Für immer und ewig

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"Ich hab dich lieb, Roman!", plärrte er mir keine Sekunde später ins Ohr und umarmte mich erneut wie wild.
Kochend heißes Blut schoss in meinen Kopf und mein Rotton wurde um eine Nuance dunkler. Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in meiner Magengegend breit und ich fühlte mich zunehmend beflügelt.
"Ich hab dich auch lieb, Flo..."

"Naww", sagte eine hohe Stimme und wir drehten uns sogleich zu der Person hin, ließen uns aber nicht mehr los.
"Yuki...", setzte ich an, wurde aber wieder von ihr unterbrochen.
"Könnt ihr euch nicht einfach endlich küssen? Ihr seid gerade gottverdammt cute zueinander."

Wir beide wurden röter als eine überreife Tomate und sahen das Mädchen verstört an. Hach ja, Yuki...die Kleine, die immer alles und jeden kommentieren muss.
Da aber keiner von uns eine Antwort lieferte, seufzte sie und starrte wortlos zum Horizont.

Die Sonne war beinahe nicht mehr zu sehen und es wurde zunehmend kühler. Ich fror unter der nächtlichen Kälte des Meeres und versuchte, mich irgendwie warm zu halten.
Doch plötzlich legte jemand etwas Warmes über mich. Es war eine große grüne Decke, in die Flo mich eingewickelte.
"Danke...", flüsterte ich schüchtern, er grinste nur.

Danach gingen wir ein paar Meter weiter nach Osten, um einen geeigneten Lagerplatz für heute Nacht zu finden. Yuki verköstigte uns natürlich wieder mit Essen, dass ich natürlich wie ein hungriger Löwe verschlang. Ich hatte so lange nichts mehr zu essen und zu trinken bekommen und es war so befriedigend, endlich wieder etwas gegessen zu haben.
Auch Flo schien sehr hungrig gewesen zu sein, denn er aß ebenfalls überdurchschnittlich viel.

"Er hat die letzten Tage kaum was gegessen", meinte die Dunkelblonde, als sie meinen Blick bemerkte.
"Er wollte keine Ruhe geben, bis du wieder bei uns warst. Flo hat sich wirklich für dich ins Zeug gelegt."

Erstaunt wandte ich mich zum rot gewordenen Florian, der angespannt in seinem Essen herumstocherte.
"Ist das wahr?"
Er nickte nur und vermied gezielt Augenkontakt.
"Dann war das aber schon ziemlich dumm von dir. Du hättest an Nahrungs- und Schlafmangel sterben können, du Idiot!"

"Sagt derjenige, der sich freiwillig für diesen Idioten aufopfert..."
Seine Stimme war überraschend kühl, aber doch sanft. Aber er hatte recht. Ich hatte ihn durch meine Tat erst dazu gebracht diese lange und beschwerliche Reise auf sich zu nehmen. Irgendwie plagten mich die Schuldgefühle und dennoch war ich froh, dass Flo mein restliches Leiden nicht durchmachen musste.

Emotionslos sah ich auf meinen mit Pasta gefüllten Teller und betrachtete aus dem Augenwinkel Flos dünnen, schwachen Körper. Ich sah zwar selbst nicht besser aus, da man in dieser Welt innerhalb weniger Tage komplett abmagern konnte, aber ich konnte seinen geschwächten Anblick nicht mehr ertragen. Vor Nervosität zitternd umgriff ich den schneeweißen Tellerrand fest mit meinen Fingern, gleich danach drückte ich ihn der Melone in die Hand. "Die Extraportion hast du dir verdient", sagte ich verhältnismäßig leise und lächelte ihn milde an, sodass er mit erröteten Wangen zur Seite sehen musste. "Ne, iss du lieber. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass du mir zusammenbrichst." Er sprach sehr vorsichtig und angespannt, das war ich von ihm gar nicht gewohnt! 
Das laute Seufzen unserer Reisebegleiterin riss uns wieder aus unserem Gespräch.
"Dann teilt euch die Portion, meine Güte, ist das denn so schwer?"

Wir klimperten zweimal perplex mit den Wimpern, sahen anschließend einander an und wandten uns gleich wieder Yuki zu. "HÄ?!", kreischten wir beide im Chor und fanden uns sogleich in einem längere andauernden Augenkontakt wieder. Ein kurzes Gelächter entfuhr uns und mein Herz schlug um so viel schneller als vorher. Es fühlte sich so leicht an. So beflügelt. So glücklich.
Doch dann...war der Moment vorbei...

Ich erinnerte mich an die Kette um meinen Hals, die ich nicht abbekam und mit der mich Sephine finden könnte. Nachdenklich spielte ich mich mit der Kristallkugel vorne am Hals und rüttelte ein wenig an ihr. Wie könnte ich mich nur davon befreien? 
"Soll ich dir helfen?", unterbrach Flo mich. Seine Augen glitzerten golden im letzten Licht der untergehenden Sonne. Ich verlor mich nicht nur in ihnen, nein, ich verirrte mich. Wie gerne würde ich mein Leben lang diese Farben, diese Muster beobachten...Erst als ich Flos kalte Fingerspitzen an meinem Hals spürte, befand ich mich wieder in der Realität. Ich zuckte erschrocken auf und hielt die Luft an. Ich hatte aus irgendeinem Grund Angst, dass er mich verletzt, wie es Sephine getan hatte. Ich hatte Angst davor...berührt zu werden, aber zur gleichen Zeit genoss ich diese Nähe zu Flo mehr als alles Andere auf der Welt. Mein Herz pochte immer wilder und lauter, mein Kopf pulsierte harmonisch dazu mit. Der Nervenkitzel durchströmte mich, während er an dem Erinnerungsstück meines Leidens herum montierte und mir schlussendlich diese Last von den Schultern nahm, als er es endlich öffnen konnte. Seine Hand streifte die Haut direkt unter meinem Kinn und ich konnte mir ein katzenähnliches Schnurren nicht verkneifen. Verdammt! Das war bestimmt eine Nebenwirkung von Sephines Zaubertränken, immerhin war ich für zwei Minuten lang zu einer Katze geworden.

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⏰ Last updated: Jul 31, 2023 ⏰

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Ocean Hearts [Abgebrochen]Where stories live. Discover now