin wütend fortgegangen. Dieses Mal hatte er sie geküsst. Dieser Kuss machte sie jedoch mehr wütend als glücklich. Es sollte nämlich ein Abschiedskuss sein und Elisa würde dies nicht zulassen.

"Wag es ja nicht mich zu küssen! Kuss mich erst wenn du begnadigt wirst!" brüllte Elisa ihn an und Jordan sah sie vollkommen verwirrt an.

"Dir kann ich doch gar nichts recht machen." witzelte er und ließ sich gegen die Wand fallen.
"Geh jetzt was essen, Elisa. Du musst am verhungern sein und du frierst bestimmt."

Das sagt der Richtige, dachte Elisa, doch hatte Jordan recht. Ihr Magen schien sie bereits anzuschreien und ihr Körper brauchte Ruhe. Jedoch hatte Elisa das Gefühl, dass sie, wenn sie nun ginge, ihn verlieren würde. Sie durfte keinen weiteren geliebten Menschen verlieren, durfte ihn nicht verlieren.

"Elisa, was ist los?" sorgte Jordan sich. Ausgerechnet er, der nicht wusste ob ihm noch ein weiterer Tag vergöhnt war, sorgte sich um sie, als ob sie es schwerer hätte. Vielleicht hatte er auch recht. Sterben war endgültig, einfach, wenn es keinen ängstigte. Die Lebenden hatten es schwerer mit dem Verlus zurecht zu kommen, mussten mit einem gebrochenen Herzen weiter leben.

"Versprich mir, dass du bis zum Schluss kämpfen wirst. Dass du nicht kampflos aufgeben wirst." verlangte Elisa von ihm. Ein grausames Versprechen, dass wusste sie, doch würde sie nicht durch diese Tür schreiten können, wenn er es nicht versprach.
Jordan seufzte, schien erst nichts sagen zu wollen, doch nickte er, gab stumm das Versprechen. Er versprach soeben sich für das Leben zu entscheiden, obwohl er bereits wusste, dass es kein Leben für ihn geben wird. Das war das grausamste was Elisa jemals von einem Menschen verlangte.

Blutkrone Where stories live. Discover now