Amnesia (Lashton)

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„Erklärst du mir mal, was das gerade sollte?“

„Was was sollte?“, unschuldig musterte er mich.

„Was das Flirten mit deinem Ex da eben sollte.“ Ich spürte, wie die Wut in mir langsam hochkochte und mein Magen krampfhaft zu kribbeln begann. Es war kein angenehmes Kribbeln, kein warmes und kitzelndes - nicht das, was von der Verliebtheit kam und den ganzen Körper für sich einnahm. Es war ein Kribbeln, bei dem sich mein Magen mehr und mehr zusammenzog und sich anfühlte, als würde er meine ganze Wut, den Frust und die Enttäuschung darüber, dass mein Freund in einer Tour mit seinem Ex flirtete, wenn sich beide sahen, auffressen wollen.

„Ash“, fing Luke an und machte langsam ein paar Schritte auf mich zu. Ich stand am anderen Ende des Raums. „Ash, das war doch nur flirten. Das war kein fremdgehen oder so was. Wieso regst du dich so auf?“

„Wieso ich mich so aufrege?“, und da war ich plötzlich noch mehr wütend. „Weil ich ins Wohnzimmer komme und mir angucken darf, wie du andauernd die Hand auf seinem Oberschenkel hast und ihn ihm massierst. Weil eure Dialoge auch nicht mehr so unschuldig waren, wie du gerade tust. Weil ich nicht will, dass ihr beide euch ständig darüber unterhaltet, was ihr früher so dreckiges gemacht habt, als ihr noch zusammen gewesen seid. Ich will so was einfach nicht, okay?“

„Ashton, das war nur ein Typ“, versuchte Luke mich zu beruhigen. Ich fand seine Ausreden immer dümmer. „Ich wusste nicht, dass du im Raum bist. Ich hab gedacht, du wärest unterwegs.“

„Das macht’s jetzt irgendwie nicht besser, Luke.“ Ich drehte mich auf der Ferse um und lief nervös zum Fenster. „Du verstehst mich überhaupt nicht, kann das sein?“

„Du verstehst mich doch auch nicht.“

„Was sollte ich denn daran verstehen können, hm?“ Die ganze Sache regte mich immer mehr auf. Ich verstand ehrlich nicht, wieso er es nicht einfach bleiben ließ, wenn er wusste, wie sehr es mich störte. Selbst Calum hatte mich darauf angesprochen, ob mit Luke alles in Ordnung sei, wenn er so heftig mit seinem Ex-Freund flirtete. Ich hatte nur gelacht.

Die Streiterei zwischen meinem Freund und mir ging so weit, dass ich bereits mit dem Gedanken spielte, ihn ganz aus Versehen einfach aus dem Fenster zu stoßen. Er machte mich so wütend damit, dass er mir die gesamte Zeit nur erklärte, ich würde übertreiben und müsste respektieren, wie er handelte. Und ich glaube, irgendwann brannten bei mir einfach die Sicherungen durch, weil ich mich nur noch darauf konzentrieren konnte, wie wütend ich auf ihn war.

„Wenn du das alles so siehst“, sagte ich, „Kannst du ja gleich Schluss machen.“

Verletzt schloss Luke seinen Mund. Er hatte ihn bis eben noch geöffnet, war wieder kurz davor gewesen, mir lauthals ins Wort zu fallen und mich zu unterbrechen. Nach meinen letzten Worten jedoch, war er für einen Moment unerwartet ruhig.

Ashton, fuhr ich mich in Gedanken selbst an, Du Vollidiot.

„Vielleicht mache ich das ja sogar“, Luke nahm seine Hände aus den Hosentaschen. Seine kristallblauen Augen weiteten sich ein wenig und hätte ich es in diesem Moment nicht für so unwahrscheinlich gehalten, hätte ich geglaubt, er würde gleich weinen.

„Dann tu’s doch“, ich konnte nicht anders, als ihn weiter zu provozieren. Ich wusste selbst, dass es falsch war, aber mein Verstand konnte meinen Mund nicht mehr kontrollieren.

„Weißt du was?“, Lukes Blick lag auf mir, seine Augen fixierten meine eigenen. „Das mache ich.“

Ich schluckte. So weit hatte ich es doch nie kommen lassen wollen.

„Du machst also Schluss, ja?“, fragte ich nach. Ich hörte meine Stimme gegen Ende des Satzes hin brechen.

„Ja“, antwortete Luke knapp, „Mache ich. Ich beende es. Es ist vorbei.“

One Shot - BuchWhere stories live. Discover now