Alte Gewohnheiten

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Emma konnte Regina am nächsten Tag dazu überreden, wieder mit ihr im Granny’s frühstücken zu gehen. Wobei man es wohl kaum 'überreden' nennen konnte. Denn Regina war den Rest des gestrigen Tages nicht ans Handy gegangen und darum ist Emma früh am Morgen spontan vor ihrer Haustür aufgetaucht. Regina hatte also keine andere Wahl gehabt.

Emma wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen. Sie sorgte sich um ihre Freundin und wollte sie nicht alleine lassen. Und Emma konnte sehr dickköpfig sein, wenn sie wollte.

Also hatten sie sich trotz Reginas nicht gerade überschwenglicher Freude gemeinsam auf den Weg zum Diner gemacht.

Kurz bevor sie dort ankamen, wurden sie von Killian abgefangen.

"Hey, Swan. Ich habe gehört, was passiert ist. Ich wäre ja gestern zu der Besprechung gekommen, aber ich glaube nicht, dass mich jemand dabei haben will, wenn es um das Krokodil geht. Und ich habe befürchtet, dass du dich in meiner Gegenwart unwohl fühlen könntest." Killian lächelte entschuldigend.

Emma war froh, dass sie und Killian es irgendwie schafften, nach allem noch Freunde zu sein. Immerhin war die Trennung von Hook besser gelaufen, als bei ihren letzten Beziehungen. Emma war nicht im Gefängnis gelandet und er war auch nicht gestorben. Ein klarer Fortschritt.

"Du hättest gestern gerne kommen können. Ich hätte deine Unterstützung gut gebraucht." Emma lächelte ebenfalls.

Regina schnaubte. Emma ignorierte sie.

"Aye, Liebes, bei der nächsten Versammlung komme ich." Killian warf einen irritierten Blick zu Regina, die die Arme vor der Brust verschränkte. An Emma gerichtet fuhr er fort: "Hast du vielleicht Lust, mich heute Nachmittag auf der Jolly Roger zu besuchen? Ich würde gerne mit dir reden. Über alles."

Sofort trat Regina einen Schritt nach vorne, sodass sie direkt vor Killian stand. "Du hast kein Recht auf Vergebung. Wehe du verletzt Emma noch einmal", fauchte sie zornig.

Reginas schützende Art gefiel Emma irgendwie. Ihr Herz schlug um einiges schneller und ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit.

Killian fasste es als den reinen Beschützerinstinkt einer besten Freundin auf. "Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Ich möchte mich nur bei Emma entschuldigen. Ich würde sie nicht noch einmal verletzen."

Regina lachte auf eine Art, die Emma einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. "Ach ja? Ein Pirat bleibt ein Pirat. Wenn du es wagst, ihr näher zu kommen, werde ich dir eigenhändig das Herz herausreißen." In ihrer Stimme schwang eine ernst gemeinte Drohung mit.

Okay, das gefiel Emma nicht mehr. Ganz und gar nicht.

"Regina!" Sie versuchte, ihre Freundin zur Vernunft zu bringen, indem sie ihr ihre Hand warnend auf die Schulter legte.

Killians Lächeln erstarb und sein Blick wurde ernst. "Ich weiß nicht, was Ihr für ein Problem habt, Regina. Ich dachte, Eurer Auffassung nach verdient jeder eine zweite Chance und wenn ich keine zweite Chance verdient habe, dann Ihr erst recht nicht. Allein schon wegen der Dinge, die Ihr Emma bereits angetan habt."

Auf einmal trat Regina einen plötzlichen Schritt nach vorne und machte mit den Armen eine Bewegung, als wolle sie Killian schubsen, jedoch berührte sie ihn nicht, sondern ließ ihre Magie die Arbeit für sich erledigen. Killian wurde mit einer Wucht nach hinten geschleudert und landete auf der Straße.

Emma rannte zu ihm und half ihm, sich hinzusetzen. "Alles okay bei dir? Bist du verletzt?"

Sie hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Regina ihre Magie einsetzten würde. Und ganz sicher nicht, wenn es um einen so harmlosen Streit ging, den Regina selbst angefangen hatte!

Killian stöhnte und betrachtete seine aufgeschürfte Hand. "Mir geht's gut, Liebes."

Regina war nun auch näher getreten und schaute genauso schockiert wie am Tag zuvor. "Das wollte ich nicht. Es war keine Absicht", stammelte sie und starrte ihre Handflächen beinahe anklagend an, als hätten sich ihre Hände selbstständig gemacht.

"Ich habe die Kontrolle verloren." Regina klang so gebrochen, dass Emma ihr einfach nicht böse sein konnte.

Killian stand auf. "Ich kenne das, wenn man in alte Muster verfällt. Mir ist das auch schon oft genug passiert."

Emma musste daran denken, wie Killian bei ihrem ersten Date Will Scarlet gedroht hatte und ihn später verprügelte.

"Aber denkt daran, dass Ihr damit einiges aufs Spiel setzt." Er warf einen bedauernden Blick zu Emma.

Regina drehte sich abrupt um und lief die entgegengesetzte Richtung wieder zurück. Emma folgte ihr.

"Regina, warte."

Doch sie blieb nicht stehen. Emma joggte um, sie einzuholen.

"Ich bin dir nicht böse, falls es das ist", sagte Emma zu ihrer Schande etwas außer Atem.

Sie sah, dass Tränen in Reginas Augen schimmerten. Sie stellte sich direkt vor ihre Freundin und schnitt ihr somit den Weg ab.

"Regina, bitte sprich mit mir", flehte Emma verzweifelt. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was mit Regina los war. Aber egal, was es auch war, sie brauchte dringend Emmas Hilfe und Unterstützung. Sie würde ihre Freundin nicht alleine lassen.

"Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war, auf dich zu hören", murmelte Regina und spielte damit darauf an, dass Emma sie überredet hatte mit ihr auszugehen.

Regina versuchte an Emma vorbeizugehen, doch sie stellte sich ihr wieder in den Weg.

"Lass mich dir helfen. Rede mit mir." Emma versuchte so bestimmend wie möglich zu klingen. Vielleicht würde Regina ihre Sturheit mithilfe von Emmas Befehlston aufgeben.

Stattdessen lachte sie fast hysterisch. "Was soll ich sagen? Ich weiß nicht, weshalb das passiert ist. Vielleicht habe ich den Verstand verloren." Es sollte wohl Sarkasmus sein, es klang aber vielmehr so, als würde sie sich wirklich davor fürchten.

"Du wolltest mich nur beschützen." Emma wusste selbst, dass ihre Worte nicht überzeugend klangen.

Regina schnaubte. "Ich musste mich gerade wirklich davon abhalten, dem Piraten nicht sein verdammtes Herz herauszureißen."

Emma griff nach ihrer Hand. "Wir können versuchen, das Ganze zu vergessen und frühstücken gehen." Sie ging mit ihr wieder in Richtung des Diners.

Regina erwiderte nichts, leistete aber auch keinen Widerstand.

Eigentlich sagte sie den ganzen Morgen nichts mehr außer man stellte ihr eine Frage und auch dann kam nur eine kurze Antwort. Sie schien immer noch unter Schock zu stehen und wahrscheinlich machte sie sich Vorwürfe.

Emma tat zwar so, als hätte sie den Vorfall schon längst vergessen, aber auch sie konnte nicht aufhören, daran zu denken. Eigentlich hatte Regina sich doch immer so gut unter Kontrolle, selbst wenn ihre Schwester sie provozierte. Emma redete sich jedoch ein, das wäre eine einmalige Sache gewesen.
So etwas würde nicht noch einmal vorkommen.



Once Upon A Time There Was A Queen...Where stories live. Discover now