Kapitel 14

57 3 0
                                    

Die folgenden zwei Wochen, versteckte ich mich fast den ganzen Tag in meinem Zimmer und ließ mich nur zum Lunch oder Dinner blicken, wenn Xavier darum bat. Danach trat ich direkt den Rückzug an und es funktionierte irgendwie. Silvia hatte sich tatsächlich beruhigt und ging wie gewohnt ihrer Arbeit nach. Sie war gut gelaunt und weniger zickig.
Beim Abendessen war es ruhig. Xavier und sie unterhielten sich angeregt und stießen auf das erfolgreiche Event meiner Mutter an. Sie hatte eine Party für Freunde und ein paar wichtigere Gäste organisiert, die heute Abend zu Gast waren. Die letzten waren eine halbe Stunde zuvor gegangen. Xavier und sie saßen mir gegenüber und ich schaute auf die Uhr. Zählte die Minuten und wich seinem Blick aus. Seinem und dem seiner Söhne. 
„Die letzten Tage war viel zu tun, kommt ihr klar zuhause?" Eigentlich war die Frage an mich gerichtet aber ich sah zu den Jungs und da ich nichts sagte, konnte Taylor antworten. Denn hauptsächlich hatte Xavier alle Hände voll damit zu tun, die Wogen zwischen sich und meiner Mam wieder zu glätten und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Für die Jungs war da auch kaum Zeit. Solange gab Silvia sich handzahm und war weniger ätzend. Mit ihr hatte ich nicht ein Wort gewechselt. Sie sprach nur mit mir, wenn Xavier in der Nähe war. Aber selbst das ließ in den letzten zwei Tagen nach, da ich keine Lust hatte mit ihr oder irgendwem sonst zu reden. Wenn niemand da war, redete ich mit Marie und half ihr im Haus oder stellte mich  heimlich in die Küche um zu backen. Meistens dann, wenn Taylor und die restlichen Royal Söhne zum Pier fuhren. Es kam hin und wieder vor, dass ich ganz alleine Zuhause war. Dann konnte ich wenigstens hin und wieder am Pool sitzen und etwas Sonne genießen.
„Sicher. Wir sind für Freitag richtig gut vorbereitet. Es steht knapp zwischen mir und Noah aber ich hab einfach die bessere Technik." Als Taylor in sein Gespräch mit Xavier verwickelt war, musterte ich ihn unauffällig. Wenn er vom Surfen sprach, leuchteten seine Augen vor Begeisterung. Wenn er sonst auch eher ernst war, sobald er zum Strand aufbrach, war er das pure Leben. Es waren noch vier Wochen bis die Schule für mich wieder anfangen würde und ich hatte noch keine Ahnung, wie ich das durchstehen sollte. Ich schaute zum Meer raus und überlegte, dass es gut wäre meine Pläne für das Bootshaus umzusetzen. Ich hatte viele Ideen skizziert und eigentlich fehlte nur noch der Mut, mein Zimmer oder viel mehr, dass Haus zu verlassen. 

„Und bei dir Nadja?" Ich war in Gedanken aber seine sanfte, warme Stimme und meinen Namen hörte ich deutlich. Schwer seufzend lächelte ich.
„Es geht mir gut, falls du das wissen wolltest. Vielen Dank für das Essen, ich geh rauf - schönen Abend euch." Das war der Punkt, wo ich mich jedes Mal zurückzog, denn sobald ich irgendwas sagte, waren alle Blicke auf mich gerichtet. Vor allem die der Jungs. Man konnte niemanden verachten, der nicht existent war und ich bemühte mich sehr darum, es zu werden.
„Heut Abend ist eine Party geplant am Pier. Alle werden da sein, auch ich und Silvia, begleite uns doch." Leider fiel es mir jedes Mal schwer, Xavier einen Korb zu geben. Er nahm sich alle zwei Tage die Zeit, um mit mir zur Tierklinik zu fahren und nach Life zu schauen. Sein Zustand war ein auf und ab, leider gab es noch keine Besserung.
„Ich hasse Partys und die Leute sind langweilig, dass kann ich mir also sparen", meinte ich kühl.  „Hier zuhause ist es auch öde. Na los Schwesterherz, sei keine Diva, hier gibt es nur eine", meinte Taylor spitz. 
„Ein oder zwei Stunden. Vielleicht lernst du ein paar neue Leute kennen. In einer Stunde fahren wir los. Was sagst du Prinzessin?", redete Xavier mir doch ins Gewissen und ich ahnte, dass vorher keiner Ruhe geben würde. 
„Zwei Stunden?" Xavier nickte. 
„Ich komm pünktlich runter..." Als ich im Begriff war aufzustehen, biss Miro in einen der Cupcakes. 
„Die sind wirklich göttlich. Diese flüssige Schokolade da drin ist wie ein Orgasmus", bestätigte Taylor. Ich war mir sicher, sie würden ihm im Halse stecken bleiben, wenn er wüsste, wer sie gemacht hat. Marie lächelte mich wissend an aber ich verzog mich, ehe sie mich verraten konnte. Es musste niemand wissen, was ich trieb, wenn ich alleine war. Leider hörte ich noch, wie sie es ausplauderte und auch wie sie sich über Taylors Gesicht lustig machte. Ein kleines Lächeln stahl es selbst mir, obwohl ich es nicht mal sehen konnte.  

Shy - Deep PainDove le storie prendono vita. Scoprilo ora