Dreiunddreißig

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Zusammengekauert saßen Tom und ich in einer der Zellen unter Deck. Einer der Piraten der Moonima hatte uns hier eingesperrt, nachdem Bill wortlos das Zimmer verlassen hatte. Kurz darauf wurden wir gepackt und hier eingesperrt.

"Es tut mir leid." Tom saß neben mir auf dem nassen Holzboden und beobachtete durch ein Loch die raue See. Ich guckte ihn an. "Was tut dir leid?" Tom guckte mich nicht an. "Einfach alles." Er machte eine kurze Pause. "Ich wollte unbedingt meinen Bruder finden. Ich hätte nicht gedacht, dass es so enden wird." Er seufzte und guckte mich nun doch an. "Wieso enden?", fragte ich etwas verwirrt. Noch war doch nichts zu Ende. "Du weißt nicht was die Tweelinge sind, oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Das bedeutet Zwillinge.", erklärte mir Tom. Ich brachte nur ein 'Oh' zustande. Tom nickte und begann dann zu erzählen.

"Bill und ich sind am gleichen Tag geboren. Wir sind Zwillinge." Ja, und? Fragend guckte ich ihn an. "Das ist nicht normal. Eigentlich sollten wir nur eine Person sein, so wie du und jeder andere. Aber das sind wir nicht. Ich hatte mein Leben lang das Gefühl, dass ich unvollständig bin, weil ein Teil von mir fehlt. Der Teil, der zu Bill gehört. Und ihm geht es anscheinend nicht anders." Aufmerksam hörte ich zu. "Es gibt einen Zauber. Eine Art Ritual die das was wir sind ungeschehen macht. Durch dieses Ritual wird aus zwei Personen eine. So wie es eigentlich normal ist." Ich musste schwer schlucken. "Bill ist stärker als ich. Das bedeutet, dass ich bald nicht mehr da sein werde. Er wird mich in sich aufnehmen." Tom guckte wieder auf das Meer. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Ich meine. Was sagt man einer Person in so einer Situation. Das alles gut werden wird?!

Ich nahm Tom in den Arm. "Du bist so ein starker Mensch. Wir müssen Bill einfach überzeugen das nicht zu tun."

Genau in dem Moment hörten wir einen schweren Körper ins Wasser fallen. "Was war das?" Wir guckten beide durch das Loch aufs Meer. Ich erkannte einen Körper, der leblos im Wasser trieb. Er war groß, eindeutig ein Mann und schon etwas älter. "Tom, wer ist das?", fragte ich ihn doch genau in dem Moment erkannte ich ihn. Ich schlug die Hände vors Gesicht und blickte zu Tom.

Diesem entglitten gerade alle Gesichtszüge. Von fassungslos zu traurig bis zum Schluss nur noch die blanke Wut über war.
Blitzschnell stand er in mitten der kleinen Zelle, jeder einzelne Muskel angespannt. Er erhob die Stimme, die so voller Wut und Hass war, dass ich panische Angst vor ihm bekam. Doch seine Worte galten nicht mir, sondern seinem Bruder.

"Bill, du Monster! Du bist ein toter Mann, wenn ich aus dieser Zelle rauskomme. Wie kannst du es wagen meinen Vater einfach über Bord zu werfen! Ich schwöre dir ich bring dich um! Das hat er nicht verdient..." Tom schrie sich richtig in Rage trat immer wider mit dem Fuß gehen das schwere Eisenschloss, doch es öffnete sich nicht. Ich überbrückte den Meter zu ihm und nahm ihn fest in den Arm. Ich streichelte über seinen Rücken und murmelte immer wieder so etwas wie:" ist ja gut." oder "es tut mir so leid." Dann spürte ich plötzlich wie etwas nasses an meiner Schulter herunterlief. Tom weinte. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen und auch ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Der Captain war tot. Wahrscheinlich würde Tom auch bald sterben und ich? Ich wäre dann ganz allein.

Ich hab keine Ahnung wie viele Tage wir in dieser gottverdammten Zelle saßen. Tom hatte sich mittlerweile mit dem Tod seines Vaters abgefunden. Überraschend kam er nicht. Und irgendwann müssen wir alle mal sterben.
Irgendwann schloss Bill und ein anderer Pirat uns die Zelle auf.
"Aufstehen.", meinte Bill nur und grinste uns mit seinem typischen selbstgefälligen Grinsen an. "Wir sind da und werden nun einen kleinen Spaziergang machen." Ich guckte Tom an, doch dieser straffte nur die Schultern. Bill klatschte freudig in die Hände. "Auf diesen Tag habe ich so lange gewartet."

Logbuch einer SchiffbrüchigenWhere stories live. Discover now