Aufopferung

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(Romans P.o.V)

Meine Augenlider waren schwer und mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte ausgestopft worden.
Ich lag bäuchlings irgendwo drauf und schwankte sachte hin und her.
Meine Hände waren teilweise unbeweglich und waren aneinander gebunden.
Ein starker Arm griff mir um die Taille, was mir im Moment gar nicht passte.
Etwas dagegen sagen konnte ich nicht, da man mir den Mund zugeklebt hatte.

Wo war ich überhaupt? Wo waren die anderen? Wieso hatte ich so starke Kopfschmerzen?
Ich konnte mir diese Fragen nicht beantworten.
Der einzige Weg, um die Gegend abzuchecken wäre meine Augen zu öffnen, auch wenn es gerade schier unmöglich schien.
Doch ich schaffte es, zwar war meine Sicht etwas schwummrig, aber was solls...
Ich war übelst erschöpft, auch wenn ich nicht wusste, warum.

Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass ich gerade von einem der Anzug-Leute auf der Schulter hing und über einem langen weißen Gang abgeführt wurde.
Wohin wusste ich nicht.

Wenn ich gerade aus nach vorne blickte konnte ich zwei weitere Anzug-Leute erkennen.
Der eine trug ein kleines Mädchen, der andere einen jungen Erwachsenen.
Ich hielt kurz inne, als ich diese zwei als Yuki und Flo identifizieren konnte.
Sie waren also hier, nahe bei mir.
Ich war also nicht allein.
Ein Stein fiel mir daraufhin vom Herzen und ich hinterließ einen kaum hörbaren Seufzer.

Ich sah mich weiterhin um.
Die Wände wurden immer dunkler und die Verzierungen immer verschnörkelter und verwirrender.
Das Licht nahm immer mehr an Helligkeit ab, bis es schließlich komplett schwarz wurde.

Ich wurde leicht unruhig, was der Meermann, der mich trug, natürlich bemerkt haben musste und mich unsanft auf den Boden fallen ließ.
Doch kaum knallte ich auf dem Boden auf, schnappte er sich das Seil mit dem ich gefesselt war und führte mich wie einen Hund.
Egal wie sehr ich es versuchte mich loszureißen, er war immer stärker als ich.

Der lange Gang neigte sich dem Ende zu und mündete in einem großen schwarz-weinroten Saal, welcher von einem bronzenen Kronleuchter erleuchtet wurde.
Links und rechts von uns stiegen einige Treppen zur zweiten Etage empor.
Gargoyles thronten auf den Enden Reling der Treppen und blickten uns zwielichtig an.

Ein Schauer fuhr mir über den Rücken und ich sah kurz zu Flo rüber, der in der Zwischenzeit ebenfalls wie ich von selbst gehen musste.
Yuki dagegen trottete gute zwei Meter hinter uns her und ließ müde den Kopf hängen.
Mittlerweile hatten wir uns von den Klebebändern befreien können, jedoch war es uns nicht erlaubt zu sprechen.

"Was glaubst du, machen sie jetzt mit uns?", flüsterte mir mein Kumpel trotz Verbots ins Ohr.
Ganz kurz wahr ich vollkommen durcheinander, da ich mit den Gedanken vorher ganz woanders war und Flo mich so aus meinem Gedankenfluss gezerrt hatte.

"Ich habe auch keine Ahnung, aber wir kommen hier schon irgendwie raus...hoffe ich zumindest...", versuchte ich ihn positiv zu stimmen, auch wenn ich mich dabei eher unsicher anhörte.

"Schnauze halten, hier wird nicht getratscht!", murrten die Anzug-Typen und schenkten uns einen furchteinflößenden Todesblick.
Wir schwiegen sofort und starrten ängstlich zu Boden.
Was würden sie uns antun? Wohin wurden wir gebracht?
Wenn ich meinen aktuellen Emotionsstand beschreiben müsste, wären es die Wörter 'Angst', 'Unsicherheit' und 'Nervosität'.
Diese drei Sachen nagten an meinem Verstand und ließen nicht locker.
Was wenn wir nun auf ewig hier unten im Meer verweilen müssten?
Was würde mit unserer Familie und mit Lars passieren? Würden sie ein Leben lang nach uns suchen?
Was würde in ihren Köpfen vorgehen, wenn ich mich urplötzlich nicht mehr melden würde?
Was dachten meine Zuschauer wohl von mir?

Eine sanfte Berührung ließ mich wieder aus diesen Gedanken fliehen.
Eine weiche Hand umgriff mein Handgelenk und übte einen beruhigenden Druck darauf.
Ich folgte dem Arm und traf auf das wunderschöne Gesicht meines Freundes.
Ein mildes Lächeln lag auf seinen Lippen, aber aus seinem Blick konnte ich auch seine Sorgen lesen.
Mir wurde ein wenig warm ums Herz, wenn ich daran dachte, dass Flo mich aufheitern wollte, so wie ich es davor getan hatte.
Trotzdem hatte ich das Gefühl von Blicken durchlöchert zu werden.
Und ich fragte mich natürlich, wer dieser jemand sein konnte...

Ocean Hearts [Abgebrochen]Où les histoires vivent. Découvrez maintenant