Der Fluch

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"Wo ist Henry?", fragte Snow, als sich alle wenige Stunden später in Emmas Haus einfanden.

"Sie will mich gar nicht töten",  murmelte Emma verwirrt und runzelte nachdenklich die Stirn. Was sollte sie sonst wollen, außer vielleicht Emma zu foltern?

"Was? Emma, wie geht es Henry?" Snow setzte sich gegenüber von ihrer Tochter an den Esstisch.

Davon wurde Emma aus ihren Gedanken gerissen. "Oh, Henry geht es gut. Hoffe ich. Sie wollte mich allerdings nicht zu ihm lassen. Und ich war nicht so scharf auf einen Kampf mit der bösen Königin. Aber sie wird ihn nicht verletzten, da bin ich mir absolut sicher."

"Emma, du kennst vielleicht Regina gut, aber niemand kennt die böse Königin besser als ich." David im Hintergrund nickte zustimmend. "Du hast keine Ahnung, was sie getan hat. Du hast sie nicht gesehen, als sie gnadenlos Menschen hingerichtet hat."

"Na jaaa..."

Snow unterbrach ihre Tochter sofort. "Nein, das Zeitreisen zählt nicht. Du hast sie nur gesehen, als sie mich auf dem Scheiterhaufen hinrichten wollte. Die böse Königin hat weitaus schlimmeres getan."

"Mom, Regina hat gesagt, dass sie keinen von uns töten wird, solange wir ihr nicht in die Quere kommen. Sogar dich nicht."

Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und Belle kam hereingestürmt.

"Ich habe etwas gefunden!", rief sie aufgeregt und legte ein Buch vor Emma auf den Tisch. "Es gibt tatsächlich einen Fluch, der das bewirkt haben könnte. Dieser Fluch hier", sie wies mit dem Finger auf den Text", holt die schlechtesten Eigenschaften eines Menschen hervor. Und bei Regina ist das nun mal ihr altes Ich."

"Okay, und wie kann man ihn brechen?" Emma versuchte den Text zu lesen, doch er war in einer Sprache geschrieben, die sie noch nie gesehen hatte. Elfisch oder so.

"Das ist das Problem. Ich konnte noch nicht herausfinden, wie man ihn bricht. Aber jetzt, da wir wissen, womit wir es zu tun haben, wird das einfacher sein."

"Wir können es doch einfach mit dem Kuss der wahren Liebe probieren, oder nicht?", schlug Emma vor und blickte in die entgeisterten Gesichter ihrer Eltern.

"Wir reden hier nicht von Regina, sondern von der bösen Königin. Damit ein Kuss wahrer Liebe funktioniert, müssen sich beide Personen lieben. Und ich bezweifle, dass die böse Königin zu so etwas fähig ist", erwiderte Snow und schaute zu David, als erwarte sie wieder Bestätigung von ihm. Wie auf Kommando verschränkte David die Arme und nickte überzeugt.

"Regina steckt immer noch in ihr, auch wenn sie im Moment im Bösen-Königinnen-Modus ist", entgegnete Emma.

Sie hatte die kleinen Momente von Wärme in Reginas Augen selbst gesehen. Außerdem ähnelte die böse Königin Regina in vielen Dingen. Emma kannte den kalten und zornigen Ausdruck in den Augen der bösen Königin nur zu gut. Auch die Arroganz oder der drohende Unterton in Reginas Stimme, waren Emma bekannt.

"Und wer sollte Reginas wahre Liebe sein? Robin ist tot", sagte David immer noch an Emmas Plan zweifelnd.

Das wäre wohl der Moment, in dem Emma ihren Eltern wohl oder übel die Wahrheit gestehen musste.

"Ja, was das betrifft... Regina und ich daten seit einigen Wochen." Emma beobachtete die Reaktionen ihrer Eltern verunsichert.

Auf Snows Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. "Ich wusste es! Hab ich es nicht gesagt, David?"

David dagegen verschränkte immer noch seine Arme. "Erst Hook und jetzt Regina?" Er klang ungläubig.

Snow stieß ihren Ellenbogen in seine Seite.

"Ich weiß, Dad, dass du wahrscheinlich alles andere als glücklich bist, aber glaub mir, es fühlt sich richtig an", versuchte Emma ihren Vater zu besänftigen. Sie hatte bereits damit gerechnet, dass David seine typischen väterlichen Sorgen haben würde.

"Du willst also die böse Königin dazu bringen, dich zu lieben. Dir ist aber bewusst, dass sie dich wirklich lieben muss und nicht nur von dir besessen sein darf oder sonst was in der Richtung."

Ah, die Owen-Sache wieder.

"Und wie willst du das anstellen, wenn du ihr nicht in die Quere kommen darfst?", gab David zu bedenken.

"Henry könnte den Fluch doch brechen", schlug Belle vor.

"Oh, nein. Wir werden uns heute etwas ausdenken und ihn zurückholen. Er soll so viel Abstand zu Regina halten wie nur möglich." Snow stemmte entschlossen die Arme in ihre Hüften.

"Regina hat nie gesagt, dass ich sie nicht besuchen darf", wandte Emma sich an David. "Ich soll nur nicht versuchen, ihre Pläne zu vereiteln." Was auch immer ihre Pläne waren.

"Ich halte es trotzdem für viel zu gefährlich."

"So lange wir keine andere Möglichkeit haben, muss ich es versuchen." Auch wenn sie es nicht zeigte, Emma hatte selber Bedenken, ob das wirklich so einfach sein würde.

"Wahre Liebe ist so selten. Bist du dir sicher, dass du sie in Regina finden kannst?" David klang, als wolle er seine Tochter vor möglichen Enttäuschungen schützen wollen.

Emma nickte. "Ja, ich bin mir sicher."

"In Ordnung", sagte Snow. "Emma versucht Regina mit einem Kuss der wahren Liebe zu retten und wir versuchen währenddessen noch einen anderen Weg zu finden, um den Fluch zu brechen. Nur für den Fall."

Emma zweifelte an ihrem eigenen Plan. Sie hatte keine Ahnung, ob Regina immer noch so für sie empfand wie vor dem Fluch. Außerdem hatte Emma mehrere Jahre gebraucht, um mit Regina auf ein Date zu gehen. Wie sollten sie bitte die Königin in wenigen Tagen dazu bringen, sie zu lieben? Emma wusste ja schließlich von ihren Anfängen in Storybrooke wie Regina war, wenn sie Emma am liebsten tot sehen wollte. Sie hatte es ja nicht nur bei diesem Wunsch belassen, sondern sogar versucht Emma zu vergiften. Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, zu was die böse Königin imstande war.

Once Upon A Time There Was A Queen...Where stories live. Discover now