4. Kapitel ☾

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God as a Devil

┌── 𑁍*̥˚──     ──── 𑁍*̥˚─┐
E l i a n a
─── 𑁍*̥˚ ── ─── 𑁍*̥˚┘

Nachdem Olivia mich ins Sekretariat gebracht hatte und ich die gesamten Unterlagen bekommen hatte, sprich; Bücher, Stundenplan, Schließfachnummer und Schließfachschlüssel, waren wir auch schon zum Chemieraum gegangen, welcher sich im westlichen Flügel befand. Es hatte sich herausgestellt, dass wir beide zwar nicht in die gleiche Klasse gingen, aber dafür in einigen Fächern gemeinsam Unterricht hatten. Zum Glück hatte auch sie jetzt Chemie, denn um ehrlich zu sein, ich hätte mich nicht alleine in die Klasse getraut. An dieser Stelle: Danke Gott.

[...]

Nervös stand ich vor der Klasse. Vorne am Lehrerpult, mit schwitzigen Händen und Lampenfieber des Todes. Neben mir stand mein neuer Chemielehrer, Mr. Grayson. Er hatte seine Arme hinter dem Rücken verschränkt und blickte wartend zu mir herüber. Vor ein paar Minuten hatte er mich nach vorne gebeten um mich doch mal kurz der Klasse vorzustellen.

Nun stand ich dort wie bestellt und nicht abgeholt. Schon immer hatte ich große Probleme damit gehabt vor einer großen Menschenmasse zu stehen und eine Rede zu halten. Meistens schlug mir mein Herz bis zum Hals, während mein Körper die Gestalt eines Zitteraals annahm. Von meinen Schweißausbrüchen erst gar nicht anzufangen!

Zum Teufel, mir war so heiß. Ich hatte das Gefühl zu glühen wie eine stumpfe, überladene Glühbirne. Gab es eventuell so eine Phobie? Bestimmt gab es sie. Es gab immer Menschen die Wörter erfanden, welche man am Ende nicht einmal aussprechen konnte. Die unaussprechlichen Kreationen nannten sie anschließend dann immer eine Phobie.

Alle Augen waren auf mich gerichtet und am liebsten würde ich jetzt sofort im Erdboden versinken. Die Hitze in meinem Gesicht wurde immer unerträglicher. So viel Aufmerksamkeit war ich schon lange nicht mehr gewöhnt gewesen.

Boden, bitte öffne dich und verschlinge mich. Ich werde auch immer ein braver Zombie sein und die Regenwürmer gut behandeln, versprochen.

Ein gekünsteltes Räuspern erklang neben mir und riss mich aus meinen Gedanken, welche einfach kein Ende nahmen.

„Ms. Molt, geht es Ihnen nicht gut?", fragte ein besorgt dreinblickender Mr. Grayson.

Nebenbei vernahm ich leises Getuschel, welches seinen Ursprung in den hinteren Bankreihen fand. Schwer schluckend schaute ich auf und sah in viele amüsierte Gesichter, darunter auch in Olivias.

„Verräterin", murrte Sia, woraufhin ich ihr innerlich zustimmte.

„Nein, nein. Alles in bester Ordnung, Sir", antwortete ich hastig und verschränkte meine Hände ineinander.

Es ist nichts Schlimmes, Eliana. Augen zu und durch.

Ein letztes Mal holte ich tief Luft, bevor ich meinen Blick starr nach hinten an die kahle, grün-gestrichene Wand schweifen ließ.

„Ich heiße Eliana Molt und ich bin 17 Jahre alt. Ich komme aus Frankreich, um genauer zu sein aus Saint Tropéz und bin aus familiären Gründen nach Phoenixia gezogen."

Das war's. Mehr mussten sie nicht über mich wissen — diese Informationen reichten für den Anfang völlig aus.

„War doch gar nicht so schlimm, oder?", wollte Sia wissen.

Am liebsten hätte ich den Kopf geschüttelt, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich nicht alleine in diesem Raum war. Deshalb antwortete ich ihr nicht, stattdessen nahm ich meinen Blick von der Wand und schaute zu meinem Chemielehrer, welcher mich eindringlich musterte, sodass mir erneut unangenehm warm wurde. Dann nickte er und zeigte mit seiner flachen, faltigen Hand in die Richtung der Schulbänke. Ich nahm es als ein stummes 'du darfst dich setzen' an, weshalb ich mit wackeligen Beinen zu meinem Platz marschierte.

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