Kapitel 12

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Erst spät am Nachmittag kehrten die beiden zurück. Wie  gut sie ihn täuschte... Das machte mich wütend. Er hielt ihr sogar die Tür des Wagens auf. Wer weiß, wie weit ihr Einfluss bei ihm schon vorgedrungen war. Ich rechnete mit dem Schlimmsten aber hoffentlich war er vernünftig. Xavier brachte sie tatsächlich mit zum Pier, wo ich mit Alex schon den ganzen Tag die Wellen jagte, um mich irgendwie abzulenken.
Ich hatte nicht wirklich geglaubt, dass er auftauchen würde, da er so mit Silvia und der Kleinen beschäftigt war, dass er bis jetzt auf keine meiner Nachrichten reagiert hatte. Vermutlich hatte er mit Nadja, alle Hände voll zu tun. 
„Dad, du hast es geschafft?"
„Sicher, Nadja hat mich rechtzeitig erinnert." Sie stand noch am Auto und schien sich über irgendwas zu ärgern. „Menschenmengen sind nicht so ihr Ding."
„Wieso ist sie dann mitgekommen und warum hast du nicht auf meine Nachrichten  geantwortet?" Er hob die Braue.
„Akku", hielt er mir das tote Handy vor die Nase. „Hab's über Nacht vergessen zu laden. Nadja meinte, sie will nicht zwischen uns stehen und hat darauf bestanden. Außerdem hat Alex sie eingeladen und sie wusste nicht was sie anziehen sollte." Sie trug schwarze Designerjeans und ein rosarfarbenes T-Shirt. Trotz dessen es eher locker saß und viel zu groß schien, sah man ihre Kurven und die gute Figur. 
„Hast du das ja?", warf ich meinem Freund einen Blick zu. Er stand neben mir. Das Gefühl zu wissen, dass er sie wirklich gefragt hatte zwickt mich doch etwas. Wenn sie ihn auch schon täuschte,...
„Habe ich und ich glaube es wird sich lohnen. Ich geh mal zu ihr." Mein Vater blieb neben mir stehen und wir beobachteten, wie Alex mit ihr sprach.
„Das gefällt mir ganz und gar nicht. Ich hab gehört, was mit Flo gelaufen ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er so ein Idiot ist. Marie ist auch genervt von seinen Anwandlungen. Hoffen wir, dass er mit ihr nicht dasselbe abziehen kann und sie klug entscheidet."
„Warum stört dich das? Angst das dein Prinzesschen, jemand anderen anhimmel als dich", entfuhr es mir.
„Zügel dich. Taylor, wenn da irgendwo was schief läuft mein Sohn - zieht nicht nur Alex aus. Klar soweit?" Wortlos sah ich ihn an. Das war sein Ernst. Was hatte sie mit ihm gemacht, dass er mir drohte? So kannte ich ihn gar nicht. Er machte sich nicht mal die Mühe, meine Anspielung zu hinterfragen. 

Auf dem Parkplatz setzen Alex und das blonde Gift sich mittlerweile in Bewegung. Sie begleitete Alex nach kurzem Zögern in die Strandbar und setzte sich mit ihm an die Theke.
„Das ist das erste Mal, dass ich sie hier draußen, außerhalb unseres Grundstücks am Strand sehe", stellte Xavier erleichtert fest. „Hoffen wir, dass er ihr irgendwie gut tut. Und jetzt zu uns. Na los, ab in die Wellen."
„Du willst surfen?", grinste ich überrascht. 
„Denk nicht, das ich in der Zeit, wo du weg warst schlechter geworden bin. Ich hab geübt."
„Kann man denn noch schlechter werden?"
„Vorsicht Junge", grinste er ebenfalls und wollte die Anspielung nicht auf sich sitzen lassen.
Wir verbrachten also den Rest des Nachmittags damit, auf den Wellen zu surfen. Es war einige Zeit her, dass ich ihn im Wasser gesehen hatte aber er war immer noch gut. Nicht besonders gut aber für einen Box Champ konnte er sich echt sehen lassen. Für die Zeit vergaß ich den Groll  und hatte Spaß. Mit meinem Vater konnte man Pferde stehlen. Er war ein cooler Dad und es gab unter meinen Kumpels niemanden, der nicht mit ihm feiern oder abhängen würde. Darauf war ich schon immer stolz. Gesagt, hatte ich es ihm aber noch nie.

Später am Abend, als die Party gut im Gange war, freute ich mich, endlich dass erwartete Taxi vor dem Pier zu sehen. Ich grinste meinen Vater an.
„Dad, sie sind endlich da." Mein Vater stieg von seinem Board und tauchte in die Wellen. Wir schwammen zum Strand zurück und stellten unsere Boards bei Nadja an der Bar ab. Er schien abzuwägen, ob er gleich mit ihr reden sollte.
„Geht's dir gut?" Alex grinste. 
„Hey Xavier, was denkst du, was ihr hier passieren könnte?"
„Du...", brummte er warnend. Nadja schwieg und wirkte irgendwie verlegen. Mein Vater entschied sich schließlich gegen das Gespräch, zog sich ein Shirt über und wir überquerten ungeduldig den Pier. Sie wusste also nichts.
 „Weiß denn deine geliebte Frau davon schon?", neckte ich ihn. Xavier seufzte schwer und schüttelte den Kopf. Unsicher hing sein Blick bei Nadja, die sich den ganzen Abend nicht einmal von ihrem Platz an der Bar weg bewegt hatte. „Das wird lustig...", zog ich ihn auf, als wir am Eingang des Piers standen und die bekannten Gesichter zuhause willkommen hießen.

Shy - Deep PainWhere stories live. Discover now