32. Kapitel

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Die Aufräumarbeiten dauerten noch viele Stunden. Bis spät in die Nacht hinein halfen Lona und ihre Gefährten dabei den Schutt von den Straßen zu räumen, die Orkleichen vor der Stadt zu verbrennen und ihre eigenen Verletzten und Toten zu bergen. Erst als sich über den Horizont ein Hauch von rosa legte, betrat Lona ihr Zimmer um nach diesem anstrengenden Tag wenigstes ein paar Stunden Ruhe zu bekommen.

Es kam Lona so vor als hätte sie gerade eben erst die Augen geschlossen, als ein lautes Klopfen sie aus dem Schlaf riss. Verschlafen kletterte sie aus dem Bett und schlurfte zur Tür um zu öffnen. Sie blickte in das ernste Gesicht ihres Bruders.

„Boromir hat zu einer Versammlung gerufen", erklärte er.

Lona nickte wortlos, sie war einfach noch nicht in der Stimmung zu sprechen, und schloss die Tür um sich anzuziehen.

Also Lona kurze Zeit später den Raum verließ, wartete Lorion an der Wand lehnend auf sie. Sie nickte ihm dankbar zu und gemeinsam gingen sie zum Thronsaal.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht. Du musst mir nachher unbedingt erzählen was euch wiederfahren ist", durchbrach Lona die Stille. Auf Lorions Gesicht schlich sich ein Schmunzeln.

„Bei dir scheint allerdings auch einiges los gewesen zu sein, Generalin." Lona lachte.

„Es war jedenfalls nicht langweilig", bestätigte sie, „Aber ich bin nicht diejenige die mit einer Horde Geistern hier aufgetaucht ist."

Noch immer lachend betraten die Zwillinge schließlich den Thronsaal.

Vor dem Thron war ein Kreis aus Stühlen aufgestellt worden, wo schon die meisten der Gefährten, einschließlich Faramir, Éomer und Kili platzgenommen hatten. Auch Boromir saß bereits auf einem der Stühle und nicht auf dem erhöhten Thron des Truchsess. Neben Legolas waren noch zwei Stühle frei und die Zwillinge ließen sich dort nieder. Unauffällig schob Lona ihre Finger zwischen sein. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Legolas Lippen und er begrüßte ihre Hand mit einem kurzen Druck. Schließlich kam Aragorn als letzter in den Saal und ließ sich zu Boromirs linken nieder.

„Wie geht es Eowyn?", wollte Lona sogleich von dem erschöpft wirkenden Waldläufer wissen. Ohne Zweifel war er vermutlich die ganze Nacht bei ihr gewesen und hatte sich um ihre Wunden gekümmert.

„Ihr geht es gut, sie sollte bald aufwachen."

Bei diesen Worten fühlte Lona sich sofort besser und als sie zu Éomer blickte, sah auch dieser so als wäre ihm eine große Last von den Schultern gefallen. Siedend heiß viel ihr wieder ein, dass es ihm vermutlich tatsächlich so ging. Éomer hatte in der letzten Zeit wirklich viele Verluste erlitten. Sein Cousin war gestorben, sein Onkel war gestern in der Schlacht gefallen und seine Schwester rang mit dem Tod. Wenn sie auch noch gestorben wäre, hätte er niemanden mehr gehabt. Boromirs Räuspern riss Lona jäh aus ihren Gedanken.

„Nun", begann er, „wir müssen überlegen wie es nun weitergehen soll. Diese Schlacht haben wir zwar gewonnen, aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Frodo und der Ring sind noch irgendwo dort draußen. Gandalf, kannst du uns etwas über seinen Verbleib sagen?"

Der Blick des weißen Zauberers wurde trüb und niemand wagte es ein Geräusch zu machen, oder auch nur zu laut zu atmen, um ihn nicht zu stören. Mit einem Seufzer klärte sich sein Blick wieder.

„Ich vermag Frodo in der Ferne nicht mehr zu sehen. Die Dunkelheit nimmt immer mehr zu", antwortete er betroffen. Er hatte Frodo nach Mordor geschickt und nun hatte er nicht einmal mehr die Sicherheit, dass er lebte.

„Aber das heißt noch gar nichts. Wenn Sauron den Ring hätte, wüssten wir es. Wir könnten dann garantiert nicht mehr hier zusammensitzen und reden", warf Lona ein.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt