Der Tag, an dem ich dich sah...

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Hier sitzt sie nun. Auf dem Baum an der Klippe. Der Baum, der sie und den Rothaarigen sich näher gebracht hatte. Sie ließt den Eintrag ihres Tagebuchs. Der, von dem Tag, an dem ihr Lehrer starb, Koro-sensei starb. Obwohl, ganz ist er nicht gestorben. Sie hat es geschafft, der abgeschnittenem Tentakel Leben einzuhauchen. Ihr Lehrer war noch da. Ihr zu unrecht verurteilter Lehrer. Der, der sie bis zum Schluss unterstützt, gelobt und getadelt hat. Ihr Lehrer, der sie zusammen gebracht hat. Eine hervorragende Klasse ausgebildet hat. Auch wenn es nicht immer leicht war. Die Klasse, die Lehrer, alle. Sie waren zusammengewachsen. Und sie hatten ihr ein zuhause gegeben. Ein zuhause, was sie nun vermisst,da es weg ist. Auch vermisst sie ihn. Er, der sie geneckt, beschützt, zurechtgewiesen hatte.

Und doch hatte sie ihn verlassen.

Wegen ihres verschissenen Jobs. Ihr Job hat sie ihre Liebe, nein, all ihre Gefühle gekostet hat. Damit sie nicht zerbricht, in dieser verdammten Welt, die sie zu hassen scheint. Doch trotzdem erinnert sie sich an das erste mal, als sie ihn gesehen hatte.

Flashback

Sie betrat die Klasse. Leise, mit anmutigem Gang. Die Klasse starrt sie an, wie ein Wesen aus einer anderen Welt, als sie den Raum betrat. Der Oktopus mit seinem typischen Grinsen im gelben Gesicht. Ohne Begrüßung hatte sie ihm damals das Messer durch drei der glitschigen Tentakeln geschlagen. Ohne zu zucken, ohne die Mine zu verziehen. Daraufhin erschien ein violettes Kreuz auf dem Kopf des Ehemalsmenschen und er fauchte, dass man sich vorher vorstellen solle, bevor man angreife. Damals hatte sie nur ihren Namen gesagt und war nach hinten gegangen. Neben ihr saß er. Ein rothaariger Schläger, wie sie aus seiner Schülerakte entnahm. Er hatte sie auf dem kurzen Weg hierher durchgehend angestarrt. Sie hatte sich aber keine Farce daraus gemacht, dass ein Kerl sie anstarrte. Er hatte sie angegrinst, ihr unauffällig die Hand gereicht, die sie annahm und schüttelte, und ihr seinen Namen verraten. Akabane Karma.

Flashback Ende

Nun sitzt sie hier, Tage zu früh für ihre alljährliche Versammlung, zu der sie Yuma Isogai per Rizu jährlich einlädt, sie seinem Gesuch allerdings nie nachkommt war und erinnert sich an die 365 Tage, die sie sorgfältig dokumentiert hatte. Sie erinnert sich an den Tag, als sie selbst gesprungen war. Aus Verzweiflung. Und sie hatte sein angstverzerrtes Gesicht gesehen. Wie er die Hand ausstreckte, um sie zu halten. Doch es war zu spät. Und ihr Lehrer konnte sie auch nicht retten. Sie war in eine Wolke aus Anti-Koro-Materie geraten. Hatte es allerdings zu diesem Zeitpunkt vergessen. Die Äste hätten die Schäden begrenzt gehalten. Einige Rippen waren gebrochen oder angeknackst. Ihre Schulter war ausgerenkt und ihre Arme hingen im unnatürlichem Winkel von ihrem Körper. Das war das erste Mal, dass sie ihn hat weinen sehen. Als Koro-sensei, ihn und sie gepackt und in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht hatte. Sein Atem an ihrem Nacken hatte ihr einen heißen Schauer über den Körper gejagt. Aber seine Worte brachten sie beinahe zum weinen.

"Bleib bei mir, bitte. Ich flehe dich an. Stirb nicht."

Damals wie heute waren es die schönsten Worte, die sie gehört hatte, neben diesen:

"Ich weiß doch, dass du das selbe fühlst wie ich. Sonst wärest du nicht hier. Aber tu mir einen Gefallen: Bleib bei mir."

Danach hatte er das Gesicht schmerzlich verzogen. Er erinnerte sich damals an den Unfall. Und nun. Nun steht er plötzlich hier. Er sieht erwachsener aus. Er hatte seine Haare ordentlich gekämmt und war auch noch ein ganzes Stück gewachsen. Der wilde Funke wurde von einer dunklen Kälte verdeckt, die jeder Erwachsene irgendwann aufwies. Nagisa neben ihm hatte sich die Haare geschnitten. Sie waren kurz und wurden von einem Hut verdeckt.

Sie stehen sich gegenüber.
Starren einander an. Keiner rührt sich und Nagisa verschwindet leise vom Feld, um den Beiden eine Auszeit zu gönnen.

"Wo warst du?"

Kein Hallo, kein Wie geht es dir, nein Wo warst du. Das war das erste was er fragte.

"Weg"

Sie zuckt mit den Schultern. Besah sich den Größeren. Sie hatte ihn vermisst.

Und plötzlich lag sie in seinen Armen.
Diese Arme, die sie so sehr vermisst hatte.

"Bleib hier, bitte. Nicht nur für ein Jahr. Für immer.
Du kannst bei mir wohnen. Mir egal. Aber bleib bitte hier."

Er vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren, die lang und seiden sind, so wie damals. Als sie ihn von sich weg drückt.

Sie zückt ihr Telefon und ruft ihren Auftraggeber und Mentor an. Dieser begrüßt sie auf Russisch. Woraufhin sie ihm nur kalt, ebenfalls auf Russisch antwortet, dass sie kündigt. Nach kurzer Zeit des Grübelns seitens ihres Mentors, unterbreitet er ihr einen Vorschlag, er wird ihr nur noch zwischendurch Aufträge in Japan aufgeben. Damit sie mit ihrem Jungen zusammen seinen könne, sagte er noch dazu und lacht, danach legte er auf.

Sie starrte den Rothaarigen kurz an, er starrt zurück. Als sie sich ihm in den Arm war und ihm auf den Mund küsst. Verwirrte von der plötzlichen Änderung seiner großen Liebe erwidert er nach kurzem zögern.

Was passiert war, war passiert und was noch kommen wird kann heiter werden.

Karma in den tiefen der japanischen Wirtschaft. Das verspricht lustig zu werden. Aber sie werden es zusammen durchstehen. So wie man es nun mal macht, wenn man verliebt ist.

One Shot SammlungWhere stories live. Discover now