16. Sklaventreiber

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Sie hatten mich gemeinsam mit einem Haufen anderer Männer und Frauen in einen hölzernen Käfig gesteckt, der auf einem Wagen befestigt war, eine Plane über uns geworfen und weit in die Wüste hinaus gebracht. Es war mir zu warm, die Luft stickig.

Ich sprach auch die Sprache der anderen Gefangenen nicht, aber ich hatte mich so gut wie möglich mit einem jungen Mädchen angefreundet, Kaya, wenn ich sie richtig verstanden hatte. Sie nannte mich bloß 'Tsuki' und war höchstens 15 Jahre alt, mit mir die einzige Frau im Käfig.

Überraschenderweise machte ich mir weniger Sorgen darüber wie ich hier heraus und zu Daehyun zurück kommen sollte, sondern eher wie es den anderen ging und ob sie den Angriff gut überstanden hatten.

Immerhin hatte Daehyun Akuma bei sich, er würde mich wohl finden. Es sei denn den anderen war etwas passiert, dann waren wohl sie die Priotität. Zumindest hoffte ich das.

Unsere Karawane bestand aus gesamt drei Wagen mit je um den 20 Gefangenen, für jeden Wagen zwei Wächter und dann nochmal zwei Kerle, die das ganze führten. Wären wir frei, könnten wir sie mit Leichtigkeit überwältigen, aber wie es war, schienen die Leute um mich keinen großen Elan zu haben. Es gäbe keine Hoffnung für uns in der Wüste zu überleben.

Kaya schien außerdem von ihren Eltern getrennt worden zu sein, ihre dunkle Haut war sauber und die Nägel gepflegt, sie konnte kein Straßenkind sein.

Manchmal bellten die Wächter den Gefangenen Befehle zu, manche antworteten und bekamen Hiebe mit den stumpfen Enden ihrer Speere ab. Andere starrten nur leer in die Ferne.

Sie brachten uns in eine Höhle mitten in den felsigen Klippen der Wüste. Im Schatten der zerklüfteten Felsen wurden wir dann in die Höhle gescheucht und dort zu weiteren Sklaven in zu kleine Käfige gesperrt, ich blieb besorgt in Kayas Nähe und zog sie eng an meine Gestalt, um sie nicht im Gedränge von Leibern zu verlieren.

Um mich war der durchdringende Geruch von Körpern und das unruhige Murmeln der Dunkelheit der Höhle, wir waren mit uns allein gelassen worden.

Dann warteten wir. Einen Tag, zwei, drei sogar? Ab und zu wurde ich hungrig, wir bekamen drei Mal Wasser gereicht und ich lernte das Leben außerhalb von Ballsäälen und Etikette auf die harte Art kennen, aber ich blieb beständig, brach nicht in Panik aus und wartete nur eisern.

Ich vermutete, dass es der Abend des nächsten Tages war, an dem wir Besuch bekamen.

Sie sprachen auf der Landessprache, aber es war ein eindeutiger Unterschied zwischen den rauen und tiefen Stimmen der Händler und den klaren, autoritären Stimmen der Neulinge zu hören.

Unglücklicherweise war keine Stimme dabei, die mir bekannt vorkam.

Die Plane zu unserem Käfig wurde gehoben und der verhüllte Händler sagte etwas zu dem kleineren Mann an seiner Seite, der in eine ganz eigene Tracht gekleidet war.

Er trug schwarze Stiefel und Hosen, eine schwarze Jacke und einen Gürtel über dieser um seine Hüften. Die Krempe seines schwarzen Hutes versteckte sein Gesicht vor mir, aber ich sah die Ansätze einer schwarzen Maske unter seinem Ohr.

Er sah unpassend aus, nicht wie jemand, der in schmierige Geschäfte verwickelt war, aber immerhin waren das selbst Zaren noch, mich wunderte nichts.

Der Händler sagte etwas und zückte dann seinen Schlüssel um die Tür vor uns zu öffnen, Kaya und ich standen ziemlich nahe gegen das Gitter gepresst, aber nichts hätte mich darauf vorbereitet, wie das junge Mädchen meinen Armen entschlüpfte, kaum waren die Türen offen.

"Kaya!", rief ich noch warnend und mit trockener Kehle aus, aber sie war bereits durch die Tür gehuscht und rannte davon. Aus Reflex zuckte ich ihr nach, hatte es innerhalb dieser kurzen Zeit auf mich genommen das Mädchen zu beschützen und der Sklaventreiber fluchte, als ich unter seinem Arm hindurch schlüpfte, dann knallte er die Zellentür wieder zu, um mich mit einem groben Ausruf am Haar zu packen.

Ich brachte auf der Stelle mein Bein in sein Gesicht herauf und nutzte seinen kurzen Moment der Überraschung, um Richtung Kaya zu rennen, aber einer der Wachmänner war schon schneller gewesen als ich.

Die junge Frau lag reglos in einer Pfütze ihres eigenen Blutes am Boden, allein, absolut unbeachtet von den Leuten in der Halle und mein Atem kam zum Halt, als ich die Situation begriff.

Heiße Tränen stachen in meinen Augen, als ich wieder grob gefasst wurde und der große Mann mich erneut hielt. Ich wand mich vergebens in seinem Griff, schaffte es nicht mit dem wütenden Nebel in meinem Kopf klar zu operieren.

Der Mann hob gerade die Hand, um sie brutal auf meine Wange hinab fahren zu lassen, da hob sein stummer Besucher warnend die eigene behandschuhte Hand.

Wir verharrten, nicht nur ich in meinem Widerstand, sondern auch mein Angreifer, von dem ich außer seinen wütenden Augen nichts sah.

Der Mann mit Hut trat langsam näher und ich traf seinen Blick über die Maske, die halb sein Gesicht verdeckte, es waren kalte Augen, ebenso schwarz wie sein Outfit.

Seine Hand kam herauf, um nach meinem Haar zu greifen und als er einen Blick darauf warf, bemerkte ich, wie die Spitzen begonnen hatten sich weiß zu färben, absolut alle Farbe aus ihnen verloren hatten. Mein Fluch lag mir mit einem Mal wie ein Stein im Magen.

Der geheimnisvolle Mann sah von den Haaren in meine Augen und deutete dann dem Anderen mich loszulassen, winkte mich hinter sich her.

Ultimativ hatte ich keine andere Wahl als ihm zu folgen und am Ausgang der Höhle noch drei weitere dieser Gestalten zu finden, alle in exakt demselben Outfit.

Konfus folgte ich ihnen zu ihren Pferden, versuchte nicht zu geblendet vom plötzlichen Tageslicht zu sein.

Zwei von ihnen lachten miteinander, während ein Dritter den einen im Arm hatte, sie wirkten sehr vertraut miteinander.

Der Letzte ging schweigend neben mir her und war dann auch derjenige, der mich zu sich auf sein Pferd nahm, groß und bedrohlich hinter mir thronte wie als würde er mir den Hals umdrehen, sollte ich eine falsche Bewegung machen.

Ich hoffte nur, dass wir am Lager vorbei kommen und mich jemand aus dieser misslichen Lage herausholen könnte, bevor ich wohin auch immer gebracht wurde.

Sollten es Jinyoungs Jungs sein, so hätte ich sie zwar nicht identifizieren können, aber sie hätten sich mir sicherlich nun außerhalb der Augen neugieriger Seelen zu erkennen gegeben.

Nervös krallte ich meine Hände in den Sattel unter mir.


KawaakariWhere stories live. Discover now