Nein, kann ich nicht.

«Das mit Lediana und mir wird nichts Ernstes. Wir halten es unverbindlich», zerstöre ich seine Illusion.

Seine Augen werden groß. «Du und etwas Unverbindliches?» Er setzt Anführungszeichen mit seinen Fingern in die Luft, als hätte er etwas sarkastisches gesagt.

«Ja», entgegne ich trocken, sammle unsere Verpackungsreste vom Tisch auf und werfe sie in den Müll.

«Geht es dir wirklich gut?» Sein Blick ist skeptisch und wirkt auf mich, als würde er mich geradewegs durchblicken.

Aus der Angst heraus, dass er irgendetwas in meinen Augen lesen kann, wende ich ihm den Rücken zu und beginne unsere Teller von Hand zu spülen.

«Hast du deine Tage oder so?»

Ich wünschte, Becca wäre hier, die hätte ihm für den Kommentar die Augen ausgekratzt.

Sobald er sich neben mich an die Theke gelehnt hat, entdecke ich noch viel mehr Geschirr, das Eric hier abgestellt haben muss.

Die Spülmaschine ist voll und sauber, deshalb kümmere ich mich auch noch darum. Mir ist gerade jede Ablenkung willkommen.

Während dem Ausräumen, Abtrocknen und im Schrank verstauen, liegt Jans Blick auf mir. Mein Herz macht die ganze Zeit über komische und anstrengende Sprünge.

Irgendwann seufzt Jan laut und zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. «Ich weiß nicht, ob die Idee so gut ist. Du bist nicht gemacht für sowas. Du bist durch und durch ein Mensch, der glücklich ist, wenn er festgebunden ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Freiheit, die ihr einbildet, euch zu geben, gesund für dich ist.»

Schnaubend drücke ich mich zwischen ihm und der Kochinsel vorbei, um ins Wohnzimmer zu gelangen. Ist ihm klar, was er da gerade von sich gibt?

Er ist doch derjenige, der seit Monaten mit mir spielt.

«Paul, ich mache mir nur Sorgen. Ich will nicht, dass sie dich verletzt», schiebt er nach.

«Sie trauert ihrem Ex nach, wir haben Spaß, das war's.» Ich bin ihm keine Rechenschaft schuldig. Es geht ihn nichts an, was zwischen mir und Dina läuft.

Um dem Thema vollends entweichen zu können, lassen wir uns auf das Sofa fallen und ich drücke Jan einen Controller in die Hand.

Je öfter ich gewinne, desto mehr hebt sich meine Stimmung wieder.

«Das kann doch nicht sein!», ruft Jan empört und schubst mich zur Seite.

Lachend stütze ich mich auf einem Ellenbogen ab und versuche nicht im Spiel zu sterben. Ich bin schon immer besser in Super Smash Brothers gewesen als er.

Als ich ihm sein zweites Leben raube stürzt Jan sich plötzlich auf mich. Ich lasse mich fallen und ziehe meine Arme an, damit ich ihn nicht unnötig berühre. Mein Herz bleibt stehen und der Blonde windet sich auf mir, damit ich keine Möglichkeit habe weiter zu spielen, aber er sich dennoch bewegen kann.

Ich kann mich nicht wehren. Ich bin wie paralysiert. Mir rauscht das Blut in den Ohren, mir ist merkwürdig wohlig schlecht und ich glaube ich habe meine Stimme verloren. Er ist so nah, viel zu nah. Sein Geruch beißt mir etwas in der Nase.

Auch wenn ich will, dass er von mir runter geht, würde ich gerne meine Arme um ihn legen und ihn noch näher zu mir ziehen.

Nach einem Sieg zieht er sich freudig wieder zurück. Ich rapple mich mühselig auf und lege meine Hände auf seinen Arm, um ihn noch weiter wegzuschieben.

Ich strecke meinen Rücken durch und entdecke meinen Controller hinter mir, auf dem ich gelegen haben muss.

Plötzlich fühle ich mich erbärmlich. Mir ist kalt und schlecht.

the love you wantWhere stories live. Discover now