Part 10

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Gedankenverloren starrte ich die Blätter an, die vom Wind die Straßen entlang gefegt wurden.
Plötzlich hörte ich stimmen. Ich richtete mich auf und erkannte zwei männliche gestalten. Sie schienen zu warten. Ich beobachtete alles aus meinem Versteck. Die zwei sahen nicht aus wie Kiffer oder Dealer. Sie sahen eigentlich normal aus.
Und was ich dann sah, konnte ich nicht glauben.

"Ihr wart wirklich so blöd und seid hier her gekommen" Luke lief mit seiner Waffe in der Hand auf die Männer zu. Er entsicherte sie und hielt sie auf sie gerichtet. Kurz darauf kam auch Beau und ich erkannte das asiatische Messer in seiner rechten Hand.
"Luke, wir haben alles gemacht wie du es gesagt hast" Die Männer erhoben die Hände.
"Ach ja? Wegen euch Schweinen ist unser Dad drauf gegangen und ihr glaubt, für das bisschen Kohle an unsere mum ist das erledigt?!"
In Lukes Augen war purer Hass zu erkennen. Mein Atem stockte.
Der zweite Mann ging einen Schritt auf Luke zu. Er war bestimmt zwei Köpfe größer.
"Mach keine Dummheiten Kleiner. Wir haben das Geld an eure Mutter überwiesen und wollte hier lediglich das Video entgegen nehmen"
"Nenn ihn nicht kleiner, du drecksau!" keifte Beau. Ich sah, dass der andere Mann ebenfalls Beaus Messer erkannte.
"Tut die Scheiß Waffen weg!" brüllte der große. Luke lachte.
"Ich mach dich kalt fettarsch" sein lachen verstummte und er sagte das mit so viel Ausdruck,dass ich wusste er meinte es ernst. Ich konnte und wollte nicht Zeuge eines Mordes sein.
Aber wieso hatten diese Typen den Jungs ihren Vater umgebracht? Und Geld an die Mutter ?
Jetzt fiel mir auf,dass ich deren Mutter nie gesehen hatte.
Egal, ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen.
"Johnny verdammt! Wir können unseren Vater nicht einfach so verenden lassen! Euch gebührt dasselbe.. Ihr habt ihn einfach umgebracht.." Beaus Stimme brach als er das schrie und Tränen liefen über sein Gesicht.
"Dein Vater hat sich in Dinge eingemischt die ihn nichts angingen" sagte der eine Typ, anscheinend Johnny. Dabei grinste er leicht. Und dieses Grinsen löste einen Kurzschluss bei Luke aus. Das konnte ich genau sehen. Er schoss Johnny gekonnt ins Knie. Mit lautem Aufschrei fiel er zu Boden. Der große rannte zu ihm.
"Lass ihn liegen!" Schrie Luke. "Stell dich wieder hin" Der große richtete sich erschrocken auf und hob die Hände. "Ihr könnt uns doch nicht einfach umlegen. Ihr seid noch Kinder, wisst ihr was das mit jemandem macht?! Außerdem wo wollt ihr uns denn hinbringen?" Er sah leicht verzweifelt aus. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, dass die Jungs sowas tuen konnten.
Johnny krümmte sich schmerzvoll am Boden. Es tat mir weh jemanden so zu sehen. Das Blut rann sein Bein entlang.
"Müll wird verbrannt, so Abschaum wie ihr auch" sagte Luke todernst. Johnny wurde bleich.
"Fuck man!! Du hast uns Angst eingejagt, ich hab schmerzen. Es reicht!!"
"Ich denke nicht" und kaum hatte Luke das ausgesprochen, entsicherte er die Waffe erneut und schoss dem großen in die Schulter.
Dieser taumelte nach lautem Aufschrei rückwärts und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter. Tränen flossen über mein Gesicht. Ich konnte das nicht zulassen,dass Beau und Luke die zwei Typen töteten.
"Betet um Vergebung" sagte Beau.
Johnnys Lächeln kehrte zurück.
"Na gut ihr Pisser. Knallt uns ab, aber unsere Gruppe wird euch jagen. Jeden den ihr liebt töten, bis wir gerecht sind. Und diese Genugtuung dass ich um Vergebung bettle, bekommt ihr nicht"
Er richtete sich auf und stellte sich neben den großen.
"Schieß Luke brooks. Ich sehe in deinem Blick pure Wut. Der letzte Blick deines Vaters war Angst, nichts konnte er aushalten, dieses weichei. Und weißt du was seine letzten Worte waren?" Er lachte auf. "Hauptsache meiner Familie geschieht nichts"
"Halt die Schnauze!!!" schrie Luke und Beau hielt ihn zurück damit er nicht zu nah an die zwei ran ging. Vermutlich hatte er Angst,dass sie ihn irgendwie überwältigen könnten. Luke gewann seine Fassung zurück und Beau lies ihn los.
"Sprich dein abendgebet" sagte Luke leise und entsicherte. Er zielte direkt auf das Herz.
Nein, nein, nein.
"Luke! Stopp!" Schreiend kam ich aus meinem Versteck. Alle vier starrten mich an, Luke und Beau geschockt die anderen verwirrt.
"Mary?" Luke senkte die Waffe und in dem Moment rannte der Große gegen ihn. Die Waffe flog auf die andere Straßenseite. Plötzlich fuhr ein Wagen mit quietschenden Reifen an mir vorbei. Ein großer schwarzer Van. Und eine Sekunde darauf war der Wagen, inklusive der zwei Typen verschwunden.
Zurückblieben Beau, Luke und ich. Wir standen uns gegenüber. Sie und ich. Keiner sagte etwas.
Luke holte seine Waffe und sah mich ausdruckslos an.
"Solltest du nicht im Krankenhaus sein?" "Ich wurde entlassen" Ich versuchte genauso cool zu klingen wie er. Aber verdammt noch mal vor ein paar Sekunden wollte er noch einen Menschen umbringen?! Und ich hatte das verhindert.
Er kam auf mich zu. Ich bewegte mich keinen Millimeter.
"Wieso zum Teufel bist du hier?! Und was zur Hölle denkst du dir mich zu stoppen?!"
Er schrie mich an, obwohl er direkt vor mir stand. Beau zog ihn an der Schulter zurück.
"Bro, vielleicht war es richtig." Luke funkelte Beau an. "Richtig?! Diese Typen da haben nichts anderes verdient! Und das weißt du genau wie ich Beau! Wer weiß was sie jetzt machen werden wo sie wissen, dass wir sie verarscht haben. Sie werden alle jagen. Dich, mich, Jai, Mama, nonna, Nonno.. Einfach alle verdammt!!" Er schüttelte Beaus Hand ab und wandte sich wieder mir zu.
Noch nie hatte ich Luke so verzweifelt gesehen. Er kam wider näher auf mich zu. Es passte kein Blatt mehr zwischen uns.
"Was hast du dir gedacht?!" flüsterte er wütend. "Ich kann dich keinen Menschen töten lassen luke"
Er lachte auf. "Achso und warum nicht?! Dieser Scheißdreck geht dich nichts an!"
"Vermutlich hast du recht. Aber du bist mir nicht egal. Ich weiß nicht was mir eurem Vater passiert ist oder was das für Typen sind.. Aber ich weiß dass ich gerade das richtige getan hab."
"Wie kannst du...?!" schrie Luke. Seine Augen funkelten vor Wut. Aber ich hatte keine Angst. Ich stand einfach da.
"Luke.." Beau ergriff wieder seine Schulter, aber er schlug ihn weg.
"Halt dich aus meinem Leben raus klar?!" fauchte er mir zu.
Das tat weh. "Ich lasse dich nicht ins Unglück Rennen.." flüsterte ich.
"Mein Unglück ist schon lange vollkommen. Und du gehörst dazu!" Das letzte schrie er wieder.
Und mit diesem Satz hatte ich nicht gerechnet. Ich war also sein Unglück ? Oder ein Teil davon?
Aber.. Ich.. Liebte ihn doch. Oh mein Gott, das wurde mir gerade bewusst.
Und ich war ihm egal, nein schlimmer noch. Ich war sein Unglück. Er sah mich erst jetzt wieder an wo ich rückwärts ging.
"Mary.. Ich.." stotterte er. Abwehrend hob ich die Hand. Die tränen verwischten mir die Sicht, ich drehte mich um und rannte davon.

One boy. (Luke Brooks)Where stories live. Discover now