Es kehrte wieder Stille ein.

Ich sah gedankenverloren auf meinen Schoß hinab, dachte über mein Zuhause nach, über Emily, über die unbekannte Gefahr vor mir und wie ich es geschafft hatte mein Leben so plötzlich einmal gänzlich über den Haufen zu werfen.

"Youngjae, hast du Himchan nach den Büchern gefragt, um die ich dich gebeten habe?", sprach Yongguk eine unbestimmte Zeit später den Anderen an und der warf dramatisch das Haar aus seiner Stirn.

"Habe ich, aber lass es dir gesagt sein, dass das kein Spaß war! Himchan ist absolut unterirdisch im Feilschen und wenn ich nicht gewesen wäre, würden die guten Werke vermutlich weiterhin in einem dunklen Keller im Rathaus verstauben! Ihr solltet mir dankbar sein...", jammerte er leise in sich hinein und ich bemerkte ein kaum merkliches Lächeln um Yongguks Mundwinkel spielen, wie es seine Zähne entblößte.

"Selbstverständlich. Danke, für deine Dienste." Er traf meinen neugierigen Blick und sprach weiter.

"Youngjae hier ist ein Handelsgott. Er schafft es normalerweise immer zu kriegen, was er will.", erklärte er mir mit eben jenem amüsiertem Gesichtsausdruck und ich sah nur halb beeindruckt zu Youngjae, der vor sich etwas sitzen hatte, das er nach wiederholten Versuchen immernoch nicht erlangt hatte.

"Ich verstehe... Und wer seid- bist du?", fragte ich vorsichtig nach und Yongguk hob eine schlanke Hand, um sich seufzend durch das weiche Haare zu streichen, kurz eine Stirn zu entblößen.

"Ich bin die Reinkarnation von einem Gott der gleichen Gruppe wie er. Himchan und Daehyun gehören ebenfalls zusammen. Ich bin verantwortlich für die Gerechtigkeit." Eine Aufgabe, die einem Prinzen würdig war.

"Und die Gnade und Justiz und Glück und Wohltaten und...", hängte Youngjae belustigt an und ich begriff, dass manche der Götter wohl auch für mehrere Aufgaben zuständig waren, die einander ähnelten.

"Das ist eine ausgezeichnete Kombination. Ich bin mir sicher das fördert das Vertrauen der Gruppe, nicht?"

Yongguk wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her.

"Es kommt ganz darauf an. Es gibt Gruppen mit Chaosgöttern ebenso wie Lichtgöttern und ich denke besonders aufgrund ihrer Diversität haben sie oft eine bessere Zusammenarbeit. Wir hingegen sind alle eher mittelmäßig und haben deswegen unsere Kommunikationsprobleme."

Er war unter Umständen auch für die Bescheidenheit verantwortlich.

Dennoch mochte ich es seiner tiefen Stimme zu lauschen und bedauerte es fast, dass nicht er derjenige der Zwillinge war, die oft in der Öffentlichkeit zu sehen waren und lange Reden hielten.

Mir drängte sich die Frage auf, wie man es nun merkte, dass man von einem alten Gott abstammte und wie sein eigener Zwilling es nicht tat, aber diese Frage würde ich mir wohl für ein anderes Mal aufheben, denn es war der exakte Moment, in dem Akuma draußen ein langgezogenes Heulen von sich gab und ein hartes Gewicht auf die weiterhin fahrende Kutsche prallte.

Ich schrie erschrocken auf und binnen einer Sekunde war Youngjae bei mir und zog mich schützend an seine Seite, während Yongguk unruhig nach seinem Degen unter dem SItz gegriffen hatte.

Die Pferde draußen wieherten in Angst und unsere Kutsche schwankte bedenklich umher, ich klammerte mich an Youngjaes Arm und versuchte nur nicht davon zu rutschen.

Dann streckte plötzlich der blonde Junge, Junhong, seinen Kopf durch das offene Fenster und grinste uns vom Dach der Kutsche aus kindlich zu.

"Es sind nur Lehmgolems, keine Sorge, Mylady. Komm schon raus da, Youngjae, die Lady kannst du später noch umarmen, jetzt wird gespielt." Damit zog er sich wieder nach oben zurück und ich hörte sie draußen umher rufen, während Youngjae neben mir bloß schnaubte und sicher stellte, dass ich sicher saß, bevor er mich losließ.

Ich zog mich beschämt etwas in meine Ecke zurück, verfluchte meine Reflexe und traf dann Yongguks ruhige Augen, während Youngjae die Tür der noch immer rasenden Kutsche mit einer Hand öffnete.

"Ich will keinen Kratzer an ihr finden müssen, Yongguk. Bis nachher." Damit schwang er sich waghalsig nach vorne auf den Kutschbock, während die Tür wieder zuknallte und draußen eine Kakophonie an Pferdelauten, Wolfsheulen, Lachen und Männerstimmen los ging.

"Du kannst kämpfen, nicht?", überraschte Yongguk mich dann aber schon wieder mit seiner Beobachtungsgabe und ich warf aus Reflex den Degen auf, den er nachlässig nach mir warf.

"Durchbohr alles, was du siehst. Mich ausgenommen."

Ein nervöses Lachen glitt über meine Lippen, während ich geübt das Schwert zog.

"Meinst du nicht die ganze Gruppe ausgenommen?", versicherte ich mich halb im Spaß, halb aufmerksam auf unsere Umgebung, aber Yongguk schüttelte eisig den Kopf.

"Durchbohr alles."

Mit einem  unguten Schaudern konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe.

KawaakariWhere stories live. Discover now