20. Kapitel

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Schweigend führte die Gemeinschaft des Ringes ihren Weg nur unter der Erde fort. Dicht gedrängt folgten die Gandalf, der mit seinem Stab die einzige Lichtquelle in den Höhlen darstellte. Sie waren so nah, dass sie die Körperwärme der anderen spüren konnten und ihren Atem hören konnten. Keiner gab auch nur einen Mucks von sich, zu groß war die Angst davor was dann passieren könnte. Gandalfs letzte Worte bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten, spuckte immer noch in ihren Köpfen herum.

„Aber seit vorsichtig. In diesen Höhlen gibt es weitaus schlimmere Feinde als die Orks und auch weitaus gefährlichere", hatte er sie gewarnt. Seit dem sahen sich die Hobbits bei jedem Schritt um, als erwarteten sie das ein Ungeheuer hinter der nächsten Ecke hervorspringen würde. Auch Gimli sah sich immer wieder beunruhigt um. Er würde es zwar niemals zugeben, doch auch ihm gefiel die Idee durch die Minen zu gehen nicht mehr so sehr wie noch zu Beginn. Boromir hatte sich da schon besser im Griff, bloß das nervöse Zucken seiner Hand hinüber zum Schwertgriff verriet ihn. Lona und Lorion hingegen schritten leichtfüßig durch die Gänge der Minen, ganz so als würden sie bloß einen Spaziergang machen, waren aber trotzdem aufs Höchste wachsam. Ihnen erging es aber nicht so wie ihren Gefährten. Sie fühlten sich eher in eines ihrer unzähligen Abenteuer zurück versetzt weshalb sie, so verrückt es auch war, auch eine Hauch an Vorfreude verspürten.

In der Mine war es unmöglich abzuschätzen wie spät es war. Sie konnten sich bloß auf ihren Körper verlassen, dass er ihnen sagte wann er müde war. Als sie das nächste Mal ihr Lage zum Schlafen aufstellten und die Zwillinge ihren Wachdienst antraten, schaute sich Lona die ganze Zeit unruhig um. Ein prickeln hatte sich in ihrem Nacken eingenistet, ganz so als würde jemand sie beobachten.

„Jetzt bleib doch mal still sitzen, du machst mich ja noch ganz unruhig wenn du dich ständig umschaust, als würde der Dunkle selbst gleich hinter dir auftauchen", meinte Lorion irgendwann.

„Der Dunkle könnte sich auch kaum einen besseren Ort dafür aussuchen als diesen hier", erwiderte Lona mit einem schiefen Grinsen. „Aber spürst du es denn nicht?"

„Was soll ich denn spüren?"

„Das Gefühl, dass uns jemand beobachtet."

Jeder andere hätte ihr jetzt gesagt, dass dieses Gefühl an so einem Ort völlig normal wäre, doch Lorion tat dies nicht. Er hatte mit seiner Schwester schon zu viele Abenteuer hinter sich um so ein Gefühl auf die leichte Schulter zu nehmen. Er setzte sich aufrechter hin und legte einen Dolch griffbereit neben sich. Dann fing auch er an sich immer wieder wachsam umzusehen. Die Stunden verstrichen, während sie schweigend nebeneinander hockten und angestrengt in die Dunkelheit starrten. Doch nichts regte sich. Auf einmal griff Lorion blitzschnell nach seinem Messer und tat seinen Schritt nach vorne. Lona war sofort in alarmiert und ihre Hand schnellte zu ihren Messern. Mit einer Hand am Griff, kauerte sie sich neben ihren Bruder um zu sehen was ihn aufgeschreckt hatte, doch da war nichts. Trotzdem war sein Körper noch immer gespannt wie eine Bogensehne und seine Augen huschten suchend durch die Dunkelheit.

„Was hast du gesehen?", fragte Lona so leise, dass es eher einem Lufthauch glich.

„Du hattest recht, jemand beobachtet uns. Dort hinten war etwas was in der Dunkelheit auch ein heller Felsbrocken sein konnte, vielleicht eine kaputte Statue. Doch dann hat dieser Brocken sich bewegt und ich könnte schwören, dass ich ein großes, blasses Auge gesehen habe das mir entgegen leuchtete. Dann ist es verschwunden." Den Rest der Nacht suchten die beiden Elben noch nach einem Zeichen des Geschöpfen das sie gesehen hatten, doch es war vergeblich.

Als die Gefährten am nächsten Morgen zum Frühstück beisammen saßen, nahmen Lona und Lorion Gandalf zur Seite um ihm von dem Geschöpf zu erzählen. Ruhig und mit ernster Miene hörte er ihnen zu bis sie geendet hatten.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt