22. Kapitel ☾

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Dem Mond ins Auge geblickt

┌── 𑁍*̥˚── ──── 𑁍*̥˚─┐
E l i a n a
─── 𑁍*̥˚ ── ─── 𑁍*̥˚┘

—»

Komm mein Kind, komm her zu deiner Mutter", hauchte die wohl sanfteste Stimme, die ich jemals gehört hatte in die finstere Nacht hinein.

Ängstlich kniff ich die Augen zusammen und versuchte irgendetwas in der vernebelten Dunkelheit ausfindig zu machen, doch vergebens. Es war viel zu dunkel, von nirgendwo ging auch nur der kleinste Hauch Helligkeit aus. Die Dunkelheit verschlang alles wie eine hungrige Schlange. Keine Umrisse, keine Schatten, kein Stückchen Licht — Nicht einmal mich selbst konnte ich sehen. Das Einzige, was ich wahrnahm, war der stark wehende Wind, welcher meine offenen Haare dazu brachte mir immer wieder auf's Neue ins Gesicht zu peitschen. Es war ein unangenehmes Gefühl die Haare zwischen den Augen zu spüren. Sie waren so kratzig und stumpf und dennoch unantastbar. Immer wieder versuchte ich mit meinen Händen die einzelnen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, vor allen Dingen aus der Augenpartie, doch bekam ich sie nicht gefasst. Meine Augen brannten durch die entstandene Reibung und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als sie einfach zu schließen.

Wo war ich hier nur gelandet?

Ein leises Lachen erklang um mich herum. Erst glich es einem Flüstern, doch es wurde von Mal zu Mal immer lauter, bis ganz plötzlich der Wind um mich herum verebbte und mit ihm das belustigte Gelache.

„Öffnet Eure Augen, Lady"

Erschrocken zuckte ich zusammen und schlang schützend die Arme um meine Mitte. Ganz langsam lugte ich zuerst aus einem Auge hervor, doch erkennen konnte ich nicht wirklich etwas, weshalb ich doch lieber beide öffnete. Doch das, was sich vor mir barg, war verrückt. Dort stand doch tatsächlich eine junge, hübsche Frau ohne jeden Makel. Sie erinnerte mich ein bisschen an Sia, wegen ihrer silbernen Haare, welche ihr bis zur Hüfte reichten. Doch das, was mich am meisten an ihr verwirrte, war ihre Erscheinung. Sie trug ein cremefarbenes Kleid mit einem weißen Korsett kombiniert.

„Trug man sowas denn nicht im Mittelalter?", flüsterte ich unbewusst vor mich hin und betrachtete die Kleidung der Fremden weiterhin.

Lächelnd blickte mir das junge Fräulein entgegen. „In der Tat, sowas trug man tatsächlich zu meiner Zeit, Mylady"

„Du kannst mich verstehen?", fragte ich verwirrt. „Ich beherrsche alle Sprachen dieser neuen, individuellen Welt, Eliana", entgegnete sie und strich sich eine ihrer losen Haarsträhnen hinters Ohr.

Gerade als ich sie fragen wollte, woher sie denn meinen Namen kannte, fuhr sie auch schon wieder fort.
„Oh verzeiht, ich vergaß! Mein Name lautet Luna und ich bin Euretwegen hier. Es tut mir außerordentlich leid, dass ich Mylady zu so später Stunde belästige, doch muss es so sein", entschuldigte sie sich, bevor sie erneut zum Reden ansetzte. „Eliana, beschleicht Euch auch nur der Hauch einer Ahnung was dies alles zu bedeuten hat?"

Warum sprach sie so ‚anders' und was wollte sie von mir?

„Also erst einmal, duze mich ruhig. Als nächstes, wieso sprichst du so anders?", wollte ich skeptisch wissen und legte fragend den Kopf schief.

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