Das Problem mit den Helden

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Emma stand unentschlossen vor dem Rathaus. Nach dem Gespräch mit David gestern, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das wirklich tun sollte. Er hatte recht, es war sehr riskant. Tu es für Regina.

Emma atmete tief durch und betrat das Gebäude. Sie hatte von den Zwergen erfahren, dass Regina sich momentan on ihrem Büro aufhielt, was auch immer sie dort wollte.

Sie richtete ihre Lederjacke und öffnete die Tür zu Reginas Büro. Diese saß an ihrem Schreibtisch, den Kopf auf ihre Hände gestützt. Als sie Emma sah, lehnte sie sich zurück.

"Emma, was für eine Überraschung", sagte Regina spöttisch. "Keine Sorge,, Henry lebt. Er ist in der Schule."

Emma blieb unsicher mitten im Raum stehen und betrachtete Regina verwirrt. Sie hätte nicht gedacht, dass sich die böse Königin wirklich um ihren Sohn kümmern würde, als wäre sie eine ganz normale Mutter.

"Oookay, das... freut mich." Was machte sie hier eigentlich?

"Du kannst wieder gehen", erwiderte Regina gelangweilt und wies mit der Hand zur Tür.

"Ich bin nicht nur wegen Henry hier", stellte Emma klar. "Ich... wollte nachsehen, ob bei dir alles in Ordnung ist."

Regina lachte amüsiert. "Niedlich. Aber ich brauche niemanden, der nach mir sieht. Und ich weiß, dass du und deine Familie etwas plant. Ich habe den kleinen Bücherwurm gestern zu deinem Haus laufen sehen. Ihr könnt mich aber nicht so einfach loswerden. Hier sind Menschen, die eine Lektion verdienen." Sie blätterte gelangweilt in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. "Wenn du meine Zeit nur weiter verschwenden willst, kannst du gehen."

"Du siehst nicht so aus, als wärst du wirklich beschäftigt", kommentierte Emma mit verschränkten Armen. Sie hatte genug davon, von Regina herumkommandiert zu werden.

Reginas Blick schoss sofort hoch zu ihr. Sie war es wahrscheinlich nicht gewohnt, dass ihr jemand widersprach.

Emma fuhr fort. "Du kannst gerne so tun, als wäre alles wie immer und als wolltest du mir und meiner Familie nichts antun. Denk daran, wenn du irgendwem schadest, werde ich gegen dich kämpfen müssen und du weißt, ich kann dich besiegen."

Emma wollte nicht einfach nur dastehen wie ein verängstigtes Reh und Regina das Gefühl geben, sie wäre unbesiegbar. Vielleicht würde Regina dadurch endlich von ihrem hohen Ross herunterkommen.

Regina jedoch schmunzelte und stand auf. Elegant wie eine Raubkatze ging sie auf Emma zu.

"Da ist sie ja, die Retterin", erwiderte sie verächtlich und blieb vor Emma stehen. "Ich habe schon befürchtet, du wärst genauso schwach geworden wie alle anderen." Sie schwieg für einen Moment.

"Du bist die einzige, die mich aufhalten kann, warum tust du es nicht?", fragte Regina mit ehrlicher Neugier und studierte aufmerksam die Gefühlsregungen in Emmas Augen.

"Du weißt, warum, Regina." Emma hielt ihrem Blick stand.

"Niemand nennt mich so", fauchte Regina, wurde aber wenige Sekunden später wieder ruhig und die Neugier kehrte zurück in ihre Augen. "Du bist die einzige, die es wagt mir zu widersprechen." Sie klang fast etwas verwirrt.

"Ich kenne dich." Emma wusste, sie müsste sich eigentlich fürchten, doch sie fühlte sich merkwürdig ruhig.

Regina trat noch näher, sodass sie nur noch wenige Zentimeter trennten.

"Und dennoch scheinst du immer noch etwas für mich zu empfinden. Ich sehe es in deinen Augen. Wieso?", hauchte sie mit gerunzelter Stirn.

Emma zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht", gab sie ehrlich zu. "Du bist immer noch Regina. Die Frau, die mir unzählige Male das Leben gerettet hat. Und auch jetzt wirst du mich nicht verletzen." Und irgendwie... fühlte sie sich von der bösen Königin angezogen. Sie konnte sich selbst nicht ganz erklären, weshalb.

"Du kennst nicht mal einen Bruchteil von den Dingen, die ich getan habe. Den Dingen, die ich sogar Menschen angetan habe, die mir etwas bedeutet haben. Ich würde nicht zögern deine Familie umzubringen. Ich könnte die ganze Stadt in Schutt und Asche legen. Trotzdem bist du hier. Ich verstehe es nicht."

Es war, als wolle sie Emma dazu bringen, es sich noch einmal anders zu überlegen. Wobei auch das nicht überraschend wäre bei Reginas Hang dazu, die Menschen, die ihr wichtig waren, von sich zu stoßen.

"Vielleicht bin ich einfach naiv", erwiderte Emma gleichgültig. "Du empfindest ebenfalls etwas für mich, obwohl du so... na ja, du weißt schon."

Emma war sich bewusst, dass sie sich damit auf ziemlich dünnes Eis begab. Sie konnte nicht einschätzen, wie Regina auf diese Aussage reagieren würde. Eigentlich konnte sie die böse Königin noch überhaupt nicht einschätzen.

Ein Grinsen bereitete sich auf Reginas Lippen aus. Sie war so nahe, dass Emma ihren Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Emma rauschte das Blut in den Ohren und ihr Herz raste.

"Du bist dir sicher, dass du nur gekommen bist, um nach mir zu sehen?", hauchte Regina und Emma lief eine Gänsehaut über den Rücken.

Sie war unfähig zu sprechen, die Worte steckten ihr im Hals fest. Also nickte sie nur zögernd.

"Oh, Emma, wenn du doch nicht mit diesen Helden zusammenarbeiten würdest", spottete Regina gespielt mitleidig. Sie drehte sich von Emma weg und ging wieder Richtung Schreibtisch. "Es ist wirklich eine Schande. So eine Verschwendung von Potential."

Emma atmete tief aus, als hätte sie die ganze Zeit unbewusst die Luft angehalten - was sie vermutlich auch getan hatte. Die ganze Anspannung wich in einem Mal aus ihrem Körper und Enttäuschung machte sich in ihr breit.

Das konnte doch wohl nicht Reginas ernst sein! Sie hat Emma die ganze Zeit nur hingehalten und mit ihr gespielt?

"Was auch immer dein Plan war, du kannst deinen Freunden sagen, dass du versagt hast", meinte Regina verächtlich.

"Ich hatte keinen..."

Regina schnitt ihr das Wort ab. "Du kannst jetzt gehen."

Emma gab sich geschlagen und frustriert verließ sie das Rathaus.

Once Upon A Time There Was A Queen...Where stories live. Discover now