8. Kapitel

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Mit schnellen Schritten stürmte Lona fast schon aus dem Raum und lief hinaus ins Freie. Sie brauchte jetzt erst einmal frische Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie hatte ganz vergessen wie anstrengend Zwerge sein konnte, wenn sie einfach nicht zuhören wollten. Thorin, Fili und Kili waren die einzigen die sich wirklich um eine Lösung bemühten. Alle anderen wollten so wenig wie möglich mit ihr zu tun haben und versuchten sie mit Vorschlägen abzuspeisen, bei denen die Elben mehr als schlecht bei weg kommen würden. Verlangte sie doch tatsächlich eine monatliche Unterstützung durch Lebensmittel von den Elben. Zufälligerweise wusste sie ganz genau, dass es um den Lebensmittelbestand im Erebor alles andere als schlecht stand. Es stand sogar ausgesprochen gut. Als Lona dann auch noch die Menge an Lebensmittel hörte, die diese gierigen Fresssäcke verlangten, musste sie gewaltig schlucken.

Von wegen Unterstützung. Versorgung sollte man es lieber nennen. Von den Elben wurde verlangt, dass sie die Zwerge durchfütterten. Sie sollten arbeiten bis zum Umfallen, damit beide Völker was zu essen auf die Teller bekamen und die Zwerge wollten sich zurücklehnen und es sich gut gehen lassen. Aber nicht mit ihr!

Nachdem sie ihren Zorn runter geschluckt hatte, stand sie langsam auf und fragte mit bedrohlich sanfter Stimme, wie sich die Zwerge dafür revanchieren wollten, dass die Elben sie durchfüttern sollten. Es wäre schließlich alles andere als fair, wenn das eine Volk für zwei arbeiten würde und dafür nichts zurückbekommen würde und sie wären bestimmt nicht darauf aus, die Gutmütigkeit der Elben auszunutzen. Zähneknirschend und vor sich hin stammelnd mussten ihr die Zwerge zustimmen. Dabei erdolchten sie die Elbe mit ihren Blicken. Doch ein scharfer Blick, aus den grauen Augen der Elbe ließ sie in sich zusammen sinken.

Zum Glück entschärfte Thorin die Situation indem er verkündete, dass die Verhandlungen für diesen Tag beendet wurden. Kaum hatte er die letzte Silbe über die Lippen sprang Lona von ihrem Stuhl. Dabei stieß sie den Stuhl so stark nach hinten, dass er sich auf die Hinterbeine stellte und kurz vor dem Umkippen war. Mit einem lauten Knall, bei dem alle im Raum zusammen zuckten, landete der Stuhl schlussendlich doch noch auf allen vier Füßen. Lona ließ sich davon allerdings nicht aufhalten. Mit langen, energischen und schnellen Schritten durchquerte sie den Raum, stieß beide Flügel der Doppeltür mit beiden Händen auf und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzuschauen.

Thorin fand Lona schließlich vor den Toren des Erebors wieder. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und starrte finster in die Gegend. Die Stallburschen die ganz in ihrer Nähe standen, flüsterten und zeigten mit dem Finger auf die Elbe, die gerade ohne ersichtlichen Grund auf den Hof gestürmt kam und sich dort in der Mitte aufbaute. Das brachte ihnen allerdings nur einen wütenden Blick ein der dafür sorgte, dass ihnen plötzlich einfiel wie viel Arbeit doch noch auf sie wartete.

Thorin war schockiert. Er hätte nicht gedacht, dass die sonst so fröhliche und aufgeweckte junge Frau so kalt und abweisend sein konnte. Bei ihrem finsteren, kalten Blick lief es ihm eiskalt den Rücken und er hoffte niemals in den Genuss dieses Blickes zu kommen.

„Lona", sprach er sie vorsichtig an und berührte sie an der Schulter. Die Elbe fuhr zu ihm herum und sah ihn aus funkelnden Augen an. Als sie erkannte wen sie vor sich hatte, wurde ihr Blick weicher und ihre zusammengekniffenen Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln, welches allerdings nicht ihre Augen erreichte.

„Wie geht es dir?", fragte Thorin.

„Bestens, mir geht es hervorragend", antwortete Lona und ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.

„Ich wollte dir Bescheid sagen, dass die Verhandlungen für heute beendet sind."

„Okay", war die Antwort. Im Grunde war diese Information für sie überflüssig, sie war ja selber dabei als er das Ende verkündet hatte.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt