4. Kapitel

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Beinahe jeden Nachmittag trafen sich Lona und Thorin in den Gärten von Bruchtal. Am Anfang zufällig, das glaubte Lona jedenfalls, und später auch absichtlich. In Wirklichkeit hielt Thorin in den ersten Tagen jedes Mal wenn die Versammlung eine Pause machte, nach Lona Ausschau. Er mochte diese kleine Elbe und freute sich jeden Tag darauf sie wieder zu sehen. Mit ihr konnte man wunderbar lachen und trotzdem noch ernste Gespräche führen.

Auch Lona freute sich immer wieder Thorin zu sehen. Insgeheim hoffte sie jeden Tag darauf Thorin im Garten zu begegnen. Sie war gerne in seiner Nähe. Dort fühlte sie sich so sicher und geborgen, wie seit Lorions Tod nirgendwo. Sie würde es zwar nicht zu geben, vor allem Arwen gegenüber, doch sie mochte den Zwerg sehr gerne.

Es war ein warmer und sonniger Tag in Bruchtal. Thorin und Lona saßen wie üblich auf einer Bank unter der großen Trauerweide, die im Herzen der Gärten stand. Wie so oft fragte Thorin die Elbe nach ihrer Welt aus. In den letzten Wochen hatte er mit Entsetzen feststellen müssen, dass in seinem Kopf ein Berg aus Lügen über das Elbenvolk angehäuft war. Vieles waren verdrehte Tatsachen wurde einfach erfunden. Er konnte es nicht glauben, dass sein ganzer Hass auf die Elben einzig und allein auf einem gewaltigen Berg von Lügen beruhte und es für ihn gar keinen Grund gab sie zu hassen. Diesen Fehler wollte er nun so schnell es ging beheben und sein altes Wissen über Elben gegen neues eintauschen, wobei Lona ihm nur zu gerne behilflich war. Seine neugewonnenen Informationen sog Thorin auf wie ein Schwamm das Wasser.

Doch irgendwann kann immer der Zeitpunkt an dem sie sich verabschieden mussten, da die Versammlung bald weitergehen sollte. Bevor er ging wandte Thorin sich noch einmal an Lona

"Ich würde gerne mehr sehen", sagte er verlegen und zupfte dabei an seinem Ärmel.

„Wie meinst du das?"

„Du hast mir von so vielen schönen Orten hier in Bruchtal vorgeschwärmt und nun möchte ich sie gerne selber sehen", erklärte Thorin.

Lona zuckte hilflos mit den Schultern.

"Ich würde sie dir ja alle gerne zeigen", erwiderte sie, „aber da ist doch die Versammlung. Auch wenn ich mich einfach aufs Pferd schwingen kann und irgendwann am Abend wieder zurück kehren kann, musst du zur Versammlung. Du kannst doch nicht einfach blau machen." Beide schwiegen einen Moment und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

„Was ist mit übermorgen? Da ist doch dieses komische Ritual", fragte Thorin nachdenklich.

„Übermorgen ist die Sommersonnenwende und das ist kein komisches Ritual. An diesem Tag kommen die Herrin Galadriel, König Thranduil und Elrond auf dem höchsten Turm in Bruchtal zusammen. Dort bringen sie bei Sonnenuntergang Ilúvatar ihre Gaben, damit er auch ein weiteres Jahr über die Eldar wacht und uns beschützt. Anschließend wachen sie dort bis zum Morgengrauen um an die schwere Zeit des Krieges zu denken. Es ist der wichtigste Tag des Jahres für uns Elben."

„Was genau befindet sich auf dem Turm?", fragte Thorin.

„Das weiß niemand", antwortete Lona, „Dies ist ein heiliger Ort, der nur am Tag der Sommersonnenwende und nur von Elrond, Galadriel und Thranduil betreten werden darf und sie sprechen nicht darüber."

Thorin nickte verstehend

„Also wie ist es jetzt, zeigst du mir morgen Bruchtal?", fragte er hoffnungsvoll.

Lona grinste verschmitzt.

"Ich denke es wäre besser, wenn wir beide nicht da sind wenn Thranduil hier in Bruchtal ist."

Am Abend saßen Arwen und sie in Lonas Zimmer und unterhielten sich.

„Aragorn und ich wollen übermorgen ein Picknick an deinem See machen, um etwas Zeit für uns zu haben. Ist das nicht toll?", fragte sie total aufgeregt.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt