Erster Schritt

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Emma schlang ihre Jacke enger um sich und zog ihre Mütze tief ins Gesicht. Die beißende Kälte schmerzte auf ihrer Haut. Schneeflocken wirbelten um sie herum und erschwerten ihr die Sicht. Eilig lief sie zu ihrem Auto, das sie am Straßenrand geparkt hatte, und seufzte erleichtert, als sie sich endlich auf den Fahrersitz fallen lassen konnte.

Es wurde bereits dunkel und Emma musste sich beeilen, um Henry pünktlich abzuholen. Regina würde es nicht gefallen, wenn sie sich verspätete.

Einige Minuten später kam Emma an dem riesigen Anwesen an und eilte den Gehweg entlang. Sie würde sich nicht wundern, wenn Regina bereits ungeduldig vor der Tür wartete, um Emma einen Vortrag über die Bedeutung von Pünktlichkeit zu halten.

Tatsächlich öffnete Regina die Tür nur einige Sekunden, nachdem Emma geklingelt hatte. Doch statt eine Standpauke zu halten, lächelte Regina milde und bat Emma ins Haus.

"Hey, Mom", begrüßte Henry seine Mutter und schulterte seinen Rucksack.

Emma seufzte. Früher wäre Henry ihr freudig in die Arme gelaufen und hätte ihr aufgeregt von Operation Kobra oder sonst etwas erzählt. Aber mittlerweile war er so groß geworden. Er war schon fast erwachsen. Für Emma ging das alles viel zu schnell, schließlich hatte sie zehn Jahre seines Lebens verpasst. Sie konnte so langsam verstehen, warum ihre Eltern sie ständig um sich haben wollten.

Henry ging an Emma vorbei aus der Haustür hinaus und setzte sich ins Auto. Emma jedoch blieb noch vor Regina stehen.

"Tut mir leid, dass ich so spät bin", entschuldigte sie sich in der Hoffnung, ein Gespräch beginnen zu können.

So lief es zwischen den Beiden schon seit Wochen. Immer nur kurze peinliche Konversationen, die zu nichts führten. Sie waren Freunde, aber Emma wünschte sich, da wäre mehr. Sie hatte seit ihrer ersten Ankunft in Storybrooke ein Auge auf die schöne Bürgermeisterin geworfen, doch das war wegen ihrer Feindseligkeit untergegangen.

Emma war sich sicher, dass auch Regina mehr wollte, auch wenn sie sich etwas distanziert verhielt. Doch Emma hatte nicht den Mut den ersten Schritt zu wagen.

Also blieb es wohl bei den kurzen peinlichen Konversationen.

"Ist schon gut. Henry war sowieso nicht pünktlich fertig." Regina verdrehte schmunzelnd die Augen.

"Denkst du, dieses ständige Hin und Her stört ihn?", fragte Emma besorgt. Es war doch sicherlich nervig für ihn als Teenager immer zwischen seinen Moms wechseln zu müssen, wie ein Kind, dessen Eltern sich getrennt hatten.

"Ich weiß es nicht, aber was sollen wir machen? Wir können es nicht ändern." Reginas Blick wanderte zu Henry, der in Emmas Käfer saß und einen Comic las.

Ich könnte auch bei dir einziehen. Problem gelöst. Ha. Als ob Regina das je zulassen würde. Konzentrier dich, Swan!

"Es sei denn, du willst darauf hinaus, dass er ganz bei dir einziehen soll", fuhr Regina fort. Es war schwer zu sagen, ob sie das ernsthaft so verstanden hatte oder ob sie Emma nur mal wieder mit einem sarkastischen Spruch aufziehen wollte. Reginas Blick war jedoch sanft und warm.

"Natürlich nicht." Stille. Das mit der Konversation lief ja super.
"Ich gehe dann mal. Henry wartet", fuhr Emma fort und lief zurück zu ihrem Auto.

Doch mitten auf dem Weg blieb sie stehen und drehte sich zu Regina um, die immer noch da stand und sich an den Türrahmen lehnte. "Hast du vielleicht Lust, dich morgen mit mir zum Frühstück im Diner zu treffen?"

Ein belustigtes Lächeln schlich sich auf Reginas Lippen. "Dann sehen wir uns morgen früh um 8 Uhr."

*****

Um viertel vor acht saß Emma im Granny's und spielte nervös mit den Ärmeln ihres Oberteils. Sie hatte den ganzen Morgen damit verbracht, sich ein Outfit auszusuchen, mit dem sie zufrieden sein konnte. Was war Emma doch froh, dass sie nicht mehr bei ihren Eltern lebte, denn Snow hätte das Ganze nur komplizierter gemacht.

Emma wusste selbst nicht, weshalb sie so nervös war, denn schließlich war das nicht das erste Mal, dass sie sich alleine mit Regina traf. Und eigentlich war es auch kein offizielles Date. Das Wort war kein einziges Mal gefallen, denn sonst hätte Regina wahrscheinlich auch gar nicht zugestimmt. Aber für Emma war es eine Art Date.

Regina kam pünktlich wie immer und offensichtlich hatte sie sich ebenfalls Mühe mit ihrem Aussehen gegeben - wobei Regina das normalerweise immer tat, weswegen Emma nicht sicher war, ob sie da nur zu viel hineininterpretierte. Emma konnte ihren Blick kaum von Reginas Körper reißen, der durch das enge Kleid betont wurde.

Regina setzte sich Emma gegenüber an den Tisch. Sofort kam Ruby und fragte nach ihrer Bestellung. Regina bestellte einen Kaffee und Emma einen Kakao und einen Bagel.

Zunächst herrschte eine unangenehme Stille bis Regina diese unterbrach. "Hat es einen bestimmten Grund, warum ich hier bin?"

Glücklicherweise war Emma schon immer gut mit Ausreden gewesen. "Oh, ich dachte, wir sollten mal etwas anderes zu zweit unternehmen, außer immer nur die Stadt zu retten. Wir haben uns in der letzten Zeit nur gesehen, wenn Henry abgeholt werden musste." Es klang überzeugend, wie Emma fand.

Dennoch zog Regina skeptisch eine Augenbraue nach oben. "Du bist wohl schnell über den Piraten hinweggekommen."

Darauf wusste Emma keine Antwort. Sie und Killian hatten sich Monate zuvor getrennt, da Emma einfach nichts mehr für ihn fühlte und die Sache mit dem der Dunkle-Sein immer noch zwischen den Beiden stand. Es tat ihr zwar leid für Killian, aber er war nicht mehr als ein Freund für sie. Im Gegensatz zu einer gewissen Bürgermeisterin.

Regiana grinste amüsiert, als sie sah, dass sie Emma damit aus dem Konzept gebracht hatte. Kannte Regina etwa den eigentlichen Grund ihres Treffens?

"Na ja, es war ja auch... ähm, ja", stotterte Emma wenig geistreich.

Glücklicherweise kam Ruby genau in dem Moment zurück und stellte die Getränke auf den Tisch. Sie warf Emma einen ermutigenden Blick zu, bevor sie zum nächsten Tisch ging.

Tatsächlich schafften Emma und Regina es noch, ein richtiges Gespräch zu führen. Es war locker und ungezwungen, genau wie Emma es sich gewünscht hatte.

Irgendwann musste Regina jedoch aufbrechen, um zu ihrem Büro zu fahren und auch Emma hatte ihre Pflichten als Sheriff zu erledigen.

Doch bevor Regina aufstand, richtete sie sich noch einmal mit einem ernsten Gesichtsausdruck an Emma. "War das wirklich der Grund für diese Einladung?"

Vielleicht war Emmas Ausrede doch nicht so überzeugend wie gedacht. Sie war hin und her gerissen. Sie konnte nicht einschätzen, wie Regina auf die Wahrheit reagieren würde und sie fürchtete eine negative Reaktion. Allerdings hatte Emma ein schlechtes Gewissen, sie zu belügen und was, wenn Reginas Reaktion positiv war? Emma war schließlich nicht die erste Person, die versuchte, Regina näher zu kommen. Das war sie sicher bereits gewohnt.

Emma biss sich auf die Unterlippe, entschied sich dann aber für die zweite Möglichkeit. "Ich wollte dich treffen.... als Date."

Reginas Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln. "Ich wusste doch, dass ich ein Date erkenne, wenn ich auf einem bin." Sie stand auf. "Das können wir gerne wiederholen. Aber mach es nächstes Mal deutlicher, wenn du mit jemandem ausgehen willst."

Emma atmete tief ein, als Regina das Diner verließ.

Sie war sich sicher gewesen, Regina würde sich trotz ihres sonstigen Selbstvertrauens zurückhaltender und unsicherer verhalten, nachdem Emma ihr den wahren Grund offenbart hatte. Denn obwohl Regina immer so tat, als könne sie nichts erschüttern und als würde sie nichts an sich heranlassen, wusste Emma, dass es in ihrem Inneren anders aussah. Regina fürchtete sich davor, glücklich zu werden - wobei sich das mittlerweile gebessert hatte - und sie hatte große Verlustängste. Das hatte sich vor allem gezeigt, als Regina sich nicht getraut hatte, den ersten Schritt bei Robin Hood zu gehen, wobei klar war, dass sie füreinander bestimmt gewesen waren.

Emma stand auf und verließ ebenfalls das Diner.




Once Upon A Time There Was A Queen...Where stories live. Discover now