Part 32

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Endlich ging es zum Check in. Vermutlich das beste, denn ansonsten hätte ich es mir vielleicht doch noch anders überlegt.

Ich stand zwischen einem Paar und der älteren Dame, die ich beobachtet hatte. Sie hatte eine Umhängetasche über der Schulter und schaute immer wieder auf ihr ticket. Als sie aufblickte trafen sich unsere Blicke. Ich schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte.

Wir waren uns ähnlich. Das spürte ich.

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Reihe 9, Platz 3. Yes, Fenster! Mein Inneres machte einen freudentanz. Wenn schon, dann musste es ein Fensterplatz sein. Die Dame und ich hatten uns eine Weile unterhalten bis wir ins Flugzeug mussten. Und ich hatte recht. Wie waren uns ähnlich.

Ich quetsche meinen Rucksack in den verstauraum und setzte mich auf meinen Platz. Ein lauter Seufzer entrang mir. Nur nicht an Luke denken.

Zu meiner Überraschung nahm die Dame neben mir Platz.

"Was ein Zufall!" lachte ich. "Oh ja!" sie stimmte ein und wir setzten unsere Unterhaltung fort.

Ich erzählte ihr von Luke. Nicht von all dem drama. Aber dass ich alleine war, ohne Familie und in Hawaii dann auch ohne meine liebe und die zwei letzten Freunde die ich hatte. Sie lauschte mir und zwischendrin sah ihr Blick sehr mitleidig aus. Aber sie unterbrach mich nicht, sondern hörte sich meine Kurzfassung an. Es tat gut.

"Denkst du denn, es ist richtig jetzt abzuhauen?" Ihre Frage verwirrte mich. Ich haute nicht ab. Ich wollte lediglich endlich einen Neuanfang.

Sie bemerkte meinen verwirrten Blick. "Na, du scheinst diesen Luke wirklich zu lieben. Und er dich auch. Ich denke, nach all dem was du durchgemacht hast, könnte er dir Halt bieten. Vielleicht ist es nicht richtig jetzt zu gehen?" Ihr Blick war weich. Sie erinnerte mich an Mama. Aber wer wusste schon was richtig oder falsch war?

"Vielleicht ist das hier ein Zeichen. Dass wir startprobleme haben und es sich verzögert. Damit du nachdenkst und eventuell doch bleibst?" Wollte ich das? Hier bleiben, bei Luke?

"Glaubst du an Schicksal?" fragte sie mich. Ich nickte. "Und wie. Ich denke alles geschieht aus einem bestimmten Grund" "siehst du" Sie lächelte. "Aber genau deswegen hat es vielleicht einen Grund, dass ich Luke verlassen sollte. Er hat nicht ein mal versucht mich aufzuhalten.." Traurigkeit schwang in meiner Stimme mit. Ich musste mich beherrschen die tränen zurückzuhalten.

"Es ist natürlich deine Sache und ich habe nicht das Recht mich einzumischen Liebes. Aber ich habe meine große Liebe damals auch aufgegeben. Aus anderen gründen wie du, aber ich hielt es für richtig. Und es gibt nichts in meinem Leben was ich mehr bereue als diese Entscheidung."

Sie tätschelte meine Hand. Ihre Worte drangen durch meinen Kopf direkt zu meinem Herz.

Was, wenn Luke meine Bestimmung war? Mein Mann fürs Leben? Ich habe alles verloren und ihn gefunden. Das musste doch etwas heißen, oder?

"Ich bin übrigens Viola" Sie lächelte mich an. "Mary" kam leise über meine Lippen. Ich konnte nicht sprechen.

"Hier spricht noch einmal Ihr Kapitän. Wir konnten die Probleme beheben und setzen in Kürze zum Start an. Wir bitten vielmals um Entschuldigung. Es geht sofort los."

Ich schluckte. Es war vorbei.

Die Maschine setzte zum Rollen an. Ich schaute aus dem Fenster. Ich spürte Violas Hand stärkend an meinem Arm. Sie spürte wie schwer es mir fiel. Wie weh es mir tat. Das Flugzeug wurde schneller. Meine Kehle schnürte zu.

"Machs gut Luke" Ich lies den Tränen freien Lauf. Ich verabschiedete hier gerade meine große liebe. In er mir wohl jemals verzeihen würde?

Lukes View

"Hier ist es!" brüllte Jai. Beau trat auf die Bremse und ich hörte lautes Hupen hinter uns.

Abflug C. Sie flog mit Lufthansa. Ich hatte keine Ahnung wann der Flug startete. Alles was ich wusste war dass ich es einfach schaffen musste.

"Schnapp sie dir Bruder!" rief mir Jai nach, aber ich rannte schon in das Terminal.

Mein Blick flog über all die Tafeln. Viel zu verwirrend war das. Aber dann entdeckte ich ihren Flug. Ich rannte Treppen runter, durch drei Gänge, durch eine sicherheitskontrolle und war nun gefolgt von dem Wachpersonal. Aber es hielt mich nicht. Alles was in meinem Kopf war, war ihr Gesicht, ihr wundervolles Lächeln, ihre Stimme. Mary.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich rannte so schnell wie nie. Ich hörte die Polizisten hinter mir rufen, aber das trieb mich nur noch mehr an. Ich musste es einfach schaffen.

Und dann erreichte ich es endlich. Aber kein Mensch war mehr hier. Der Blick auf das Flugfeld war frei. Eine Lufthansa hob gerade ab. Bitte nicht. Mein Blick fiel auf die Tafel. Hinter ihrem Flug leuchtete der Schriftzug 'gestartet' in grün. Und mit einem Schlag war es wieder da. Das leere Gefühl.

Ich fiel auf meine Knie. Erschöpft von meiner Anstrengung, gedrosselt von dem Gefühl sie verloren zu haben. Was habe ich getan.

Ich lies meinen Oberkörper auf den Boden sinken und schluchzte laut.

"Ich hab es nicht geschafft..." bibberte ich. Die Polizisten zogen mich gewaltsam hoch. Wütende Blicke, laute Stimmen, tausende fragen. Der Asiate schüttelte mich.

"Ich habe sie verloren" flüsterte ich. Er schaute mir in die Augen und ich weiß nicht wieso, aber plötzlich liesen sie mich los. Er klopfte mir auf die Schulter.

"Liebe ist eine ziemlich blöde Angelegenheit mein Freund" Ich nickte schlaff. Ich versuchte meinen Atem zu regulieren. Aber es gelang mir nicht. Ich wollte weinen, schreien, aber nichts war mehr möglich. Mit gesenktem Kopf folgte ich dem Wachpersonal nach draußen.

Es war vorbei. Meine Zeit mit Mary. Einfach alles. Ich hatte es verbockt. Und ich hatte sie verloren. Alles war meine schuld.

One boy. (Luke Brooks)Where stories live. Discover now