Der mysteriöse Regenbogenfisch und die Anzug-Meermänner

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(Flos P.o.V)
Langsam begaben wir uns ins Stadtinnere und man konnte einige Schildkröten und Fische bei einem Suppentopf stehen, die von einer noch relativ gesunden Forelle ausgeschenkt wurde sehen.
Zwischen den ganzen Wolkenkratzern standen kleine Hütten aus Steinen, halb verwestem Holz und Algen.

Je mehr ich von dieser Stadt sah, desto mehr taten mir die Bewohner hier leid. Wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass alles hier so eskalierte?

Jedes mal, wenn wir an einem Meeresbewohner vorbeikamen starrte uns dieser ängstlich an, als würden wir ihn bedrohen.
Sie schienen wohl große Angst gegenüber Fremdem zu haben, womöglich wegen den Leuten aus der Miz-Hälfte, die Laut Yuki weitaus rabiater als die aus der Uki-Hälfte.

"Ähh, und was suchen wir eigentlich hier?", fragte Roman auf einmal, "ich meine wir haben einen langen Weg bis hierhin zurückgelegt und wissen nicht mal wieso.."

Yuki und ich sahen ihn planlos an.
Gute Frage...warum mussten wir überhaupt hier hin?
Unser Ziel war es, von hier zu verschwinden und was brachte es uns, hier weiter zu verweilen?
Wir hatten keinerlei nähere Informationen dazu, hierher zu kommen.
Wer brachte uns nun zurück? Wen oder was mussten wir aufsuchen?
Hätte uns Arielle damals nicht mehr sagen können?

Yuki zuckte nur mit den Schultern und seufzte.
"Ich bin grad genauso planlos wie ihr-"
Plötzlich wurde sie volle Kanone angerempelt und knallte gegen eine pinke Koralle, die am Eingang einer dunklen Gasse stand.
"Hey!", nuschelte sie verärgert, rieb sich den Kopf und stellte sich wieder auf ihre Beine.
Doch der Fisch der sie angerempelt hatte, reagierte nicht auf sie.
Er ging einfach an ihr vorbei, als ob nichts gewesen wäre.
Unhöflicher Typ...

Kaum drei Sekunden später wurde sie erneut an die Seite geschubst, doch dieses Mal von einem alten Regenbogenfisch mit Stock, Bart und Hut.
Anders als der Letzte, entschuldigte er sich bei ihr, doch stoppte seinen Weg, als er Roman und mich erblickte.

Er nuschelte etwas Unverständliches vor sich hin und spielte mit seinen Flossen.

"Ehm, können wir Ihnen irgendwie behilflich sein?", erkundigte sich Roman und kratzte sich am Hinterkopf.

"In der Tat Kinder...in der Tat...bitte folgt mir", seine alte brüchige Opastimme hatte einen sehr vertrauenswürdigen Ton, weshalb wir auf seine Bitte eingingen und ihm ohne Weiteres hinterher trotteten.

Irgendwie war dieser Alte seltsam...
Warum hatte er uns so komisch angesehen und warum wollte er, dass wir ihm folgen?

"Ey, Flo, weißt du vielleicht was das soll?", flüsterte mir mein 20 Jähriger Kumpel ins Ohr.
Ich schüttelte nur stumm und planlos den Kopf.
"Ich weiß generell nicht was hier abläuft, also frag erst gar nicht..."

Der alte Regenbogenfisch bog in eine dunkle Gasse ab, die in der Nähe einer tiefen gelegen war.
Die Wände der rundherum waren kahl, schmutzig und mit unzähligen Mulden versehen.
Wieso um alles in der Welt zerrte uns dieser alte Fisch genau hier hin?
Was war hier denn bitte schön?

"Was wollen Sie den eigentlich von uns?", fragte ich nach einer Weile vorsichtig.

Er lächelte und zog seinen schwarzen Filzhut immer mehr ins Gesicht.
"Ihr seid Fremde hier nicht wahr?"

Wir nickten schwach.
Irgendetwas war hier doch faul...und es waren definitiv nicht die faulen Fischeier in den Mülltonnen...

"Hört zu...ich weiß genau wer ihr seid...auch wenn ihr mich nicht kennt. Und ich möchte, dass ihr nun sehr gut aufpasst, was ich sage...", seine Stimme nahm nun einen ernsteren, tiefen Ton an.
"Ich weiß einen Weg, wie ihr hier wegkommt...Ihr müsst-"

Plötzlich knallte es lautstark und ein starker Meeresstrom kam uns entgegen.
Der Strom wirbelte Massenweise Sand auf, sodass ich mir schützend meine Hände vor mein Gesicht hielt.
Aus einer gewaltig großen Sandwolke schwammen drei kräftig gebaute, in Anzügen steckende Meermänner hervor.
Ihr Gesichter wirkten alle monoton und gefühlslos, ganz so als wären sie willenlose Marionetten.
Leicht verängstigt schritt ich einen Schritt zurück.
Was hatten sie vor?

"Sie haben genug gesagt, Magier Paisson...", sprach der Größte von ihnen den alten Fisch kaltherzig an.

"Was bilden Sie sich eigentlich ein?! Das ist unser Staatsgebiet! Hier haben Sie uns gar nichts zu sagen!"
Wütend fuchtelte der Regenbogenfisch mit seinem Stock herum und stauchte die Meermänner zurück.

"Werden Sie bloß nicht frech, alter Mann..."

"Frech werden? Ihr ungehobeltem Jungspunde habt unser Gespräch wortwörtlich gesprengt! Das ist frech!"

Wow...dieser alte Fisch hatte schon Temperament, das musste man ihm schon lassen.

"Wir machen hier nur unsere Arbeit, Sir", fuhren die Anzugleute fort.
"Gespräche sprengen?"
"Nein, für Recht und Ordnung zu sorgen, und um verbotene Informationen geheim zu halten...zum Schutz der Zivilisation."
"Schutz der Zivilisation?! Pah, ihr sorgt nur dafür, dass dieses Chaos von Königreich erhalten bleibt! Wir müssen etwas dagegen unternehmen! Zum Wohl unserer Mitfische! Diese drei Kinder hier sind unsere einzige Hoffnung auf eine bessere Zukunft!", seine Wut stieg eindeutig ins Übermaß.
Sein Gesicht explodierte schon vor Röte.

"Verjagt diesen Irren und nehmt diese Schwächlinge hier fest", befahl der Meermann nun und scheuchte den alten Fisch davon.

Verunsichert und nervös blickte ich zu Roman rüber der mit einem Nicken sofort zu Yuki blickte.
Und schon rannten wir davon in der Hoffnung nicht erwischt zu werden.
Das Letzte, das wir gebrauchen konnten, war in Gefangenschaft zu gelangen.

"Ergreift sie!", hörte man noch den Chef dieser Frei rufen woraufhin wir noch einen Zahn zu legten.
Roman und ich liefen voraus, doch Yuki hatte sicher einige Meter Abstand von uns.
Wenn sie nicht schneller rannte, würde sie geschnappt werden!

"I-ich kann....nicht....mehr...warum muss ich immer laufen!", keuchte sie erschöpft.
Ihr Gesicht war blass und sie sah gar nicht gut aus.
Ich musste ihr doch irgendwie helfen!
Ohne lange Überlegung flitzte ich zu Yuki und trug sie Huckepack.
Kaum eine Sekunde später wurde sie bewusstlos.
Na toll, besser konnte es ja nicht mehr werden...

Plötzlich hörte ich einen markerschütternden eindeutig mädchenhaften Schrei.
Roman musste wohl etwas zugestoßen sein!

Durch das Adrenalin in meinen Adern gestresst sah ich mich rapide um.
Wo war er nur?
Dieses Gefühl von Sorge nagte an mir und wollte einfach nicht ruhen.
Doch dann...
Eine kalte Hand legte sich unsanft auf meine Schulter und ich wusste sofort, dass das nichts Gutes bedeuten konnte...

"Das Spiel ist aus, Freundchen", raunte mir einer der Anzugtypen ins Ohr und packte mich an den Handgelenken.
Ein anderer nahm mir Yuki ab, die beinahe runtergefallen wäre.
Doch wo war Roman?
Ich schellte meinen Kopf in alle Richtungen und konnte ihn letztendlich gefesselt und mit zugeklebtem Mund in der letzten Ecke der Gasse entdecken.
Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, dass er nicht weit weg von mir war oder ob ich mir weiterhin wegen der Fesseln Sorgen machen sollte...
Yuki ging es zurzeit ja eher fragwürdig.
Aber die Anzugtypen hielten es wohl nicht für nötig, einen bewusstlosen Schwächling wie sie zu fesseln.

Ich versuchte mich zu wehren, doch sie waren zu stark.
Schnell drehte man mir die Arme zum Rücken und band sie mir mit einem Strick zu.
Daraufhin folgte ein schmerzvoller Schlag auf den Hinterkopf, der mich zum Schwanken brachte.

Meine Sicht vernebelte sich, alle Farben vermischten sich und mündeten schlussendlich in intensive Schwärze.

Danach bekam ich nichts mehr mit.
Keine Gefühle, kein Garnichts.
Das einzige was existierte war Schwärze.
War ich gestorben?
War dies mein Ende gewesen?
War mein Leben einfach so vorbei ohne, dass ich etwas erreicht hatte?
Ein gelebtes Leben, ohne jemanden an meiner Seite? Ein gelebtes Leben, welches in einem Strudel von #ForeverAlone-heit verschluckt wurde?

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Ocean Hearts [Abgebrochen]Où les histoires vivent. Découvrez maintenant