Miss Mayor

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Emmas Familie versammelte sich am nächsten Tag im Rathaus, um das weitere Vorgehen zu planen.

Regina saß die ganze Zeit schweigend an ihrem Schreibtisch, während die anderen diskutierten. Emma merkte schnell, dass sich die Diskussionen nur im Kreis drehten, und entschied, sich erst einmal etwas zurückzuziehen bis sich alle wieder beruhigt hatten. Denn Emmas Versuche strategisch und vernünftig vorzugehen, waren in der Aufregung der anderen erbarmungslos untergegangen.

Also nahm Emma sich einen Stuhl und setzte sich neben Regina.

"Alles okay bei dir?", fragte Emma besorgt, denn nach dem Vorfall in Golds Laden, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, um mit Regina zu reden.

Regina schnaubte verächtlich. "Sicher."

Etwas verletzt von ihrer abweisenden Reaktion und ihrer Unehrlichkeit, wandte Emma ihre Aufmerksamkeit wieder der Diskussion zu.

"Was sollen wir denn sonst tun? Wir können ja nicht einmal aus der Stadt fliehen, wenn es darauf ankommt, oder willst du zu einem Baum mutieren, Schwester?", herrschte Leroy Snow aufgebracht an.

Diese verdrehte die Augen. "Niemand hat etwas von "die Stadt verlassen" gesagt. Uns fällt etwas besseres ein."

Neben sich hörte Emma, Regina seufzen. "Tut mir leid, Emma. Ich weiß deine Sorge ja zu schätzen. Es ist nur, dass ich dachte, wir könnten endlich mal ein paar ruhige Monate ohne Katastrophe erleben."

Emma nickte verständnisvoll und legte einen Arm um Reginas Taille. Regina rückte näher zu ihr und schloss die Augen für einen Moment.

"Ich weiß, wie du dich fühlst. Es geht mir genauso." Nach einer kurzen Pause fragte Emma: "Hast du gestern eigentlich etwas in Golds Lager gefunden."

Regina schien abzuwägen, ob sie Emma davon erzählen sollte. "Ja, ich habe einen Zettel gefunden, der an mich gerichtet war. Gold hatte sich gestern Abend mit mir treffen wollen."

"Du bist doch nicht hingegangen, oder?" Rumpelstilzchen konnte man einfach nicht trauen.

"Doch bin ich. Er hatte gemeint, ich könne ihm als Ablenkung dienen, während er irgendeinen Plan durchführt."

"Warum solltest du das tun? Ihr seid ja nicht gerade Freunde. Und weißt du, was er vor hat?", fragte Emma irritiert.

"Ich weiß es nicht. Er hat gesagt, ich hätte gar keine andere Wahl." Sie zuckte mit den Schultern. "Mach dir darüber keine Sorgen, Emma."

Einige Minuten verharrten die beiden in ihrer Position bis Emma merkte, dass Regina sich anspannte. Mit gerunzelter Stirn zog sie ihren Arm zurück. Vielleicht hatte Regina erst mal genug von ihrer Nähe. Schließlich waren sie immer noch nur Freundinnen.

Tatsächlich stand Regina kurz danach auf und lehnte sich mit verschränkten Armen an ihren Schreibtisch.

"Ich verstehe diesen Aufruhr nicht. Bis wir wissen, was Rumpelstilzchen geplant hat, können ihr ohnehin nicht handeln", unterbrach Regina das Stimmengewirr mit ungeduldiger Stimme.

Leroy öffnete gerade den Mund, um zu widersprechen, doch Regina brachte ihn mit einer simplen Handbewegung - ohne Magie, sondern allein durch ihre Autorität - zum Schweigen.

Ihre dunklen Augen waren kühl und durchbohrten den Zwerg regelrecht. "Wer hat den Munchkins überhaupt erlaubt an dieser Besprechung teilzunehmen?"

Leroys empörten Blick erntete nur ein genervtes Augenrollen seitens der Bürgermeisterin.

"Regina!", mahnte Snow sie mit einem warnenden Blick.

"Ich empfehle allen Anwesenden schleunigst mein Büro zu verlassen", fuhr Regina unbeirrt fort.

Kurz herrschte Stille im Raum und keiner bewegte sich. Dann jedoch verließ einer nach dem anderen das Rathaus.

Snow blieb vor der Tür stehen und drehte sich noch einmal zu Regina um. "Hör zu, ich weiß..."

"Wag es nicht Snow White. Das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen", fiel Regina ihr gereizt  ins Wort.

Snow warf einen besorgten Blick zu Emma, ehe sie den anderen folgte.

Emma war währenddessen aufgestanden und starrte Regina fassungslos an. "Was war das denn?"

So hatte Emma ihre beste Freundin lange nicht mehr erlebt. Mittlerweile schaffte Regina es eigentlich ihre Ungeduld und ihr Temperament nicht an anderen Menschen auszulassen. Und wenn sie es doch nicht schaffte, bekam man normalerweise nur einen sarkastischen Spruch zu spüren.

Regina zuckte desinteressiert mit den Schultern, und Emma befürchtete schon, dass sie sich gleich in Luft auflösen würde.

Darum trat Emma näher und nahm Reginas Hand in ihre. Emma versuchte in ihrem Blick irgendeine Erklärung für ihr Verhalten zu finden, doch Regina vermied den Augenkontakt.

"Ich weiß, du fühlst dich nicht gut. Aber allen geht es so. Wir müssen das gemeinsam durchstehen, so wie wir es immer machen. Snow wollte nur..."

Sofort traf Reginas Blick ihren und ihr Ausdruck war wieder kühl und gereizt.

"Du kannst dir deine Hoffnungs-Ansprache sparen", zischte sie.

"'Tschuldige", erwiderte Emma und hob defensiv ihre Hände.

Reginas Augen weiteten sich erschrocken und sie flüsterte: "Es tut mir leid, Emma. Das ist mir so herausgerutscht."

Emma merkte sofort, dass Regina es ernst meinte. "Ist schon gut." Sie lächelte aufmunternd.

Regina hatte schließlich viel Stress in der letzten Zeit und vielleicht musste sie immer noch Robins Tod verarbeiten, auch wenn das schon mehrere Monate zurücklag.

Regina schüttelte den Kopf. "Nein, ich meine nicht nur das, was ich zu dir gesagt habe. Vorhin... Ich weiß nicht, warum ich so die Kontrolle über meine Worte verloren habe."

Emma schloss ihre beste Freundin in eine tröstende Umarmung.

Once Upon A Time There Was A Queen...Where stories live. Discover now