Narben

7.5K 175 8
                                    

Aleksa's Sicht:

Blöder Wichser!! Er wird noch sein blaues Wunder erleben! Arschloch! Ich verfluche ihn innerlich, während die Stille im Auto immer unerträglicher wird. Was sitzt er da so blöd? Ich schaue ihn immer wieder wütend aus dem Augenwinkel an. Er sitzt neben mir, wie ein kleiner Junge, der was verbrochen hat und starrt auf seine Hände. Ich hoffe er fühlt sich schlecht, das sollte er nämlich auch! Ich seufze genervt und schaue wieder stur aus dem Fenster. Wieso sagt er denn nichts?
Die Minuten vergehen qualvoll und als das Auto endlich langsamer wird und einparkt, reiße ich die Tür auf und springe raus. Ich halte es nicht mehr mit ihm aus. Was ist das zwischen uns? Wir verzerren uns nach einander, können es aber nicht zugeben, obwohl es mittlerweile schon offensichtlich ist. Ich schüttle den Kopf. Nein! Ich werde nicht die jenige sein, die den ersten Schritt auf ihn macht. Wenn er ein Arschloch sein will, dann bin ich auch eins.
Ich rede mir selbst Mut ein, balle meine Hände genervt zu Fäusten und entspanne sie wieder. Ich sehe ihn von der anderen Seite des Wagens auf mich zukommen.
-" Was sollte das denn?"- schaut er mich wütend an, als hätte ich was Verbotenes getan.
-" Die Luft im Auto war ungenießbar."- sage ich entschloßen und werfe die Arme nach oben um mich auszustrecken. Er beobachtet jede meiner Bewegungen und schaut mich verdächtig mit zusammengekniffenen Augen an. Sagt dann aber doch nichts. Er hält mir bloß eine Kreditkarte hin.
-" Was ist das?"- frage ich etwas dümmlich, denn es ist offensichtlich, was das ist.
-" Das ist eine Platin- Kreditkarte, damit bezahlst du deine Einkäufe."- sagt er sarkastisch.
Ich mache ein " Sag bloß" Gesicht und nehme die Karte an. Er dreht mir den Rücken zu und wechselt ein paar Worte mit den Männern. Einer davon nähert sich mir und ich schaue Nathanael fragend an.
-" Ich sagte dir bereits, ich habe keine Geduld für sowas."- lächelt er mich an und geht wieder zum Wagen ohne sich umzudrehen.
Ich brauche ihn sowieso nicht. Ich werde seine Karte jetzt schön misshandeln! Dann setze ich mich in Bewegung und der Mann schreitet breiten Schrittes hinter mir her. Ich fühle mich ungewöhnlich klein neben dem breiten Schrank, der mich deutlich überragt. Der Blonde mit markanten Gesicht und einem dichten, hellen Bart ist mir schon mehrmals aufgefallen. Ich spüre seinen Blick immer wieder meinen Rücken durchbohren. Er war der jenige, der zum Auto eilte um mir die Tür aufzuhalten, nach dem Arztbesuch. Und auch wieder er war der jenige, der den ohnmächtigen Mann dem Flur entlang zog, der mich bei der Party im Anwesen überfallen hatte. Ich erinnere mich schwach an sein besorgtes Gesicht.
Wir befanden uns im Parkhaus und als wir in den Fahrstuhl stiegen, wurde ich fast gegen die Wand gedrückt, so breit war der Typ. Der blonde lächelt mich an und ich lächle zurück. Okay, das ist jetzt irgendwie komisch. Es war aber kein verschmitztes, charmantes Lächeln, was ein Mann einer Frau zuwerfen würde, um ihr sein Interesse zu zeigen. Es war einfach nur.. nett und irgendwie verbunden, obwohl er eigentlich gar nicht nett zu mir sein müsste. Der Fahrstuhl hält an und der Mann deutet mir höflich mit der Hand, vor zu laufen.
Ich fühle mich eigenartig sicher, er war ein echter Gentleman und nahm schnell seine Position hinter mir.
-" Wie ist dein Name?"- frage ich ohne mich umzudrehen.
-" Tarik."- antwortet er knapp.
-" Es tut mir leid, dass dir diese Bürde auferlegt wurde, zu babysitten. Du hast sicherlich andere Qualitäten, weshalb du Nathanaels Leibwächter bist."
Er läuft jetzt neben mir her.
-" Das ist nicht weiter schlimm. Ehrlich gesagt habe ich nichts dagegen, etwas Zeit in einer Shoppingmall zu verbringen. Es ist eine Abwechslung..zu dem Üblichen."- sagt er dann und führt mich zu einer Boutique, als würde er sich auskennen. In mir steigt eine Vorahnung, doch ich traue mich nicht diese Frage zu stellen. Ich stöbere einige Gondeln durch und nehme mir das Teuerste, was ich finden kann. Nicht weil ich es haben möchte, sondern weil ich Nathanael ein auswischen wollte. Nach einer Zeit kommt Tarik auf mich zu, der mich wohl gemerkt nicht aus den Augen gelassen hatte. In den Händen hält er mehrere Kleiderbügel mit süßen Kleidern. Schmetterlinge und Blumenmuster springen mir entgegen. Okaaay? Also die Vorahnung bestätigt sich langsam.
-" Ich denke, ich habe deine Größe getroffen."- sagt er dann freudig. Es sieht einfach nur komisch aus. Ein 1.90 großes, breitgebautes Tier mit beblümten Kleidern in den Armen. Ich mache ein gequältes Gesicht. Sowas war ja so gar nicht mein Geschmack. Viel zu kitschig und bunt.
-" Ähm..Ich finde dein Engagement wirklich nett aber das.."- ich ziehe eins der Kleider aus seiner stahlharten Umklammerung heraus und halte ihm das hin.-" ..das ist nicht so wirklich...mein Ding."
Er schaut etwas unsicher darauf und in seinen Augen erkenne ich einen Hauch von Sehnsucht. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass er es wohl viel lieber anziehen würde, als ich.
Die Situation bringt mich einfach zum lachen und ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf. Er lächelt ebenfalls verkrampft.
-" Ich habe da einen Vorschlag für dich. Wenn du etwas anziehst, was ich dir aussuche, ziehe ich das peinliche Kleid ebenfalls an. Dann tun wir beide etwas, was uns unangenehm ist."- ich versuche ihn ein wenig zu lockern und er nickt belustigt.
Es ist ziemlich schwer, etwas in seiner Größe zu finden, doch letzendlich bin ich auch fündig geworden. Das wird einfach urkomisch.
Wir gehen Richtung Umkleide und verschwinden zusammen hinter dem Vorhang.

Die Schöne und der Mafiaboss                       #TheEloquenceAward2019       Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt