Bradley hatte sich geschlagen gegeben. Die Königin hatte gewonnen.  Deshalb hatte er keinen Grund weiterhin zu lügen. Sein Ende war besiegelt.
"Tja, Rupert Darc. Dieser eingebildete Mann. Ich hatte ihm sogar ein ehrenwertes Angebot gemacht. Doch hatte er dieses stur abgelehnt und mich und meine schwangere Frau, meine geliebte Cassy, am nächsten Tag vom Hof gejagt."
Bradleys Stimme klang mit einem Mal von Schmerz erfüllt
"Cassy, welche hochschwanger war und aufgrund der Strapazen der Reise in der Kutsche zu bluten begann. Sie war gezwungen unser Kind auf dem Wegrand zu gebären. Kein Medikus, keine Hebamme in der Nähe. Sie und mein Kind sind beide bei der Geburt gestorben.
Meine Cassy ist wegen ihm gestorben!
Ich habe alles verloren, während Rupert alles hatte!" schrie Bradley nun, Emma starrte ihn erschrocken an. Das hatte sie nicht gewusst. Beinahe hatte sie sogar Mitleid mit ihm.

"Dieser Mann verdiente es ebenfalls alles zu verlieren. Alles!"

Emma dachte an ihre Familie, an ihre Mutter, an ihren Vater, an ihre Schwestern. Dann erinnerte sie sich an Lilly in den Flammen, wie sie ihre große Schwester in die Augen sah, und dann...

"Keiner verdient sowas, du Monster!" schrie nun Emma und rannte mit der Klinge auf Bradley zu. Nur noch eins zählte, Bradleys Tod.
Bradley sah die Klinge kommen und bettelte um sein Leben. Die Menschen schrien über dieses Szenario, wussten nicht was sie nun tun sollten.

Dann passierte etwas, dass alle ins Stocken brachte: Adam. Emmas Klinge durchstach Adams linke Hand, welche die Klinge davon abhielt Bradleys Leben zu beenden. Sein Blut floss zunächst über die Klinge, dann warm über Emmas Hände. Geschockt sah Emma zu Adam auf. Sie erwartete ein wutverzerrtes oder enttäuschtes Gesicht. Was sie stattdessen sah, war viel schlimmer. Adam sah sie verständnisvoll an. Sein Blick war sanft und von wärme durchströmt.

"Adam, geh zur Seite." forderte Emma ihn auf.
Er schüttelte seinen Kopf.

"Geh zur Seite!" forderte Emma lauter und stieß die Klinge sogar tiefer in seine Hand, Bradley hinter seinem Rücken als Ziel.

"Das kann ich nicht." antwortete Adam dann und Emma wurde wieder wütend. Wollte Adam wirklich das Leben dieses Mörders verschonen?

"Ach und warum nicht? Dieser Mann..."

"...wird seine Strafe erhalten. Nichts davon bleibt ungesünd." sprach Adam weiterhin ruhig und hielt die Klinge weiterhin fest.

"Also warum tust du das für ihn?"
Emma verstand nicht warum Adam sich ausgerechnet für Bradley verstümmeln ließ.

"Ich tue das für dich."

Für mich, dachte Emma und hielt endlich ein. In wie fern war das für sie?

"Wie viele Tote sollen dich weiterhin verfolgen? Wie viele Nächte willst du weiterhin im Schlaf weinen und um Vergebung bitten? Du bist eine Königin. An deinen Händen wird weiterhin das Blut anderer kleben. Das ist nunmal unumgänglich. Doch bitte ich dich, lasse nicht zu das dich dieses Blut beherrscht. Geh in die Geschichte als ehrwürdige Königin ein. Als eine, welche ihr Land liebte. Nicht als Blutkönigin, welche alle fürchteten." erklärte Adam und Emma hielt nun völlig ein.

Sie ließ die Klinge sinken, zog sie zugleich aus Adams Hand heraus. Im nächsten Augenblick bat Adam seine Wachen Emma in ihre Gemäche zu bringen. Den anderen, sowie Jordan, befahl er Bradley solange in den Tower zu bringen und entzog ihm seine Titel und Ländereien. Das bekam Emma noch mit, dann befand sie sich schon in ihrem Gemach. Völlig verwirrt was den gerade passiert war ging Emma in dem Zimmer umher und bemerkte eine weitere Person.

"Wer ist da?" fragte Emma erschrocken. Dann erkannte sie das es  ein Spiegel war. Sie sah sich selbst, oder vielmehr ein anderes ich. Die rothaarige Frau sah sie ebenfalls erschrocken an, dann bemerkte Emma das ganze Blut an ihrem grauen Kleid. Verwirrt woher das ganze Blut herkam würde ihr etwas klar: das alles war Adams Blut.

"Ist das alles etwa von Adam? Ich habe Adam verletzt? Was habe ich nur getan? Was habe ich getan?!" schrie Emma ihr Spiegelbild an und sah wie die Frau vor ihr zu Boden sank und weinte.
"Was ist nur los mit mir? Das bin doch nicht ich! Ich habe doch Grace versprochen eine gute Königin zu sein. Ich habe es allen versprochen! Und was habe ich angerichtet? Ich habe alle um mich herum verletzt." Emma weinte und bedauerte, was sie ihren liebsten angetan hatte. War ihre Rache an Bradley denn es wert gewesen ihre Freunde und ihren Liebsten Schmerzen zuzufügen. Ihre Drang nach Rache hatte nur dafür gesorgt, dass sie eigenhändig alles um sich herum zerstörte.

Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür hinter ihr. Sie erkannte die Art wie die Schritte über den Boden schlürften und Emma traute sich nicht aufzuschauen, so beschämt über die Ereignisse der letzten Tage. Bevor sie etwas sagen konnte, legten sich sanft seine Arme um ihre Schultern, drückten sie wärmend und schützend an seinen Körper. Still nahm Adam sie in seine Arme. Er stellte ihr keine einzige Frage, hielt sie nur im Arm. Das war genau wie damals in der Bibliothek, als sie um Grace geweint hatte. Es war Adam nicht wichtig direkt Antworten zu erhalten. Es war ihm wichtiger die Person die er liebte zu beschützen und ihr Halt zu geben.

Diese Geste zerbrach Emma völlig und sie konnte nur wieder weinen.
"Wieso fragts du nicht? Wieso bist du so still? Warum schreist du mich nicht an?! Schrei endlich!" verzweifelte Emma. Sie wollte dass Adam wütend wurde. Wut konnte sie verstehen, doch diese liebevolle Stille nicht.

"Ich brauche dich nicht zu fragen." antwortete er ruhig, besänftigend.
"Ich weiß, dass du mir irgendwann deine Lasten anvertrauen wirst. Bist dahin werde ich dich halten. Ich werde dich beschützen. Weil ich dich liebe. Diesen hitzköpfigen, liebevollen und wundervollen Menschen in meinen Armen."

Emma nahm weinend, zitternd Adams verletzte und verbunde Hand an ihre Lippen und begann diese zu Küssen. Bei den Göttinnen, niemals würde sie jemanden so sehr lieben können wie Adam.

"Verzeih mir. Verzeih mir. Verzeih mir." flüsterte Emma gegen die Hand und spürte, dass Adam ihren Hinterkopf küsste. Das reichte Emma nicht. Sie drehte sich um und küsste Adam als bräuchte sie ihn wie Luft zum Atmen. Womöglich war das auch so. Lange küssten sie sich. Warm und salzig von den Tränen fühlten sich seine Lippen an. Als sie ihn losließ sah sie in seine wundervollen, sanften, braunen Augen. Dann nahm sie sich einen Entschluss.

"Adam. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich dir alles sagen werde. Einfach alles. Bitte warte, bis ich dazu bereit bin. Warte auf mich." zitterte ihre Stimme.

Adam lächelte, nahm ihre Hand und küsste ihren Ehering; gab ihr somit eine Antwort: für alle Zeit.

An der Tür klopfte es und Emma gewährte. Andrea, Elisa, Lydia und Edward kamen herein. Emma sah Andrea genauer an und bemerkte eine Schnittwunde an ihrer rechten Wange. Das war sie gewesen. Sie wollte ihrer Freundin helfen und hatte sie stattdessen verletzt. Sich aus Adams Armen lösend, rannte sie auf Andrea zu und schloss sie in ihre Arme.

"Andrea! Es tut mir so unendlich Leid. Wie konnte ich nur..." entschuldigte Emma sich aus tiefster Seele.
Andrea legte ihre Hand auf Emmas Kopf und begann es zu streicheln. Emma hatte ihr das angetan und sie wurde getröstet.

"Alles wieder gut. Ich bin so froh, dass du wieder du selbst bist. Ich habe dich vermisst, meine Freundin."

Elisas und Lydias Arme schlossen sich ebenso um Emma und zeigten ihr, dass sie ihr verziehen. Sie betrachtete die Menschen um sich herum und merkte, dass sie die ganze Zeit über Blind gewesen war.

"Andrea, ich muss mich entschuldigen." sprach Emma leise.

"Wofür denn noch?"

"Ich habe gesagt, dass ich keine Familie mehr habe. Doch das war gelogen. Ihr seid meine Familie."

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Halli Hallo. 😊

Wahnsinn, was bis jetzt alles passiert ist. Ich muss gestehen, dass meine Gefühle bei diesem Kapitel Achterbahn gefahren sind. Was auch der Grund ist, warum es so schnell kommt. Meine Finger  konnten nicht stillhalten. 😁

Sagt mir gerne, wie Ihr gefühlt habt. Würde mich sehr freuen.

Blutkrone Where stories live. Discover now