Kapitel 4 Die Bande

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James

Nachdem an der Tür geklopft worden war, wartete der Vampir erst einmal eine Weile. Doch es tat sich nichts. Zuerst dachte er sich, dass die Beiden wohl nicht da waren oder ihm einfach nicht öffnen wollten. Genau in dem Moment ging die Tür auf und vor ihm standen Ian und Stella. Sobald der Nightowl aber Foller sah, wurde seine Gefährtin hinter sich geschoben und seine Augen wachsam auf sein Gegenüber gerichtet. „Was willst du?", fauchte er den Älteren an, ließ ihn dabei aber keine Sekunde aus den Augen. „Ich will euch helfen. Es wäre doch höchst bedauerlich, wenn Richard zwei so talentierte Vampire töten lassen würde.", begann der Amerikaner und blickte dabei vom einen zum anderen. „Ich weiß, dass ihr fliehen wollt. Das hast du schon immer getan, Ian. Aber dieses Mal würde Richard euch suchen und finden. Danach würde er mich dazu zwingen euch beide zu töten." Mit diesen Worten wurde sein ‚Vortrag' geschlossen. Ein paar Sekunden wurde der Kalifornier nur groß und verwirrt angestarrt. Besonders der Londoner wirkte überrascht, auch wenn dieser direkt wieder misstrauisch zu werden schien. Das zeigten vor allem seine Antwort. „Aber warum sollte er uns verfolgen? Damals hat er das auch nicht getan! Warum jetzt? Und weshalb sollten wir gerade dir dabei trauen?" Beinahe wäre ein Seufzen über die Lippen des Bandenmitglieds gekommen. „Weil er etwas in dem Mädchen sieht. Irgendwas an Stella macht ihn verrückt. Er will sie unbedingt. Außerdem fände ich es bedauerlich, wenn ich euch töten müsste.", wurde schließlich erwidert. Entsetzen breitete sich auf dem Gesicht seines Gegenübers aus. „Er ist also quasi besessen von Stella?" James dachte erst einmal darüber nach und antwortete danach ganz ehrlich. „Ich weiß es nicht. Es könnte durchaus sein." Nachdem er einmal durchgeatmet hatte, fuhr er fort. „Seit er dich, Stella, getroffen hat, ist er nicht mehr derselbe. Er ist so in Gedanken versunken und durcheinander." Diese Antwort war wohl nicht das, was der Brite von dem Cliquenmitglied erwartet hatte. „So eine Aufrichtige Antwort hatte ich nicht von dir erwartet, James. Ich hatte ja meine Zweifel, doch ich glaube dir, dass du uns nur helfen willst. Also... Was sollen wir tun?" Ja, was sollten sie tun? Für einen Augenblick sahen sich die beiden Männer einfach nur an, ehe der Ältere seinen Blick zu der Rothaarigen gleiten ließ, die immer noch hinter ihrem Schöpfer stand und bisher noch nicht ein Wort gesagt hatte. Das war Foller durchaus aufgefallen, jedoch war es ihm egal, solange der Nightowl ihm vertraute. „Am Besten ihr kommt mit mir mit und wir reden gemeinsam mit Richard. Ihr solltet euch definitiv uns anschließen, auch wenn ich euch raten würde, nicht an den Jagden teilzunehmen. Das wäre vermutlich nicht für euch." Bei seinen letzten Worten richtete sich der Vampir vor allem an die Französin. Das war auch die Person, die ihm schlussendlich antwortete. „Das klingt doch nach keiner schlechten Idee. So bekommt Dweel, was er will, und wir müssen eure grausamen Jagden nicht miterleben. Was sagst du dazu, Ian?" Dieser hatte seine Lippen zusammengepresst. Seine Gesichtszüge verrieten, dass er ernsthaft über alles nachdachte. Dann sah ihm Stella tief in die Augen und sein Blick wurde weicher und freundlicher. „Okay, da ich auch keine bessere Idee habe, die uns nicht den sofortigen Tod bringt und Stella anscheinend dein Vorschlag zu gefallen scheint, James... Wir kommen mit." Also wartete Foller darauf bis die Beiden fertig waren und die Haustür geschlossen wurde. Dann fragte er sie noch einmal. „Fertig?" Die Zwei nickten, also machten sie sich auf den Weg. Als sie bei einem alten Haus ankamen, blieb James stehen und die anderen taten es ihm gleich. Da standen sie nun. Vor einem alten, aber zugleich ziemlich großen Haus. „Hier wohnt ihr?", kam schließlich die ungläubige Frage von der Rothaarigen. Auch, wenn es für mich nichts allzu Besonderes war, für meine neuen Freunde musste es riesig sein. Es war nämlich das Anwesen einer Familie, in die Richard und James sich eingenistet hatten und es war fast so groß wie ein Schloss. Auch diese Art Villa lag am Stadtrand von London. „Ja, darin wohnen wir. Das ist das alte Anwesen einer Familie, die Richard und uns... aufgenommen hatte. Vor vielen Jahren...", erwiderte er, ehe er noch etwas hinzufügte. „Wir sollten jetzt aber nach drinnen gehen, bevor Richard uns hier draußen bemerkt und denkt, dass irgendetwas nicht stimmt." Damit ging er auf die Haustür zu und öffnete diese. Beide schienen von dem Innenleben ziemlich beeindruckt zu sein. Beinahe hätte der Amerikaner darüber gelacht. Denn vor allem das Gesicht der DuCrainer strahlte immer mehr, je weiter sie in das Gebäude eindrangen. Vielleicht lag das an den vielen prunkvollen Malereien, Säulen und dem Mamorboden. Schließlich kamen sie an der Tür an, die zum Zimmer von Richard führte. Kurz zögerte der Kalifornier, was auch die anderen Beiden bemerkten, da war er sich sicher. Doch dann öffnete er die Tür nach einem kurzen Klopfen und trat ein. Sein Oberhaupt saß noch immer auf seinem Bett und war komplett in Gedanken versunken, genauso wie er ihn zurückgelassen hatte. Sein Chef schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass sie eingetreten waren. Also räusperte sich James. „Ähm... Boss?" Dieser schrak hoch und sah ihn verwirrt an, ehe er wieder zu wissen schien, wo er war. „Erschreck mich nie wieder! Verstanden?" Foller nickte. „Gut, was willst du nun schon wieder?", fragte er seine rechte Hand, bemerkte aber dann endlich Stella und Ian, die schweigend im Türrahmen standen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht als er das Mädchen erblickte. „Ach, habt ihr euch schon entschieden? Hoffentlich habt ihr die richtige Wahl getroffen!", sagte er immer noch lächelnd und rieb seine Hände aneinander. Dann herrschte ein paar Sekunden Stille, ehe sein Untergebener sich räusperte und den Vorschlag, den er zuvor Ian und Stella gemacht hatte, auch seinem Schöpfer vortrug. „Sie schließen sich uns an, aber wollen an keiner unserer Jagden teilhaben. Sie wollen lieber für sich allein jagen." Für einen Moment verzog der Älteste verächtlich sein Gesicht und schnaubte. „Ach, wollen sie das?" Sein Blick huschte von der Französin zum Briten und wieder zurück. „Nun, was soll ich sagen. Ich finde es hervorragend, dass sich die Zwei bereits entschieden haben und das für das Richtige. Mein Respekt! Ich dachte eher, dass der kleine Ian wieder fliehen würde. Anscheinend hat meine getreue rechte Hand dafür gesorgt, dass ihr zur Vernunft gekommen seid, auch wenn die Anforderungen etwas seltsam sind. Wenn ihr jemand Anderes wärt, würde ich diese abschlagen und euch töten lassen." Eine kurze Pause folgte, ehe fortgefahren wurde. „Aber im Moment bin ich schon froh, dass ich euch auf meiner Seite habe. Also, herzlich willkommen in unserer Bande!" Damit war es also besiegelt. Die beiden Neulinge waren währenddessen ziemlich eingeschüchtert und sagten kein Wort. Ja, es herrschte regelrecht erdrückende Stille, die keiner unterbrechen wollte. Schließlich ergriff der Handlanger Richards wieder das Wort. „Hrrrm", räusperte er sich zuerst. „Also, Richard... ähm... Boss, was gedenkst du jetzt zu tun?", fragte er zögernd. „Nund, nach der ganzen Aufregung durch Ian und... Stella... bin ich hungrig. Wie steht es mit dir?", wandte er sich fragend und schelmisch grinsend an James. Diesem wurde erst in diesem Moment klar, wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte. Richard bemerkte vermutlich seinen Gesichtsausdruck, denn er begann zu lachen. „Ruf die anderen zusammen. Wir gehen auf die Jagd!" An die beiden Neuen gerichtet fügte der Anführer noch hinzu: „Und ihr zwei, ihr könnt euch in meinem Haus ganz wie zuhause fühlen." Während Dweel sich erhob gab er den anderen zu verstehen, dass sie aus seinem Zimmer nun verschwinden sollten. Also verließen sie das Zimmer und der Älteste führte die Neulinge zu einem nicht belegten Zimmer, ehe er den Rest der Bande zusammenrief, indem er jedes einzelne Zimmer ablief und die Jagd ankündigte. Schließlich war auch dies erledigt und der Braunhaarige mit den Teddybäraugen begab sich auch endlich in sein Zimmer, um sich selbst fertig zu machen. Als er gerade unter der Dusche stand, hörte er, wie jemand an seine Zimmertür klopfte, welche kurz darauf geöffnet wurde. Dann war auch schon diese wunderbare, seidene Stimme zu vernehmen, welche seinen Namen rief. „James?" Einen Moment schloss der Vampir seine Augen. „Ich bin hier!", antwortete er schlussendlich aus der Dusche. Zu seinem Erstaunen marschierte das Mädchen einfach in sein Badezimmer, wo er nackt, ja splitterfasernackt, unter der Dusche stand. Abgeschlossen hatte er nicht. Wer spazierte im Normalfall auch einfach zu ihm in die Dusche? Doch plötzlich stand Stella auch schon vor ihm. Anscheinend wurde dieser erst da bewusst, dass er ja nackt war, weil sie einfach reingeplatzt war, während er am duschen war. Vor Scham wand sie ihr Gesicht von ihm ab und starrte konzentriert auf die Tür. James selbst war es tatsächlich nicht peinlich, dass die DuCrainer ihn so gesehen hatte. Warum auch? Schließlich sah er auch nicht schlecht aus und das wusste Foller. „Was brauchst du denn?", fragte dieser nur. „Ähm... nun ja... ich... wollte nur fragen, ob wir... ich meine Ian und ich... jetzt hierbleiben müssen, während ihr... nun ja... jagen geht.", brachte sie gerade noch zustande. Ihr schien die Situation viel peinlicher zu sein als dem Älteren. „Ich glaube, ihr könnt in der Zwischenzeit machen, was ihr wollt. Außer weglaufen natürlich. Aber wieso bist du damit zu mir und nicht zu Richard gegangen?" Die Frage war berechtigt. Eigentlich war Richard das Oberhaupt, weswegen man mit solch wichtigen Anliegen eigentlich zu ihn ging. „Nun, vor Richard hab ich... zu viel Respekt. Da will ich ihn nicht bei seinen Jagdvorbereitungen stören. Außerdem ist es angenehmer mit dir zu sprechen." Bei diesen Worten sah Stella direkt in seine braunen Augen. Natürlich konnte der Amerikaner verstehen, wenn man vor dem Boss Angst hatte. Das hatten viele. Und anscheinend mochte sie auch seine Augen, denn diese wurden weiterhin unentwegt angestarrt, ehe der Rothaarigen wieder einzufallen schien, dass er ja nackt war. Sofort wurde der Blick wieder abgewandt. Da der Kalifornier nicht wollte, dass ihr seine Gegenwart peinlich war, stieg er schließlich aus der Dusche und band sich ein Handtuch um die Hüften. Offenbar hatte die Französin auf eine Antwort gehofft, denn es herrschte erst einmal Schweigen. Das Mädchen verschwand aber auch nicht. „Nun ja, danke für die Antwort. Ich will dich dann wohl nicht länger davon abhalten dich fertig zu machen." Mit diesen Worten wurde die Stille durchbrochen, ehe sie auch schon wieder durch seine Badezimmertür verschwinden wollte. Im letzten Moment hielt Foller sie jedoch am Arm zurück. Sofort wandte sie sich ihm zu. „Bitte und du hältst mich nicht ab.", meinte er mit einem lächelnd, ehe er sich an ihr vorbei durch die Tür drückte und das Badezimmer verließ. Dabei wurde das Gesicht Stellas durchgehend fixiert. Sie selbst bewegte sich keinen Millimeter. „Na, willst du auch bei mir duschen, oder was machst du noch in meinem Bad?", fragte er neckend und grinste dabei, während seine Augen immer noch auf die Schönheit gerichtet waren. Auch sie schien den Blick nicht von ihm abwenden zu können. Er spürte, wie dieser musternd über seinen Körper und wieder zurück zu seinem Gesicht wanderte. Auf ihrem Gesicht konnte man deutlich erkennen, dass ihr durchaus gefiel, was sie sah.

Nicht mehr zu retten...Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum