Fünfundzwanzig

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So leid mir Jack auch tat und so weh es mir auch tat ihn so kaputt und verletzlich zu sehen. Ich konnte an seiner Situation nichts ändern. Und ein kleines bisschen verstand ich auch Tom. Trotzdem ist es schlimm wie er mit Jack umgeht.

Nach meinem kleinen Gespräch mit Jack bin ich wieder hoch an Deck. Ich hatte erst überlegt vielleicht noch mal mit Tom zu reden, aber es würde nichts bringen. Ich hoffe einfach, dass die beiden sich bald anfreunden werden. Jack ist eine so liebe Person und Tom auch. Man muss ihn nur erstmal richtig kennen lernen.

Nachdem ich meine Arbeit an Deck verrichtet hatte ging auch schon langsam die Sonne unter. Ich betrat müde das Zimmer neben der Treppe. Tom saß am Tisch und blätterte wild in einem Buch herum. „Was ist das?" Erschrocken guckte er auf. Hatte er mich etwa nicht gehört? Schnell schlug er das Buch zu. „Nichts. Es ist nichts." Er stand auf und stellte das Buch schnell in seinen Schrank. Ich seufzte. „Tom." Er drehte sich zu mir um. „Ich werde es dir erzählen. Aber nicht jetzt." Und da hatten wir wieder das tolle Thema: Vertrauen.

„Ich werde Bill mal einen Besuch abstatten." Bill? Achso, er meint Jack? Ich musste schlucken. „Tom, bitte sei gnädig. Er ist..." Tom unterbrach mich. „Lucia, ist gut." Ja, ich weiß. Ich mach mir wieder viel zu viele Sorgen. Aber Jack ist mir halt auch wichtig.

Tom verließ das Zimmer und machte sich auf den Weg zu den Zellen. Ich setzte mich seufzend auf das Bett. Das war doch alles einfach eine schreckliche Situation! Ich hatte überlegt Tom nachzugehen und sein Gespräch zu belauschen, aber ich musste ihm einfach auch mal ein bisschen vertrauen entgegenbringen. Er würde Jack schon nichts tun.

Mein Blick ging Richtung Schrank. Worin hatte Tom da geblättert. Schnell stand ich auf und öffnete den Schrank. Er war voll mit Büchern, Tagebücher hauptsächlich von Tom. Warum hatte er also in alten Büchern von sich selbst geblättert. Stirnrunzelnd setzte ich mich wieder aufs Bett, legte mich auf den Rücken und guckte an die Holzdecke.

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn plötzlich stand Tom wieder im Zimmer. „Und?" Ich setzte mich auf. „ Nichts. Ich hab mich ein bisschen mit ihm unterhalten." Tom setzte sich neben mich. Er strich sich mit der Hand eine verfilzte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es ist nur." Tom sah mich an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mein Bruder sein soll.", sagte er dann. „Wie meinst du das?" Er seufzte. „Er ist so anders. So, verletzlich und ängstlich." Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Tom. Das ist doch klar. Er ist so wie ich damals." Wir schwiegen eine ganze Weile. „Ich hab mir das Wiedersehen immer ganz anders vorgestellt.", flüsterte er dann leise. Ich nahm Tom in den Arm. „Er muss sich einfach an die ganze Situation gewöhnen und glaub mir. Das musst du auch." Er drückte mich einmal fester, ließ mich dann los. „Wir sollten schlafen." Ich nickte und legte mich wieder hin, Tom neben mich. Es dauerte noch einige Zeit, bis ich eingeschlafen war, doch dann fiel ich endlich in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen schlug ich die Augen auf. Ich sah die ersten Sonnenstrahlen, die in das Zimmer schienen. Tom war, so wie eigentlich immer, schon neben mir verschwunden. Schnell zog ich mich also an, machte mich fertig und betrat das Deck.

Unruhige Stimmung herrschte dort. Alle Piraten waren auf dem Deck und sprachen miteinander. Wo war Tom? Ich schaute mich suchend nach ihn um, fand ihn aber nicht. Was war denn hier los? Ich lief über das ganze Schiff. Ich hatte ein wirklich ungutes Gefühl. Wo zum Teufel steckt Tom. „Tom?", schrie ich, doch ich bekam keine Antwort. Das konnte doch nicht wahr sein. Und dann fiel mein Blick auf etwas. Die Piraten standen um etwas herum. Es war ein lebloser Körper. Oh Gott, bitte nicht.

„Lucia." Tom kam die Treppe hochgesprungen. Mir viel ein Stein vom Herzen. Okay, Tom war nicht tot. Aber wer war denn dann der Körper, da auf dem Holzboden. „Tom. Was ist hier los? Was ist passiert?" Er wollte gerade anfangen zu sprechen da unterbrach ich ihn wieder. „Meuterei?" Tom schüttelte wild den Kopf. „Nein. Glaub mir dann hättest du es mitbekommen." Ich schluckte. Stimmt er hatte recht. „Das da ist..." Er unterbrach sich selber. „...war unser Steuermann." Ja gut okay, ich habe gesehen, dass er tot ist. „Und er ist nicht das einzige Opfer.", sagte Tom dann leise. Ich musste schlucken.

„Wir haben einen Verräter unter uns?", fragte ich Tom leise.
„Ja." Er nickte.
„Irgendwer hat letzte Nacht wahllos Männer von uns getötet."
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Hey.
Ich entschuldige mich für dieses echt kurze Kapitel!

Logbuch einer SchiffbrüchigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt